Tiere

Mehrere gefährdete Insektenarten gesichtet

Beim diesjährigen Insektenmonitoring sind 355 Tierarten registriert und 12.432 Individuen erfasst worden, darunter auch einige gefährdete Tierarten. In Hörersdorf (Bezirk Mistelbach) wurde etwa der Schwarzhaar-Troll gesichtet, in Melk die Königskerzen-Blattzikade.

Das Monitoring wurde auf denselben elf landwirtschaftlichen Flächen – eine Intensiv-Obstplantage und zehn unterschiedliche Offenlandflächen und Biotoptypen – in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark durchgeführt, wie schon bei seiner Premiere 2018. Die Wiederholungsstudie sollte aufzeigen, wie sich die Art der Bewirtschaftung auf die Biodiversität der jeweiligen Fläche auswirkt, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Stiftung Blühendes Österreich.

Gemeinsam mit dem Ökoteam, der ARGE Schrefler-Komposch aus Graz und den Bewirtschaftern der Flächen fanden die Experten von Blühendes Österreich auf gesunden, extensiv bewirtschafteten Nutzflächen anspruchsvolle und daher seltene Arten. Darunter waren Tiere wie der Schwarzhaar-Troll, eine Wanzen-Art, die Kurzflügelige Schwertschrecke oder die Königskerzen-Blattzikade. Im Gegensatz dazu nehmen Monokulturen den Tieren ihren Lebensraum und weisen eine sehr geringe Artenvielfalt auf.

Pappel-Weichwanze war 100 Jahre verschollen

„Im Rahmen des zoologischen Monitorings wurden alle Flächen anhand der Indikatorgruppen Zikaden, Wanzen, Heuschrecken und Spinnen naturschutzfachlich bewertet. Dieser Wert wird mit jenem aus 2018 verglichen. Die Ergebnisse belegen einen durchwegs positiven Trend und eine Stabilisierung bzw. Erhöhung der Artenvielfalt“, erklärte Thomas Frieß vom Ökoteam, Institut für Tierökologie und Naturraumplanung in Graz.

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Schwarzhaar-Troll
Gernot Kunz
Der Schwarzhaar-Troll wurde in Hörersdorf entdeckt
Königskerzen-Blattzikade
Gernot Kunz
Die Königskerzen-Blattzikade sichteten die Experten in Melk
Pappel-Weichwanze
Lars Skipper
Die Pappel-Weichwanze war bis zu diesem Jahr nur aus Einzelfunden in Niederösterreich und Vorarlberg bekannt
Rotbraune Sackspinne
Walter P. Pfliegler
Die Rotbraune Sackspinne wurde heuer zum ersten Mal in Oberösterreich gesichtet

Beim Monitoring wurden insgesamt 122 Wanzen-Arten, 109 Zikaden-Arten, 91 Spinnen-Arten sowie 33 Heuschrecken-Arten gefunden. Naturschutzfachlich interessant waren dabei die Nachweise mehrerer hochgradig gefährdeter Arten wie die Trespenspornzikade, die Trug-Schilfspornzikade, der Schwarzhaar-Troll, und 35 Spinnen-Arten, die als gefährdet auf der Roten Liste stehen.

Zwei Funde ließen die Experten besonders aufhorchen: Die Rotbraune Sackspinne Clubiona saxatilis wurde erstmals auf oberösterreichischem Boden gesichtet und die extrem seltene Pappel-Weichwanze Brachyarthrum limitatum wurde das erste Mal in der Steiermark nachgewiesen. Diese Wanzen-Art war in Österreich 100 Jahre verschollen und nur aus historischen Einzelfunden in Niederösterreich und Vorarlberg bekannt.

Mehr Artenvielfalt durch veränderte Bewirtschaftung

„So erfreulich derartige Nachweise sind, zeigen sie doch den enormen Forschungsbedarf, der nach wie vor besteht. Deshalb sind Monitoring-Projekte wie von Blühendes Österreich ein wichtiges Werkzeug, um die momentan ablaufenden dramatischen Umweltveränderungen zu dokumentieren und in weiterer Folge konstruktiv reagieren zu können“, sagte Stephan Weigl, Leiter des Biologiezentrums Linz.

Die Ergebnisse des Monitorings seien nicht nur für die Biodiversitätsforschung, sondern auch für den Insektenschutz und den Erhalt der heimischen Artenvielfalt wichtig, hielt Dagmar Schratter, Vorstand von Blühendes Österreich und ehemalige Direktorin des Tiergartens Schönbrunn, fest.

Die beiden Biologen Klaus Schrefler und Harald Komposch, die gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern die standortgerechte Bewirtschaftung definiert hatten, ergänzten: „Bei der Vegetation ist es über alle Flächen hinweg zu einer Artenzunahme von zwei Arten pro Fläche gekommen. Die naturschutzfachliche Wertigkeit hat sich bei zwei Flächen von ‚mäßig‘ auf ‚hoch‘ geändert.“ Das sei vorwiegend der Veränderung des Biotoptyps infolge der geänderten Bewirtschaftung zuzuschreiben, so Schrefler und Komposch.