Haus der Wildnis
Robert Salzer
Robert Salzer
CHRONIK

Ein Haus für einen Urwald

Seit das Wildnisgebiet Dürrenstein zum Weltnaturerbe der UNESCO erhoben worden ist, stieg das Interesse daran enorm an. Deswegen entsteht in Lunz am See (beide Bezirk Scheibbs) das „Haus der Wildnis“, wo dieser besondere Wald präsentiert wird.

Das Verbotene hat einen besonderen Reiz, das wissen nicht nur Kinder. Das gilt genauso für das Wildnisgebiet Dürrenstein mit seinem Herzstück, dem Rothwald, denn hier gilt eigentlich „Betreten verboten“.

Das schuf eine Mystifizierung, die Neugier weckte. Weil das Interesse so gewachsen ist, diesen besonderen Wald kennenzulernen, wurde das Projekt „Haus der Wildnis“ entwickelt. Die jährlich gut 250 Führungen durch Ranger im Urwald sind nämlich schnell ausverkauft. Als Ergänzung dazu und als niederschwelliger Zugang für die breite Bevölkerung soll es im Zentrum von Lunz am See – wo jetzt noch Baustelle ist – ab Ende Jänner Natur mit Mehrwert für alle geben.

Mischung aus original und virtuell

Der Mehrwert ist die virtuelle Betrachtungsmöglichkeit, die Christoph Leditznig, Geschäftsführer des Wildnisgebietes Dürrenstein, beschreibt: „Wir haben hier zum Beispiel ein Stück Totholz aus dem Urwald in einem Terrarium liegen, umgeben von Pflanzen, die ebenfalls von dort stammen und unter denselben Bedingungen weiter wachsen. Das kann man optisch sehen. Dazu kommt die Möglichkeit, mit einem Tablet virtuell ins Innere des Stammes zu schauen und zu sehen, wie etwa sich eine Bockkäferlarve durchfrisst. Das sind Einblicke, die wir in der Natur nicht haben. Unser Konzept ist, diese beiden Betrachtungsformen zu mischen.“

Dach-Architektur Haus der Wildnis
Architekten Maurer & Partner
Architektonisch anspruchsvoll: das Weltnaturerbe-Haus von oben

Außen ist das 700 Quadratmeter große Haus architektonisch anspruchsvoll, modern gestaltet, verkleidet mit Tausenden Lärchenschindeln – innen ist es noch leer und wartet auf die vielen Ausstellungselemente, nicht nur über den Urwald, sondern auch über den Lunzer See und den WasserCluster Lunz.

Viele freiwillige Spenden

Bund, Land und EU zahlen dazu, aber die Finanzierung erfolge nicht über die öffentliche Hand alleine, betont Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Der Zusammenhalt ist unglaublich groß, knapp über sechs Millionen Euro wird dieses Projekt kosten, 2,5 Millionen Euro davon sind jetzt schon durch private Spenden finanziert. Durch Menschen, denen die Natur ein Anliegen ist, aber auch durch Wirtschaftsbetriebe, wofür ich sehr dankbar bin.“

Aber nicht nur am und im Haus der Wildnis wird gebaut, sondern auch rundum ist ganz Lunz eine Baustelle, es wird gepflastert und asphaltiert, auch zwei Hotelprojekte sollen in unmittelbarer Umgebung entstehen, wie Bürgermeister Josef Schachner (ÖVP) berichtet. Dazu kommen zahlreiche Parkplätze, auch das Zentrum werde neu gestaltet, so Schachner. Und er rechnet mit vielen neuen Arbeitsplätzen durch dieses Weltnaturerbe-Haus, das 3.500 Hektar unberührte Natur bietet, ab Ende Jänner konzentriert auf 650 Quadratmeter Ausstellungsfläche.