Covid-Erkrankter 9 Monate danach
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Gesundheit

CoV: 52-Jähriger gewann Überlebenskampf

Hinter den Coronavirus-Statistiken stehen viele dramatische Schicksale und Krankheitsverläufe. Nicht alle Fälle gehen so gut aus wie jener von Bernhard Kreiner aus Leobendorf (Bezirk Korneuburg). Zwei Monate lag er im künstlichen Tiefschlaf, heute sei er „topfit“.

Dass der 52-jährige Unternehmer noch lebt, ist nicht selbstverständlich. Dass er bereits wieder mit dem Moutainbike fahren kann, schon gar nicht. Vor neun Monaten infizierte er sich in Ischgl in Tirol mit dem Coronavirus. „Ich bin mit zwei Freunden im März auf Skiurlaub gefahren und bin im Juli wieder zurückgekommen. Dazwischen waren vier Monate Krankenhaus, davon drei Monate Intensivstation und davon wieder zwei Monate künstlicher Tiefschlaf“, erzählte Bernhard Kreiner im Gespräch mit noe.ORF.at.

Wo er sich im Urlaub infizierte, weiß Kreiner nicht. Er sei Ski gefahren, Skitouren gegangen und habe in Restaurants gegessen. Sie seien damals völlig ahnungslos gewesen, sagte Kreiner rückblickend. „Da war es eigentlich kaum vermeidbar, dass man sich nicht infiziert. Also es macht jetzt schon sehr viel Sinn, sehr aufzupassen.“

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Ein Skiurlaub, der erst im Juli nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wirklich endete. Wo er sich ansteckte, weiß Kreiner nicht

Zurück zu Hause bekam Kreiner hohes Fieber. Zuerst wurde er im Landesklinikum Lilienfeld behandelt, dann im Universitätsklinikum St. Pölten. Die Krankheit wurde zu einem Überlebenskampf. „Es war eigentlich so, dass die Ärzte in der kritischsten Phase, die über mehrere Wochen dauerte, nur mehr für den nächsten Tag voraussagen konnten. Also: ‚Den nächsten Tag wird er noch überstehen, weiter können wir nicht schauen‘“, schildert der Unternehmer.

Es sei „schon sehr knapp gewesen“, so Kreiner. Eine Oberärztin habe zum Schluss zu ihm gemeint, dass so einen Coronavirus-Verlauf in Mitteleuropa bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Hand voll Menschen überlebt hätten. Dementsprechend schwierig war die Situation auch für seine Familie.

Nach Erkrankung 15 Kilogramm Muskeln weniger

„Meine Familie hat natürlich mitgezittert und jeden Tag mit der totalen Ungewissheit leben müssen. Niemand hat gewusst, wie es weitergeht. Die ganze Familie ist heute noch ziemlich beeindruckt, um es milde zu formulieren.“ Schlussendlich besiegte Bernhard Kreiner das Virus. 15 Kilogramm Muskeln baute er im Spital ab. Den positiven Blick in die Zukunft konnte er sich behalten. Auch sein vierjähriger Sohn unterstützt ihn auf dem Weg zurück.

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Mittlerweile fühlt sich der 52-Jährige „topfit“, wie er sagt. Gegen das Coronavirus sei er jetzt wahrscheinlich länger immun. Die Debatte um Tests und Impfungen beobachte er interessiert, meinte er. „Wenn man so wie ich oder meine Familie oder meine Umgebung wirklich sieht, was da passieren kann, wie arg das ablaufen kann, dann diskutiert niemand über Tests oder Impfungen. Wir freuen uns alle darauf, dass es etwas gibt, das das Leben wieder ein bisschen normaler macht.“

„Krankenhaus-Team hat um mein Leben gekämpft“

Der 52-Jährige appelliert, das Virus nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch körperlich starke Menschen könne es schwer erwischen. Den Ärztinnen und Ärzten sowie den Pflegerinnen und Pflegern rund um Professor Hörmann, dem Leiter der Intensivmedizin in St. Pölten, sei er zutiefst dankbar.

An den Tag seiner Entlassung könne er sich gut erinnern: „Sehr viele sehr freundliche Gesichter haben mir gewunken – ich habe zurückgewunken.“ Er habe auch eine Einladung erhalten, das Team einmal besuchen zu kommen. „Vielleicht kann ich das im Frühjahr machen, wenn der Trubel um das Virus endlich weniger wird und man wieder ins Krankenhaus darf. Das würde mich schon sehr freuen, wenn ich die Menschen persönlich kennenlernen kann, die mir so geholfen haben, die um mein Leben gekämpft und es geschafft haben, mich zurückzuholen.“