DVD-Produktion der Tonkünstler im Festspielhaus St. Pölten
ORF/Fuchs
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KULTUR

Tonkünstler-Konzert für Homeschooling

Da derzeit keine Auftritte vor Publikum erlaubt sind, konzentriert sich das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich auf die Musikvermittlung. Derzeit wird im Festspielhaus St. Pölten eine DVD für Schüler im Homeschooling, aber auch für die Schulzeit nach der Krise produziert.

Der Mittwoch beginnt für die Musikerinnen und Musiker des Tonkünstler-Orchesters so wie die meisten anderen Tage derzeit, und zwar mit einem Coronavirus-Test im Backstagebereich des Festspielhauses. Eine aufwändige DVD-Produktion steht an. An vier Tagen werden die Alpensinfonie von Richard Strauss, die 9. Sinfonie von Antonín Dvořák und die Scheherazade, eine sinfonische Dichtung von Nikolai Rimski-Korsakow, mit zehn Kameras im Festspielhaus aufgezeichnet. Am Dirigentenpult gibt es für diese Produktion das Comeback eines alten Bekannten.

Musikvermittlung ist für Luisi derzeit besonders wichtig

Die aktuellen Zeiten machen es möglich, dass Fabio Luisi das aktuelle Musikvermittlungsprojekt des Tonkünstler-Orchesters dirigiert. Der italienische Dirigent war von 1994 bis 2000 Chefdirigent des Orchesters. Eigentlich hätte Luisi aktuell eine Konzertreihe in Dallas in den USA dirigieren sollen, aber die Pandemie machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Aber die Freude, wieder in St. Pölten zu sein, ist bei Luisi groß, hat er doch einst das Eröffnungskonzert des Festspielhauses dirigiert. „Es macht großen Spaß, hier zu sein“, so der italienische Dirigent, der dem Orchester eine positive Entwicklung attestiert: „Das technische Niveau ist sehr stark gestiegen und das musikalische Niveau des Orchesters war immer schon sehr gut.“

Dirigent Fabio Luisi beim ORF Interview
ORF/Kotzmann
Fabio Luisi war sechs Jahre lang Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich

Luisi bezeichnet die Arbeit der Musikvermittlung als besonders bedeutsam in der aktuellen Zeit. „Das ist vielleicht das Schöne in dieser schweren Zeit, dass wir denken, wir machen Musik für andere. Selbst, wenn wir kein Publikum live haben dürfen. Wir wollen trotzdem Musik vermitteln, für die Schulen, für unsere Städte und Länder, für die Leute, die Musik hören wollen und für die Musik eine Bereicherung des Lebens ist.“

Die Alpensinfonie von Richard Strauss bezeichnet Luisi als „große Kinomusik“, die sich für die Musikvermittlung besonders gut eignet. „Es ist eine relativ leichte Musik, nicht schwer zu verstehen. Das ist genau das richtige Projekt für diese Zeit“, sagt Luisi. Der Komponist Strauss beschreibt in der Alpensinfonie mit musikalischen Mitteln die Besteigung eines Alpengipfels und die Rückkehr ins Tal während eines Tages. Es gilt als typisches Beispiel für die musikalische Kategorie der Programmmusik.

Schulen sollen in Musikunterricht auf DVD zurückgreifen

Die DVD-Produktion ist gezielt so gestaltet, dass die Einheiten in Schulunterrichtsstunden eingeplant werden können. Neben der musikalischen Darbietungen gibt es Moderationsteile, die von Ö1-Moderator Albert Hosp gestaltet und gesprochen werden. Damit soll Musik erlebbar und erklärbar werden, sagt der Geschäftsführer des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich Frank Druschel. Laut Druschel werde die DVD nach der Fertigstellung an alle niederösterreichischen Schulen für den Musikunterricht verteilt. Sie soll Alternativen für das Homeschooling, aber auch für die Unterrichtszeit nach der Pandemie aufzeigen. „Das Konzept ist ein Vermittlungskonzept und bringt uns einem großen Ziel näher. Ich möchte als Tonkünstler-Orchester, dass jedes Kind in Niederösterreich die Tonkünstler zumindest einmal gehört hat, egal ob digital oder dann live“, sagt Frank Druschel.

Wann das Orchester tatsächlich wieder live vor Publikum wird spielen kann, das steht derzeit nicht fest. Die Zeiten für einen Orchesterbetrieb sind alles andere als einfach. „Die Unplanbarkeit ist schon ein Wahnsinn. Wir hangeln uns durch von Woche zu Woche und versuchen hier Dinge möglich zu machen und das Grundleben eines Orchesters aufrecht zu erhalten. Und wir haben auch damit zu kämpfen, dass wir aktuell einfach nicht wissen, was nach dem 24. Jänner passiert“, so Druschel.