Bankomat
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Chronik

Immer weniger Bankomaten am Land

In ländlichen Gemeinden werden immer mehr Bankomaten aufgelassen. Das zeigt eine Studie der Nationalbank und das belegen Beispiele, etwa in Rossatz-Arnsdorf (Bezirk Krems) oder in Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt), wo man hart für den Erhalt kämpft.

In der Auslage beim Nahversorger in Rossatz-Arnsdorf, wo derzeit Werbeplakate und ein Adventkalender hängen, war bis vor einigen Monaten noch ein Bankomat zu finden. Es war der einzige Bankomat zwischen Mautern (Bezirk Krems) und Melk, auf mehr als 30 Kilometern entlang der Donau. Nun wurde der Bankomat abgezogen.

Vor drei Jahren wurde er nach einem harten Kampf der Gemeinde feierlich eröffnet, erklärt der Bürgermeister der Gemeinde, Erich Polz (ÖVP): „Die ganzen Bemühungen der Gemeinde bei den Banken haben nicht gefruchtet, es hat nur ein privater Anbieter einen Geldausgabeautomaten installiert und heuer wurde auch dieser abgezogen – für uns völlig unverständlich“, so Polz. „Es ist für die Bevölkerung nicht lustig und vor allem auch für die Gäste. Wir sind eine Welterbe- und Tourismusregion.“

Gutenstein
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Die Bank in Gutenstein wurde vor zwei Jahren geschlossen, nun soll auch der Bankomat aufgelassen werden

Gutenstein kämpft für Erhalt des Bankomaten im Ort

Noch nicht verloren ist der Kampf um den Bankomaten in Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt). Zwei Jahre nach Schließung der Bank soll nun auch der Bankomat abgezogen werden, eigentlich hätte schon vor einer Woche Schluss sein sollen. Durch die vehemente Gegenwehr der Gemeinde steht der Bankomat aber doch noch, hoffentlich bis man einen neuen Betreiber gefunden hat, heißt es von der Gemeinde. Derzeit sei man mit drei verschiedenen Anbietern in Verhandlungen. Auf Facebook wurde eine eigene Seite für den Erhalt des Bankomaten angelegt, auf der Einwohnerinnen und Einwohner erklären, wieso der Bankomat so wichtig für sie ist.

In ländlichen Regionen würden viele alte Menschen leben, so der Bürgermeister von Gutenstein, Michael Kreuzer (Bürgerliste „Gut für Gutenstein“), und gerade für diese Bevölkerungsgruppe sei ein Bankomat im Ort wichtig. „Die älteren Menschen sind nicht gerüstet. Die zahlen nicht mit Bankomatkarte, das sind Bargeldzahler“, meint Kreuzer. „Wenn die Leute in die Nachbarortschaft fahren müssten, dann werden sie künftig auch dort einkaufen. Wir müssen wirklich schauen, dass jede Ortschaft erhalten bleibt.“

94 Gemeinden haben keinen Bankomaten

Es ist ein Problem, das man nicht nur in Gutenstein und Rossatz-Arnsdorf kennt. In Niederösterreich gibt es laut einer Studie der Nationalbank 94 Gemeinden ohne einen Bankomaten. Am weitesten haben es nach den Erhebungen Bewohnerinnen und Bewohner in Miesenbach (Bezirk Wiener Neustadt), Puchenstuben (Bezirk Scheibbs) und Schwarzenbach an der Pielach (Bezirk St. Pölten) zum nächsten Geldautomaten. Zirka zehn Kilometer müssen die Betroffenen fahren, um Geld abzuheben.

Kirchenplatz Rossatz
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Am Kirchenplatz in Rossatz-Arnsdorf war der letzte Bankomat der Region zu finden, nun wurde auch der abgezogen

Auf die Nachfrage von noe.ORF.at bei mehreren Banken, warum es denn so sei, dass immer mehr Bankomaten in ländlichen Regionen aufgelassen werden, kam durchwegs das gleiche Statement: Der Betrieb eines Bankomaten würde sich in vielen Fällen schlicht und einfach nicht rentieren. In kleinen Gemeinden würden oft zu wenig Menschen Geld abheben. Damit ein Betrieb wirtschaftlich ist, brauche es aber eine gewisse Anzahl an Behebungen pro Monat.

Bankomat rentiert sich ab 3.000 Behebungen pro Monat

Das sei auch der Grund für die Auflassung in Rossatz-Arnsdorf gewesen, sagte der Österreich-Geschäftsführer des Betreibers Euronet, Alexander Gradl-Noll, gegenüber noe.ORF.at. „Es gab zu wenig Transaktionen. Der Bankomat wurde von der Bevölkerung nicht angenommen“, so Gradl-Noll. Der Betrieb eines Bankomaten koste monatlich 1.200 Euro. Pro Behebung würden 40 Cent an die Banken gehen. Also seien mehr als 3.000 Behebungen notwendig, damit sich ein Betrieb auszahle, rechnete Gradl-Noll vor. Das sei in Rossatz-Arnsdorf mit knapp über 1.000 Einwohnern nicht der Fall gewesen, meinte er – auch nicht mit erhöhten Gebühren für die Abhebungen.

Bei Euronet will man es in ländlichen Regionen jetzt mit einem kombinierten System aus Gebühren und Subventionierung des Bankomaten versuchen. So soll zum Beispiel die Gemeinde beim Erhalt mitzahlen. Auch andere Banken machen das so, etwa die Volksbank. „An wenig frequentierten Standorten werden diese manchmal von den Gemeinden unterstützt, wenn der Bedarf aus deren Sicht dringend ist“, heißt es in einem schriftlichen Statement.

Mann holt Geld aus Kassa
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Beim Nahversorger in Rossatz-Arnsdorf können Kundinnen und Kunden beim Einkaufen Geld abheben

Behebungen beim Nahversorger

In Rossatz-Arnsdorf fand man jedenfalls inzwischen eine andere Lösung. Beim Nahversorger am Kirchenplatz, wo früher der Bankomat zu finden war, kann jetzt an der Kassa Geld behoben werden, natürlich nur zu den Öffnungszeiten und erst ab einem Mindesteinkauf von zehn Euro. Kundinnen und Kunden können beim Bezahlen einen Betrag von maximal 200 Euro abheben. Das sei „vor allem für die ältere, nicht mobile Bevölkerung ein großer Vorteil“, so Otto Michael Ivan, Obmann des Vereins „Unser G’schäft Rossatz-Arnsdorf“.

Doch auch wenn es immer weniger Bankomaten am Land gibt und das für die Betroffenen ein Problem sein kann, geht aus der Studie der Nationalbank auch eine positive Zahl hervor: Mehr als 94 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher erreichen in weniger als fünf Kilometer den nächsten Bankomaten.