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Politik

Plagiatsaffäre: „Umgehende Prüfung“ an FH

Die Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt hat ein Prüfverfahren zu den Plagiatsvorwürfen gegen Christine Aschbacher (ÖVP) eingeleitet. Sie hatte dort 2006 ihr Studium abgeschlossen. Die Abläufe sollen nun „hinterfragt“ werden.

Er habe sofort nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen Christine Aschbacher (ÖVP) „eine umgehende Prüfung der Sachlage in Auftrag gegeben“, sagte Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP), der Aufsichtsratsvorsitzende der FH Wiener Neustadt, am Montag.

Fakt sei, dass die ehemalige Ministerin ihr Studium im Jahr 2006 – lange vor ihrer politischen Tätigkeit – abgeschlossen habe, wurde Schneeberger am Montag in einer Aussendung der Stadt Wiener Neustadt zitiert.

Schneeberger: „Damalige Abläufe hinterfragen“

Nun gehe es laut Schneeberger darum, „die damaligen Abläufe nachzuvollziehen und zu hinterfragen“. Die Kollegiumsleitung der Fachhochschule habe als zuständige Behörde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bis zum Vorliegen dieser Erkenntnisse seien Vorverurteilungen hintanzustellen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende. Er fügte hinzu, dass wissenschaftliche Integrität das Fundament der FH Wiener Neustadt sei.

Auch der Geschäftsführer der Fachhochschule, Armin Mahr, verwies am Montag auf das anstehende Ermittlungsverfahren. „Gegenstand dieses Ermittlungsverfahrens ist selbstverständlich der gesamte Prozess, der sich 2006 abgespielt hat. Die Arbeit, die verfasst wurde, der Maßstab des Gutachtens, den der Begutachter angelegt hat – all das wird im Rahmen dieses Ermittlungsverfahrens gewürdigt“, sagte er im ZIB2-Interview.

Hochschulen überprüfen Aschbacher-Titel

Die Hintergründe über die Plagiatsvorwürfe an Ex-Ministerin Christine Aschbacher werden von den beiden betroffenen Hochschulen überprüft werden. Am Ende könnte für Aschbacher nicht nur das Ende ihrer kurzen politischen Karriere stehen, sondern auch der Verlust ihrer akademischen Titel.

Im Zusammenhang mit den Plagiatsvorwürfen gegen die am Wochenende zurückgetretene Arbeits- und Familienministerin Aschbacher – mehr dazu in Plagiatsaffäre kostet Aschbacher den Job (news.ORF.at; 10.1.2021) – sorgen sich die Grünen um den Ruf der FH Wiener Neustadt. Es gebe einen Imageschaden, stellte Grünen-Landessprecherin Helga Krismer am Montag fest. Sie verlangte umfassende Aufklärung. Die Wiener Neustädter Stadträtin Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne) sagte dazu: „Die Reputation unserer Fachhochschule muss gewahrt bleiben.“

„Es gilt nun, weiteren Schaden vom Bildungsstandort Niederösterreich abzuwenden“, sagte NEOS-Landessprecherin Indra Collini. Eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge an der FH Wiener Neustadt rund um die Arbeit von Aschbacher müsse oberste Priorität haben.

Weitere Vorwürfe gegen Aschbacher

„Für ihre Dissertation will die Ex-Ministerin mit den Führungskräften von acht Unternehmen gesprochen haben. Ein Firmenchef bezweifelt, dass man mit Aschbacher in Kontakt war“, schrieb am Montag der „Standard“ (Onlineausgabe).

Sie habe mit acht Führungskräften von innovativen Unternehmen gesprochen, so Aschbacher in ihrer Dissertation: „Als Methode wurden qualitative persönliche Interviews gewählt, mit einer jeweiligen Dauer von mindestens 45 Minuten bis maximal 90 Minuten.“

Einer dieser Interviewpartner soll laut „Standard“ ein Vertreter des Unternehmens Urbas gewesen sein, eines Kärntner Betriebs. Die Namen der Interviewpartner werden in der Dissertation nicht genannt, lediglich ihre Funktion. „Bei Urbas will Aschbacher mit einer Führungskraft aus dem Bereich Technik gesprochen haben. Andreas Urbas, einer von drei Geschäftsführern des Unternehmens, schließt das aber aus“, schrieb der „Standard“.

Aschbacher verzichtet auf Stelle im Finanzministerium

Montagabend wurde zudem bekanntgegeben, dass Aschbacher nach ihrem Rücktritt ihr aufrechtes Dienstverhältnis im Finanzministerium mit Montag aufgelöst habe. Damit verzichtet sie auf ihr Rückkehrrecht und ihren Arbeitsplatz im Finanzministerium und die damit verbundenen Gehaltsansprüche. Dadurch entstehe kein Anspruch auf eine Gehaltsfortzahlung aus ihrer Ministertätigkeit, teilte das Ministerium der APA mit.