Hochmoor
pixabay/nidan
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Umwelt

Moorhilfe: Der Trockenlegung zum Trotz

Die Moorbestände sind in der Vergangenheit massiv zurückgegangen. Grund dafür ist vor allem der großflächige Torfabbau, der nicht nur die Moore austrocknet, sondern ganze Lebensräume raubt. Im Waldviertel wurde ein Moor mühsam restauriert.

Ein Moor in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuführen, ist eine mühsame Angelegenheit. Alles passiert in Handarbeit und unter Anleitung von ökologischen Experten: Sämtliche Geräte werden zu Fuß angeschafft. Im Moor selbst gibt es selbstverständlich keinen Strom, geschweige denn Zufahrten für Autos. Denn die können in die Moorgegenden nicht vordringen. In Brand-Nagelberg (Bezirk Gmünd) sah man bis vor kurzem ein Team unter Anleitung des Naturschutzbundes bei der Errichtung von Lehmdämmen und Holzbarrikaden inmitten des Moors „Bummermoos“ werken.

Damit wurde im Waldviertel ein kleiner Teil dessen rückgebaut, was der Landschaft genommen wurde, erklärt Peter Lengauer vom Naturschutzbund Niederösterreich. „Um ein trockengelegtes Moor wieder mit Wasser zu versorgen, muss man die für den Torfabbau geschaffenen Entwässerungsgräben wieder schließen. Das machen wir mit Lehm und Holz. Alles, was wir für diese Arbeit brauchen, wird von Hand hingebracht.“ Im „Bummermoos“ waren zwei Entwässerungsgräben mit sieben Grabensperren aus Holz und zwei Sperren aus Lehm zu schließen. Mit Dezember wurden die Arbeiten nun abgeschlossen.

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Arbeiten im Moor
Naturschutzbund NÖ
Die Holzbretter, die die Entwässerungsgräben verschließen, werden händisch eingeschlagen
Arbeiten im Moor
Naturschutzbund NÖ
Lehm und Holz verhindern künftig den Abfluss von Wasser aus dem Moor
Arbeiten im Moor
Naturschutzbund NÖ
Das „Bummermoos“-Moor soll sich durch die Restaurierung wieder in seinen natürlichen Zustand zurückentwickeln
Arbeiten im Moor
Naturschutzbund NÖ
Sobald die Landschaft wieder feucht wird, kann man sich nicht mehr frei zu Fuß bewegen
Lehm- und Holzarbeiten im Moor
Naturschutzbund NÖ
Ökologe Axel Schmidt beim der Arbeit mit Lehm und Holz im Moor
Moor
Axel Schmidt
Entwässerungsgräben sollen bald der Vergangenheit angehören
Moor
Axel Schmidt
Das „Bummermoos“ wird nach Abschluss der Arbeiten wieder zunehmend Wasser aufnehmen können

Zwei von drei Mooren sind verschwunden

Moore gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen Österreichs. Erst seit etwa 100 Jahren sind sie durch Entwässerung und Torfabbau stark beeinträchtigt. Im Waldviertel gingen binnen der kurzen Zeit 79 Prozent aller Moorflächen verloren. Laut Auskunft des Naturschutzbundes sind von 150 Moorstandorten mittlerweile nur noch 53 übrig.

Der menschliche Eingriff führte nicht nur zu einem Rückgang der Moore, sondern auch zu einer Bedrohung der für diese Ökosysteme typischen Pflanzen und Tiere, erklärt Lengauer gegenüber noe.ORF.at. Durch die Restaurierungsmaßnahmen in Brand-Nagelberg erhofft sich der Naturschutzbund eine Erholung des Gebiets. „Sobald die Gräben geschlossen sind, kann das für Moore notwendige Wasser wieder gespeichert werden, sodass sich die Landschaft zurückbildet.“ Dem Experten zufolge profitieren davon aber nicht nur Tiere und Pflanzen. Denn Moore speichern Kohlenstoff und tragen damit zum Klimaschutz bei. Zudem geben sie Regenwasser erst zeitverzögert an die Umgebung ab und beugen so Überschwemmungen vor.

Privatbesitz: Renaturierung oft unmöglich

Lengauer zufolge ist das Projekt in Brand-Nagelberg nicht das einzige, mit dessen Hilfe ein Moor wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt wird, weitere Restaurierungen sollen folgen. Der Weg bis zum Start ist aber oft steinig, denn viele der Moore befinden sich in Privatbesitz. „Wir freuen uns sehr, dass es nach vielen Jahren der Vorarbeit, der Unterstützung der Behörden und der Bereitschaft des Grundeigentümers nun gelungen ist, das Moor zu restaurieren", so Margit Gross, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Niederösterreich.

Finanziert wurde die Renaturierung auf Initiative der Europäischen Union mit Mitteln aus der EU, des Bundes und des Landes Niederösterreich. Österreichische und tschechische Naturschutzorganisationen, Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen arbeiten seit 2018 an mehreren Gemeinschaftsprojekten, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Lebensräume in Tschechien und Österreich über die Grenze hinweg zu vernetzen und dadurch ihre ursprüngliche Artenvielfalt weitestgehend wiederherzustellen.

Der Naturschutzbund Niederösterreich beteiligt sich an der Erhaltung der Moore im Waldviertel und in Südböhmen und erarbeitet mit seinen Partnern Moorentwicklungskonzepte sowie Moorschutzmaßnahmen. Im Rahmen dieser Initiative werden demnächst weitere Moore rückgebaut: fixiert sind bereits die Restaurierung des Naturschutzgebietes Gemeindeau, das Teil des Naturparks Heidenreichsteiner Moor ist, sowie der Rückbau des Haslauer Moors bei Amaliendorf (beide Bezirk Gmünd), das sich im Besitz der Bundesforste und der Kulturinitiative Amaliendorf-Aalfang befindet.