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Etappensieg im Kampf um den Wald

Seit 2016 hat es vor allem im Waldviertel viel zu wenig geregnet. Dadurch waren die geschwächten Fichten für den Borkenkäfer leichte Beute. Der Regen entspannte die Lage heuer zwar leicht, die Gefahr besteht aber weiter. Nun werden neue Wege eingeschlagen.

Lokalaugenschein in einem früheren Wald der Bundesforste in Weitersfeld (Bezirk Horn). Viele Hektar Fichten, die nicht mehr zu retten waren, wurden abgeholzt. Eine weite, trostlose Fläche blieb, die jetzt neu aufwachsen muss. Trotzdem keime leise Hoffnung, bestätigt Bernhard Funcke, Betriebsleiter der Bundesforste für das Waldviertel und die Voralpen: „Die Prognosen Mitte des Jahres, bevor der Regen kam, waren düster. Wir waren knapp an der Apokalypse. Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir bald den gesamten Fichtenbestand schlägern müssen. Aber dann kam der Regen und wir kommen auf ein Drittel weniger Einschlag als in den vergangenen Jahren.“

Bäume können sich wieder wehren

Der Grund dafür ist, dass die Bäume durch die Feuchtigkeit dem Schädling widerstehen können, beschreibt Funcke. Während man früher nur Bohrlöcher des Käfers gesehen habe, könne der Baum nun Harz entwickeln, mit dem alles verklebt und der Schädling abgewehrt werde. Nach Jahren habe der Baum erstmals wieder die Möglichkeit, sich zu wehren, sagt Funcke.

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Mit einigen Holzstämmen, die noch nicht abtransportiert wurden, wollen die Bundesforste nun experimentieren

Die Holzmassen, die geschlägert wurden, sind großteils abtransportiert, nur einige Stämme liegen noch auf der Kahlfläche. Mit ihnen wird experimentiert, erzählt Funcke: „Der Kopf des Harvesters wird etwas verändert, dadurch wird die Rinde gleich vom Baum entfernt. Und damit verliert der Käfer seine Grundlage.“ Denn zurück bleibt nur die Rinde, die aber austrocknet. „Das haben wir heuer erstmals ausprobiert. Jetzt warten wir, wie lang wir das Holz im Wald liegen lassen können, ohne es abtransportieren zu müssen.“

Holzpreise unter Druck

Durch die Schlägerungen sind Unmengen Holz auf dem Markt, wodurch die Preise gedrückt wurden – trotz der Rückgänge der Borkenkäferschäden im Waldviertel. Wolfgang Holzer, der Leiter der Logistik bei den Bundesforsten, berichtet aber von weiterhin großen Borkenkäfer-Schadmengen in Deutschland und Tschechien: „Holz ist eine europäische Handelsware, da greift die Marktwirtschaft.“

Die Entspannung im Waldviertel wird zudem durch Wetterextreme im Gebirge ausgeglichen, berichtet Bernhard Funcke: „Der Raum Ötscher, Dürrenstein, Hollenstein hatte es vor ein, zwei Jahren mit Windwürfen zu tun. Die haben wir zwar aufgearbeitet, aber der Borkenkäfer kommt unweigerlich, er hat heuer trotz Regens dort so richtig gewütet.“

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Die geschlägerten Waldflächen sollen nun langsam wieder aufgeforstet werden

Klimawandel verändert Waldwirtschaft

Die Kahlflächen gilt es nun wieder aufwachsen zu lassen – möglichst natürlich mit vielen verschiedenen Baumarten. Die Waldwirtschaft hat sich dadurch innerhalb kürzester Zeit komplett gewandelt, schnellwachsende Bäume, wie die Fichte, werden bald nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Alles sei abhängig vom Klimawandel, betont Funcke: „Temperatursteigerungen von vier oder fünf Grad wachsen uns über den Kopf, dann hat der Wald, wie wir ihn kennen, ausgedient. Dann müssten völlig andere Baumarten her, von denen wir nicht wissen, wie sie in dieser Region reagieren. Gelingt es uns aber, die Steigerung bei einem bis zwei Grad im Rahmen zu halten, dann können wir den Wald mit den heimischen Bäumen davonbringen.“

Fichten-Monokulturen gebe es ohnehin nicht mehr, und die, die noch bestehen, seien gefährdet, sagt der Experte. Bleibt das Wetter so feucht, wie seit Mitte des heurigen Jahres, könnten die bestehenden Fichtenwälder in drei Jahren „über den Berg sein“. Mit einer weiteren Trockenheitsperiode würde die Kahlschläge aber wieder von vorne beginnen.