Laut Brandermittlern wurde die Zuleitung zur Gastherme manipuliert. Die Polizei geht davon aus, dass in einer Wohnung im dritten Stock die Verschraubung zwischen der Gasleitung und der Therme gelöst wurde. Dadurch konnte das Gas ungehindert ausströmen. Womit das Luft-Gas-Gemisch zur Zündung gebracht wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Auch einen Hinweis darauf, dass Brandbeschleuniger verwendet wurde, gebe es nicht.
Geklärt werden muss nun noch, ob es sich bei dem getöteten Mann um den Mieter dieser Wohnung handelt. Die Leiche des aus einem Schuttkegel geborgenen 60-jährigen Mannes wird laut Polizei über Antrag der Staatsanwaltschaft Korneuburg kommende Woche obduziert. Chefinspektor Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion Niederösterreich wies am Samstag darauf hin, dass die Identität des Opfers „bisher nicht bekannt“ sei.
Haus ist einsturzgefährdet
Samstagvormittag sah man auf dem Dach des Objekts mit vier bzw. fünf Etagen immer wieder Feuerwehrleute beim Erkunden der Lage. Die Explosion blieb Tagesthema in der an Wien angrenzenden Marktgemeinde mit etwa 8.000 Einwohnern. Selbst Familien mit Kindern machten sich von der Friedhofstraße aus bei Sonnenschein ein Bild vom Ausmaß der Explosion, bei dem es einen Toten, einen Schwer- und fünf Leichtverletzte gegeben hatte.
Weil das Haus nach der Explosion als einsturzgefährdet galt, mussten die Kriminalisten des Landes- und Bundeskriminalamtes zuwarten, ehe sie für ihre Ermittlungen ins Innere durften. Neben Feuerwehr und Polizei waren am Samstag auch weiterhin Mitarbeiter eines Sanierungsunternehmens am Ort des Geschehens tätig.
Hilfe im Krisenfall
Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.
Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.
Teile des Mehrfamilienhauses waren am Freitagvormittag vorübergehend in Vollbrand gestanden. Etwa 150 Helfer bekämpften die Flammen. „Immer wieder flackern Glutnester auf“, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger am Freitagnachmittag.
Aus diesem Grund blieb in der Nacht auf Samstag auch eine Brandwache an Ort und Stelle. Die Spuren des Feuers waren am Samstag an dem stark beschädigten Objekt deutlich zu sehen. Mehrere Wohnungen wurden völlig zerstört.
Feuerwehr: Wohnungen „völlig verwüstet“
Die Detonation hatte sich am Freitag um etwa 8.00 Uhr ereignet. Das obere Stockwerk des Objektes wurde teilweise weggerissen. Neben den Crews von „Christophorus 3“ und „Christophorus 9“ waren auch Notärzte, Rettungshunde und der Katastrophenhilfszug der Feuerwehr in Langenzersdorf im Einsatz.
Die Berufsfeuerwehr und die Berufsrettung Wien entsandten ebenfalls Helfer. An Ort und Stelle waren außerdem ein Polizeihubschrauber sowie mehr als 100 Beamte der Exekutive.
Die Verletzten wurden laut Sonja Kellner, der Sprecherin des Roten Kreuzes Niederösterreich, in drei unterschiedliche Krankenhäuser gebracht. Als aufnehmende Kliniken galten Korneuburg, Stockerau sowie das SMZ-Ost in Wien. „Die Verletzungsmuster waren Rauchgasvergiftungen und Kollapssituationen“, führte Landesrettungskommandant Werner Kraut aus. Zehn weitere Personen wurden im Langenzersdorfer Gemeindesaal vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut.
Resperger zufolge wurden die Wohnungen im dritten und vierten Stock des Objektes „völlig verwüstet“. Die Feuerwehr bot mehrere Drehleitern auf. Eine Person wurde mittels Leiter gerettet. Das gesamte Haus wurde evakuiert, außerdem wurde die Energiezufuhr abgeschaltet. In dem von der Explosion betroffenen Trakt des Objektes durften die Mieter nicht in ihre Wohnungen zurück. Sie wurden großteils bei Familienangehörigen und Freunden untergebracht.
Spendenkonten für Betroffene
Für die Bewohner findet am Montag um 17.00 Uhr eine Informationsveranstaltung mit Statikern, der Polizei und der Hausverwaltung im Gemeindesaal von Langenzersdorf statt. Die Betroffenen sollen dabei über die nächsten Schritte bezüglich Wiederaufbauarbeiten informiert werden. Wegen der Coronaviruspandemie ist je ein Vertreter pro Wohnung geladen.
Bürgermeister Andreas Arbesser (ÖVP) wies auf der Website der 8.000-Einwohner-Gemeinde darauf hin, dass zwei Spendenkonten eingerichtet worden sind. Die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg erließ wiederum nach dem Sicherheitspolizeigesetz (SPG) für das Objekt Schulstraße 2, Stiege 1 bis 3, und den angrenzenden Schubertpark zwischen Wienerstraße, Friedhofstraße und Schulstraße ein Platzverbot.