„Ich habe eines meiner Lebensziele erreicht, indem ich dieses Grand-Slam-Turnier gewonnen habe.“ Auch wenn ihm der zweite ganz große Titel versagt blieb, selbst sein Bezwinger Daniil Medwedew schwärmte von Thiems Tennis. „Wenn Dominic so spielt wie heute, ist er einer der besten Spieler der Geschichte, vielleicht nicht was Titel oder Grand Slams betrifft, aber wenn er so spielt“, erklärte Medwedew nach dem knappen 4:6, 7:6, 6:4-Erfolg. „Dass ich ihn in dieser Form geschlagen habe, war wohl der beste Sieg meines Lebens.“
Thiem hat neben dem Major-Triumph in Flushing Meadows auch die Endspiele bei den Australian Open sowie in der O2-Arena erreicht. Zudem bleibt ihm wegen der Coronavirus-Sonderregel auch das Finale der French Open von 2019 bis Roland Garros in der Wertung stehen. Ein Angriff auf Platz eins scheint nun der nächste logische Schritt für den Lichtenwörther. „Ich habe mir noch keine Ziele für nächstes Jahr gesetzt, aber natürlich möchte ich im Ranking weiter nach oben.“
Ungewisse Zukunft
Die Ausgangslage sei aber sehr eng: „Rafa und Nole sind immer noch da oben, Roger kommt nächstes Jahr zurück“, sprach Thiem die „big three“ Nadal, Djokovic und Federer an. Mit Medwedew, Alexander Zverev, Stefanos Tsitsipas und seit diesem Jahr auch Andrej Rublew gebe es sechs, sieben Spieler, die in den nächsten Jahren um die Top-Spots kämpfen werden.
Wie es nun weitergeht, steht für die gesamte Tennis-Szene noch in den Sternen. Denn die besonders strenge Coronavirus-Politik in Australien könnte zu einigen Verschiebungen führen, auch die Australian Open könnten nicht wie geplant am 18. Jänner starten. Thiem wird den Start der Vorbereitung daran anpassen. „Stand jetzt dürfen wir frühestens am 1. Jänner nach Australien einreisen. Ich glaube auch, dass es sich noch nach hinten verschieben kann“, schilderte Thiem.
Raus aus dem „Bubble-Leben“
Thiem flog am Montag nach Hause, zwar in einen weiteren Lockdown, aber raus aus dem noch viel strengeren „Bubble-Leben“ auf der ATP-Tour. „Das ganz normale Leben ist nicht da, aber sicher freue ich mich rauszukommen, wieder ein bisserl mehr Sonne und frische Luft zu haben.“ Thiem wollte aber nicht über die schwierigen Zeiten klagen. Im Tennis sei man privilegiert, Events trotz Pandemie spielen zu können. „Wenn es nicht anders geht, wird es wohl so weitergehen müssen. Wahrscheinlich wird es dann umso schöner sein, wieder in vollen Stadien zu spielen“, vermisst Thiem die Zuschauer.
Das Jahr 2020 beschleunigte aber auch die schleichende Wachablöse der Superstars Nadal, Djokovic, Federer. Thiem hat nun als erst zweiter Spieler nach Andy Murray gegen alle drei zumindest fünf Mal gewonnen. Er selbst sowie u.a. Medwedew und Zverev sind bereit für die Zukunft, nicht erst nach dem Karriere-Ende dieses Trios. „Das ist unsere Herausforderung, dass wir gut bei den großen Turnieren spielen und dass wir selbst große Stars werden“, sagte Thiem zur ewigen Diskussion um die Wachablöse.