Fläschchen mit Desinfektionsmittel
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Wirtschaft

Desinfektion mit Duft aus der Destillerie

Weil in der CoV-Krise die Absatzmärkte wegbrechen, ist so manches Unternehmen gezwungen, andere Wege einzuschlagen. Eine Destillerie in Krems stellt etwa neben Schnaps nun auch Desinfektionsmittel mit Düften her.

In einem normalen Jahr würde es in der Destillerie Hellerschmid in Krems in diesen Tagen drunter und drüber gehen. Paletten mit Schnaps und Likören würden in die Apres-Ski-Orte in die westlichen Bundesländer wie Salzburg oder Tirol geschickt. Doch heuer ist alles anders. „Die Brennerei steht im Wesentlichen seit Beginn der Pandemie still“, sagte Geschäftsführer Bernhard Hellerschmid. „Wir haben massive Umsatzeinbrüche zu verzeichnen und unseren Betrieb durch die Produktion von Desinfektionsmitteln über Wasser halten können.“

Die Kremser Destillerie entwickelte unter anderem noch während des ersten Lockdowns ein Desinfektionsmittel mit Marillenduft. „Der technische Prozess ist nicht anders als das Ausmischen eines Schnapses oder Liköres. Man muss auf die Vorgaben achten, sehr präzise und vorsichtig arbeiten, weil es hochprozentiger Alkohol ist“, sagte Hellerschmid. Die Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist sogar etwas einfacher geworden. Während bei einem Likör bis zu 20 Komponenten zusammengemischt werden, sind es bei einem Desinfektionsmittel fünf.

Mitarbeiterinnen in der Destillerie füllen Desinfektionsmittel ab
ORF/Thomas Koppensteiner
Normalerweise würde in der Destillerie um diese Jahreszeit Hochbetrieb herrschen. Nun füllen zwei Mitarbeiterinnen Desinfektionsmittel in kleine Fläschchen ab.

Durch den Marillenduft wurde Claudia Jerusalem, eine Unternehmensberaterin aus Klosterneuburg (Bezirk Tulln), auf die Kremser Destillerie aufmerksam. „Eigentlich bin ich darauf gekommen, wie die Mutter Gottes zum Kinde. Auf der Suche nach Neuerungen kam ich durch Zufall auf die Desinfektion und dachte mir, dass es eine Handdesinfektion braucht, die Spaß macht und die gut riechen muss. So haben sich die Wege mit Herrn Hellerschmid gekreuzt.“

Das Ergebnis der Zusammenarbeit sind kleine, bunte Fläschchen, in die Desinfektionsmittel mit verschiedensten Düften gefüllt wird. Neben Marille gibt es einen mediterranen Duft auf Heublumen-Basis oder Weihrauch. An einem Weihnachtsduft wird darüber hinaus derzeit gearbeitet. Die duftenden Desinfektionsmittel werden an Apotheken verkauft, sind aber auch für Unternehmen gedacht, die auf den Fläschchen ihr Logo drucken und diese als Werbemittel an die Kunden bringen können.

Sprühnebel soll ganze Räume desinfizieren

Neben der Destillerie arbeitet Jerusalem auch mit einem Unternehmen zusammen, das verspricht, ganze Räume inklusive der Oberflächen mit Sprühnebel virenfrei zu machen. Geschäftsführer Walter Hennemann demonstrierte das Verfahren für noe.ORF.at im Rapid-Fanshop in St. Pölten. „Es kann überall angewendet werden, wo man die Luft desinfizieren möchte“, erklärte er, „wo ein Schimmelbefall ist oder wo die Sorge ist, dass Coronaviren in den Aerosolen herumschwirren.“ Für Geschäfte, die viel Kundenverkehr haben, empfiehlt Hennemann, dass der Sprühnebel einmal am Tag zum Einsatz kommt.

Sprühnebelmaschine im Rapid-Fanshop in St. Pölten
ORF/Thomas Koppensteiner
Die Sprühnebelmaschine wird im Rapid-Fanshop demonstriert. Binnen kurzer Zeit füllt sich der Raum mit Nebel.

Bei dem Verfahren wird grob gesagt nicht mehr gemacht, als Wasser und Salz, mit Strom aufgeladen, in die Luft zu sprühen. Benötigt werden ein Kompressor und zwei Sprühnebelmaschinen. Für ein Geschäft mit rund 400 Kubikmeter wie den Rapid-Fanshop, der eine zweite Etage mit anderen eingemieteten Firmen hat, dauert die Desinfektion etwas mehr als eine halbe Stunde. „Wir machen dann immer den Vorher-Nachher-Test, sogenannte Abklatschproben, bei denen die Keimbelastung getestet wird“, sagte Hennemann. „Das wird ins Labor geschickt. Nach einer Woche hat man die Auswertung, dass die Desinfektion funktioniert hat.“

Das Verfahren ist nicht neu, es wurde schon vor dem Aufkommen der Coronavirus-Pandemie angewendet, hat aber nun mit Covid-19 neuen Auftrieb bekommen. Ein Test am Flughafen in Köln hätte „sehr gute Ergebnisse“ gebracht, auch bei der Wiener Berufsrettung und bei den Wiener Linien sei das Verfahren bereits zum Einsatz gekommen. Für Menschen sei der Sprühnebel jedenfalls unbedenklich, sagte Hennemann. „Der Wirkstoff ist kein Gefahrenstoff. Wir machen feinen Nebel und sonst nichts.“