Gestellte Szene: Betrüger stehen bei Seniorin vor der Tür
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Chronik

Falsche Polizisten vermehrt unterwegs

Zur Zeit sind wieder vermehrt Trickbetrüger unterwegs, die sich als Polizisten ausgeben und vorgeben, Wertgegenstände und Bargeld angeblich sicher zu verwahren. Zuletzt wurden bei einer Frau in Klosterneuburg mehrere tausend Euro erbeutet.

Es beginnt meist mit einem Anruf über das Festnetz. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut und gleichzeitig für Verunsicherung gesorgt. So war es auch bei dem letzten bekannten Fall in Klosterneuburg. „Der Täter gab sich als Polizist aus und befragte die Frau zu ihren Vermögensverhältnissen und auch darüber, ob sie Wertgegenstände zuhause hätte“, sagt Florian Eggbauer, Sprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich.

Der 79-jährigen Frau wurde gesagt, es stünde ein Einbruch bevor, ihre Wertgegenstände seien nicht mehr sicher. „Ein zweiter Täter begab sich zur Wohnadresse der Dame, legitimierte sich dort wieder als Polizist und nahm die Wertgegenstände und auch einen hohen Bargeldbetrag entgegen“, schildert Eggbauer gegenüber noe.ORF.at.

Viele Opfer hatten schlechtes Bauchgefühl

Die Betrugsmasche ist nicht neu, wurde aber zuletzt wieder vermehrt angewandt. Die Betrüger würden stets sehr sympathisch, freundlich und eloquent auftreten, erklärt Andreas Bandion, Leiter des Fachbereichs für Kriminalprävention im Landeskriminalamt Niederösterreich. Als vermeintliche Polizisten – oft nicht einmal in Uniform, sondern zivil gekleidet – genießen sie darüber hinaus noch einen gewissen Vertrauensvorschuss. „Wir haben immer wieder mit Opfern zu tun, die dann bei der Einvernahme sagen: Hätte ich doch auf mein Bauchgefühl gehört“, sagt Bandion.

Diese Skepsis sei nur logisch, denn „kein Polizist befragt jemanden über Wertgegenstände im Haus oder wie sie gesichert sind, ob eine Alarmanlage vorhanden ist. Die Kapazitäten, dass wir auf die Wertgegenstände der Bevölkerung aufpassen, hat die Polizei nicht.“

Technischer Trick: Am Display erscheint oft „133“

Demnach sollten bereits beim Telefonat die Alarmglocken schrillen – auch wenn am Display die Nummer „133“ angezeigt wird. „Diese technischen Möglichkeiten gibt es, das sind einfache Tricks.“ Im Zweifel sollte man laut dem Experten das Gespräch unterbrechen, auflegen und selbst die Nummer der Polizei wählen, um nachzufragen, was es mit dem Anruf auf sich hat. Stehen die vermeintlichen Beamten bereits vor der Tür, kann ein Ausweis Klarheit bringen – mit Namen und Dienstnummer kann man dann wieder bei der Polizei rückfragen.

Eine gesunde Skepsis kann die Betroffenen vor hohem Schaden bewahren: Oft erbeuten die Betrüger mehrere tausend Euro. Das Landeskriminalamt versucht deshalb, über Seniorenvereine oder Seniorenzeitschriften zu sensibilisieren, ebenso Angehörige, und auch das Personal in Banken wird laufend geschult. Lässt sich eine ältere Person unerwartet einen hohen Bargeldbetrag auszahlen, sollte der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin nachfragen. „So wurden auch schon Straftaten verhindert“, so Bandion, „entweder, indem sich die Person von der Geldbehebung abbringen ließ oder in einigen Fällen hat auch schon die Bank selbst die Polizei verständigt.“

Bei Bedenken unbedingt an Polizei wenden

Falsche Scheu, sich an die – echte – Polizei zu wenden, sollte man nicht haben. „Wir nehmen lieber eine Anzeige zu viel entgegen, bevor eine Straftat unter den Tisch fällt.“ Sollte dennoch eine Hemmschwelle bestehen, appelliert der Kriminalist, sich mit seinen Bedenken zumindest an einen Angehörigen zu wenden. „Viele Menschen haben auch Polizisten im Bekanntenkreis“, auch das sei eine niederschwellige Anlaufstelle. Außerdem rät Bandion, keine hohen Bargeldbestände zu Hause zu verwahren. Wenn es nicht anders geht, sollte man sich einen hochwertigen Tresor anschaffen.