Chronik

SPÖ NÖ: Kritik am nationalen Impfplan

„Zu wenig, zu spät, zu zögerlich“ – mit diesen Worten hat Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) am Mittwoch scharfe Kritik am Impfplan der Bundesregierung geübt. Es fehle an Impfstoffen und auch an ausreichenden Informationen.

In vielen Ländern der Welt laufe die Impfaktion gegen das Coronavirus an. Mit Abstand am schnellsten sei bisher Israel, dort würden bereits mehr als 20 Prozent der Bevölkerung geimpft, führte SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl bei einer Pressekonferenz am Mittwoch aus. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten würden die Impfungen auf Hochtouren laufen, in Österreich hingegen seien bisher lediglich 0,59 Prozent der Bevölkerung geimpft.

„Das jetzige Chaos beziehungsweise der unglaubliche Mangel an Informationen ist besorgniserregend. Ich werde diesen April 75 Jahre alt und habe keine Ahnung, an wen ich mich wenden soll, um geimpft zu werden“, kritisierte auch Jacqueline Nestler im Zuge der Online-Pressekonferenz – eine „besorgte Bürgerin“, wie es hieß, die sich an Schnabl gewandt hätte. Sie unterstützt die Forderung nach einer Impfplattform für Niederösterreich.

Schnabl bei Online-PK
ORF/Screenshot
Franz Schnabl übte in einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch Kritik am Impfplan der Bundesregierung

„Mein Hausarzt weiß nichts, die Gesundheitsagentur weiß nichts, die AGES weiß nichts, das Ministerium weiß nichts. Die sogenannte Impfhotline besteht aus armen Menschen, die null Auskunft geben können – weil sie selbst keine Information haben – und heillos überfordert sind. Das Ganze ist ein Trauerspiel und trägt wesentlich zur Verunsicherung der Menschen bei, anstatt sie zum Impfen zu animieren“, kritisierte die 74-Jährige im Rahmen der Online-Pressekonferenz.

Management international schlecht bewertet

Das mangelhafte Krisenmanagement der Regierung spiegle sich auch im Bloomberg-Ranking wider, wurde im Zuge der Pressekonferenz weiter ausgeführt. Veröffentlicht wird monatlich ein Ranking zur Frage, welche Länder in der Coronavirus-Krise am lebenswertesten sind. „Österreich belegt hier nur den 41. von insgesamt 53 Plätzen. 21 Plätze hinter Bangladesch“, so Schnabl. „In Israel sollen mit Ende März über 60 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein – in Österreich will man bis dahin gerade erst mit den Risikogruppen und Teilen des Gesundheitspersonals durch sein. Deutschland hat umgerechnet auf die Bevölkerungszahl bereits fünf Mal mehr Impfungen verabreicht als Österreich.“

SPÖ fordert geordnetes Anmeldesystem und Informationen

In Niederösterreich soll eine zentrale Impfplattform kommende Woche starten. Ein geordnetes Anmeldesystem ist aus Sicht der SPÖ Niederösterreich unumgänglich: „Damit diejenigen, die sich impfen lassen wollen, einen gesicherten Termin haben, an dem auch die notwendige Menge an Impfstoff vorhanden ist“, so Schnabl. Diese Plattform soll eine „Terminlogistik" sicherstellen: „Es muss eine persönliche, individualisierte Information an die Versicherten betreffend der Impfmöglichkeiten geben“, forderte der Landeshauptfrau-Stellvertreter.

Kritik wurde am Mittwoch auch an der zögerlichen Lieferung der Impfstoffe geübt. Die von Österreich bestellten Impfdosen würden nur für rund 20 Prozent der Bevölkerung ausreichen. Schnabl führte als Beispiel die Situation in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) an: Dort seien rund 25 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Es müsse sofort Impfstoff nachbestellt werden, um ausreichend impfen zu können „Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass die Impfstoffe in ausreichender Anzahl besorgt werden und es einen Impfplan gibt, nach dem strategisch vorgegangen wird“, verlangt Schnabl.