Soziales

Lila Gebäude für Menschen mit Behinderung

Am Donnerstag werden Gebäude weltweit violett beleuchtet, auch in St. Pölten. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung soll Betroffene und ihre Anliegen sichtbarer machen. Einer von ihnen ist der 17-jährige Bernhard aus dem Waldviertel.

Der ORF beteiligt sich umfassend an dem Aktionstag. So wird auch das Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße beleuchtet. Im deutschsprachigen Raum findet die Aktion heuer zum zweiten Mal statt. Die öffentliche Aufmerksamkeit soll so verstärkt auf die Anliegen von Menschen mit Behinderung gelenkt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf deren wirtschaftlicher Teilhabe. Im Vordergrund stehen ökonomische Selbstbestimmung und der Beitrag, den Menschen mit Behinderung für die Gesellschaft leisten.

Violett beleuchtetes Parlament zum Aktionstag „Purple Light Up“ 2019
Parlamentsdirektion/Michael Buchner
Beim Auftakt der Aktion im Vorjahr wurde unter anderem das Parlament im Ausweichquartier in der Hofburg violett eingefärbt

Expertin im Interview

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung ist am Donnerstag auch Thema auf Radio Niederösterreich. Nach 11.00 Uhr ist die Mobilitätsexpertin Edith Grünseis-Pacher zu Gast. Sie hat den Verein „Club Mobil“ gegründet, der sich für die Mobilität von Menschen mit Behinderung einsetzt.

Das Projekt #PurpleLightUp hat starke Ähnlichkeiten mit der gleichzeitig stattfindenden Aktion „Orange the World“. Bei Letzterer macht die Frauenorganisation der Vereinten Nationen 16 Tage lang mit orangem Licht auf das gesellschaftliche Problem psychischer, physischer und sexueller Gewalt aufmerksam. Die Beleuchtung einiger Gebäude, darunter jenes von Raiffeisen Niederösterreich-Wien am Wiener Donaukanal, wechseln am Donnerstag für einen Tag von orange auf violett.

„Licht ins Dunkel“-Projekt für Bernhard

Eine der größten Gruppen innerhalb jener der Menschen mit Behinderung bilden die Autistinnen und Autisten. Laut der Österreichischen Autistenhilfe sind bundesweit etwa 50.000 Kinder davon betroffen. Bernhard Endl ist heute 17 Jahre alt und wohnt in Eggern (Bezirk Waidhofen an der Thaya). Sechs Monate nach seiner Geburt fiel seinen Eltern zum ersten Mal auf, dass ihm manches schwerer fällt als anderen in seinem Alter, etwa die Koordination zwischen beiden Händen. Die Diagnose Autismus kam deutlich später. Zu diesem Zeitpunkt war Bernhard drei Jahre alt.

Es folgten viele Therapietermine. Alles habe man durchprobiert, sagt seine Mutter Martina Endl: „Wir haben Physiotherapie gemacht, Ergotherapie und Logopädie. Auch Hippotherapie.“ Früh zeigte sich bei Bernhard eine Leidenschaft für Musik. „Als er noch klein war und hingefallen ist, habe ich für ihn gesungen und er hat sofort aufgehört zu weinen“, erzählt seine Mutter. „Es war ihm wichtig, dass er den Gesang hört.“

Elektro-Tandem für Bernhard
ORF
Bernhard und seine Mutter mit einem neuen Elektro-Tandem

Begeistern kann sich Bernhard auch für Bewegung an der frischen Luft. Mit Unterstützung der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ bekam er nun ein Parallel-Tandem mit Elektro-Motor. Damit kann er draußen unterwegs sein, seine Mutter sitzt neben ihm. Der 17-Jährige strahle dabei über das ganze Gesicht, sagt Martina Endl: „Manchmal schreit er auch vor Freude. Es taugt ihm voll.“