Standesamtliche Hochzeit während der Pandemie
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Hochzeiten: Ein „Ja“ im Jahr der Pandemie

Trotz Krise hat es 2020 in manchen Bezirken mehr standesamtliche Hochzeiten gegeben als 2019. Die Trauungen finden seit Beginn der CoV-Maßnahmen ohne großes Fest statt. Dass sich dennoch viele für eine Hochzeit entscheiden, hat verschiedene Gründe.

Hochzeiten während Pandemie
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2020 wurden landesweit weniger Ehen geschlossen als 2019

Manche Änderungen sind auf den ersten Blick sichtbar, andere eher auf den zweiten. Alle Sessel bleiben bei der standesamtlichen Trauung in Melk leer. Im Raum befinden sich nur die Standesbeamtin, das Brautpaar – und in diesem Fall ein ORF-Kamerateam. Die Anwesenden tragen Gesichtsmasken, die auch beim Kuss nicht abgesetzt werden dürfen. Auf die FFP2-Maske der Standesbeamtin sind mit rosa Farbe kleine Herzchen gezeichnet. Es ist eines der wenigen erkennbaren Zeichen, die auf die Romantik im Saal hindeuten.

Landesweit wurden in den ersten drei Quartalen 2020 um knapp ein Fünftel weniger Ehen geschlossen als im Jahr davor. Einige Bezirke trotzten diesem Trend jedoch. Im Bezirk Krems gab es etwa ein leichtes Plus, manche Standesämter berichten gar von Zuwächsen um die Hälfte. Besonders viele Hochzeiten gab es im Standesamtsverband, zu dem Melk, Schönbühel-Aggsbach und Zelking-Matzleinsdorf (beide Bezirk Melk) gehören.

Standesamtliche Hochzeit während der Pandemie
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Standesbeamtin Sabine Luger mit dekorierter FFP2-Maske

„Wir haben den Brautpaaren angeboten, dass sie zu uns kommen können und in fünf Minuten verheiratet sind“, erzählt Standesbeamtin Sabine Luger. Eine größere Party könne man mit den Freunden schließlich auch noch nach der Pandemie feiern.

Vorteile der Kontaktbeschränkung

Viele Menschen würden Einschränkungen wie die Besucher- und Maskenregelungen in Kauf nehmen und sich trotz Covid-19-Maßnahmen für eine Hochzeit entscheiden, sagt Luger: „Manche Leute haben in der Pandemie Angst sagen, wir wollen heiraten, auch nur zu zweit. Oder es ist zum Beispiel ein Baby unterwegs und das Paar will ein eheliches Kind.“ In die Kategorie der eher weniger romantischen Gründe fallen auch finanzielle Sparmaßnahmen. „Es gibt auch Menschen, die nicht wissen, wen sie einladen sollen, oder in der Familie vielleicht ein paar Zwistigkeiten haben. So sagen sie, wir benutzen das für uns.“

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Ein Kuss kann auch mit Mund-Nasen-Schutz romantisch sein

Für Bräutigam Jürgen Weber aus Aggsbach-Dorf ist es eine Hochzeit aus Liebe – und ein logischer Zeitpunkt. „Im vergangenen Jahr haben wir uns mehr gesehen als andere Paare in zehn Jahren“, erklärt er gegenüber noe.ORF.at. Die drei Kinder seien in dieser Zeit die meiste Zeit zu Hause unterrichtet worden, er selbst habe daheim gearbeitet. „Die Feuerprobe in einer Partnerschaft haben wir auf jeden Fall schon hinter uns. Da kann man sich dann schon trauen“, sagt Weber mit einem leichten Lächeln.