Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
ORF/Manuela Matl
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Chronik

Explosion: Gastherme laut Polizei manipuliert

Die Explosion in einer Wohnhausanlage in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) ist laut Polizei bewusst herbeigeführt worden. Bei der Detonation kam am Freitag ein Mann ums Leben, sechs weitere Bewohner wurden zum Teil schwer verletzt.

Laut Brandermittlern wurde die Zuleitung zur Gastherme manipuliert. Die Polizei geht davon aus, dass in einer Wohnung im dritten Stock die Verschraubung zwischen der Gasleitung und der Therme gelöst wurde. Dadurch konnte das Gas ungehindert ausströmen. Womit das Luft-Gas-Gemisch zur Zündung gebracht wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Auch einen Hinweis darauf, dass Brandbeschleuniger verwendet wurde, gebe es nicht.

Geklärt werden muss nun noch, ob es sich bei dem getöteten Mann um den Mieter dieser Wohnung handelt. Die Leiche des aus einem Schuttkegel geborgenen 60-jährigen Mannes wird laut Polizei über Antrag der Staatsanwaltschaft Korneuburg kommende Woche obduziert. Chefinspektor Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion Niederösterreich wies am Samstag darauf hin, dass die Identität des Opfers „bisher nicht bekannt“ sei.

Haus ist einsturzgefährdet

Samstagvormittag sah man auf dem Dach des Objekts mit vier bzw. fünf Etagen immer wieder Feuerwehrleute beim Erkunden der Lage. Die Explosion blieb Tagesthema in der an Wien angrenzenden Marktgemeinde mit etwa 8.000 Einwohnern. Selbst Familien mit Kindern machten sich von der Friedhofstraße aus bei Sonnenschein ein Bild vom Ausmaß der Explosion, bei dem es einen Toten, einen Schwer- und fünf Leichtverletzte gegeben hatte.

Weil das Haus nach der Explosion als einsturzgefährdet galt, mussten die Kriminalisten des Landes- und Bundeskriminalamtes zuwarten, ehe sie für ihre Ermittlungen ins Innere durften. Neben Feuerwehr und Polizei waren am Samstag auch weiterhin Mitarbeiter eines Sanierungsunternehmens am Ort des Geschehens tätig.

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Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
APA/Ernst Weiss
Die Explosion ist auch am Samstag Tagesthema in der an Wien angrenzenden Marktgemeinde Langenzersdorf
Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
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Am Samstagvormittag erkundeten Feuerwehrleute auf dem Dach des Hauses immer wieder die Lage
Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
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„Das Objekt ist einsturzgefährdet“, hieß es am Freitag seitens der Feuerwehr
Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
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Rund um den Ort des Geschehens ist großräumig abgesperrt
Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
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Die Aufräumarbeiten werden noch Tage dauern
Wohnhaus in Langenzersdorf am Tag nach der Explosion
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Die genaue Explosionsursache war Samstagmittag noch immer unklar

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Teile des Mehrfamilienhauses waren am Freitagvormittag vorübergehend in Vollbrand gestanden. Etwa 150 Helfer bekämpften die Flammen. „Immer wieder flackern Glutnester auf“, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger am Freitagnachmittag.

Aus diesem Grund blieb in der Nacht auf Samstag auch eine Brandwache an Ort und Stelle. Die Spuren des Feuers waren am Samstag an dem stark beschädigten Objekt deutlich zu sehen. Mehrere Wohnungen wurden völlig zerstört.

Feuerwehr: Wohnungen „völlig verwüstet“

Die Detonation hatte sich am Freitag um etwa 8.00 Uhr ereignet. Das obere Stockwerk des Objektes wurde teilweise weggerissen. Neben den Crews von „Christophorus 3“ und „Christophorus 9“ waren auch Notärzte, Rettungshunde und der Katastrophenhilfszug der Feuerwehr in Langenzersdorf im Einsatz.

Die Berufsfeuerwehr und die Berufsrettung Wien entsandten ebenfalls Helfer. An Ort und Stelle waren außerdem ein Polizeihubschrauber sowie mehr als 100 Beamte der Exekutive.

Die Verletzten wurden laut Sonja Kellner, der Sprecherin des Roten Kreuzes Niederösterreich, in drei unterschiedliche Krankenhäuser gebracht. Als aufnehmende Kliniken galten Korneuburg, Stockerau sowie das SMZ-Ost in Wien. „Die Verletzungsmuster waren Rauchgasvergiftungen und Kollapssituationen“, führte Landesrettungskommandant Werner Kraut aus. Zehn weitere Personen wurden im Langenzersdorfer Gemeindesaal vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut.

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Gasexplosion in Langenzersdorf, Flugaufnahmen des ÖAMTC
ÖAMTC
Tragische Bilder nahm der ÖAMTC aus der Luft auf
Explosion
EINSATZDOKU – WAGNER
Teile des Gebäudes stürzten auf die Straße
Explosion
EINSATZDOKU – WAGNER
Es sehe aus „wie nach einem Bombentreffer“, sagte der Bürgermeister
Spezial-Kran
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Am Nachmittag wurde dieser spezielle Kran angeliefert, um die Trümmer zu durchsuchen
Kran durchsucht Trümmer
ORF / Sunk
Mit Hilfe des Krans wurden die Trümmer durchsucht
Trümmer werden durchsucht
ORF / Sunk
Der ORF ist seit der Früh vor Ort, um die Geschehnisse zu verfolgen
Gasexplosion in Langenzersdorf, Flugaufnahmen des ÖAMTC
ÖAMTC
Ein Teil des Gebäudes wurde durch die heftige Explosion weggerissen
zerstörtes haus
ORF / Freudenthaler
Die Feuerwehrleute löschten die Flammen von außen
Explosion
EINSATZDOKU – WAGNER
In das Gebäude durfte niemand, es herrschte Lebensgefahr
Explosion
EINSATZDOKU – WAGNER
Bilder der Verwüstung aus Langenzersdorf
feuerwehr aufd er straße
ORF / Sunk
Die Feuerwehr ist im Großeinsatz
Explosion
EINSATZDOKU – WAGNER
Die Wohnungen und eine Arztpraxis im oberen Geschoß wurden komplett zerstört
interview
ORF / Sunk
Landesrettungskommandant Werner Kraut informierte Journalisten vor Ort über die Lage

Resperger zufolge wurden die Wohnungen im dritten und vierten Stock des Objektes „völlig verwüstet“. Die Feuerwehr bot mehrere Drehleitern auf. Eine Person wurde mittels Leiter gerettet. Das gesamte Haus wurde evakuiert, außerdem wurde die Energiezufuhr abgeschaltet. In dem von der Explosion betroffenen Trakt des Objektes durften die Mieter nicht in ihre Wohnungen zurück. Sie wurden großteils bei Familienangehörigen und Freunden untergebracht.

Spendenkonten für Betroffene

Für die Bewohner findet am Montag um 17.00 Uhr eine Informationsveranstaltung mit Statikern, der Polizei und der Hausverwaltung im Gemeindesaal von Langenzersdorf statt. Die Betroffenen sollen dabei über die nächsten Schritte bezüglich Wiederaufbauarbeiten informiert werden. Wegen der Coronaviruspandemie ist je ein Vertreter pro Wohnung geladen.

Bürgermeister Andreas Arbesser (ÖVP) wies auf der Website der 8.000-Einwohner-Gemeinde darauf hin, dass zwei Spendenkonten eingerichtet worden sind. Die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg erließ wiederum nach dem Sicherheitspolizeigesetz (SPG) für das Objekt Schulstraße 2, Stiege 1 bis 3, und den angrenzenden Schubertpark zwischen Wienerstraße, Friedhofstraße und Schulstraße ein Platzverbot.