Bernhard Ludwig Ganz persönlich
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„Ganz Persönlich“

Kabarettist will „Essverhalten überdenken“

Bernhard Ludwig – Kabarettist und Psychologe – gilt als Begründer des Seminarkabaretts. In den 1990er Jahren wurde der Waldviertler damit populär. Im Interview spricht er über die Probleme während des Lockdowns und sein neues Buch zum Thema Diäten.

noe.ORF.at: Bernhard Ludwig, Sie bezeichnen sich selbst als provokativer Prophylaktiker. Was kann man sich darunter vorstellen?

Bernhard Ludwig: Das hat eigentlich Paul Wazlawik mit seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“ erfunden. Ich habe ihn selbst gefragt, ob man die Bezeichnung verwenden kann. Es geht darum, dass etwas fachlich absolut richtig ist und trotzdem lustig, also 100 Prozent Wissenschaft und 100 Prozent Gaudi. Das mach ich seit 35 Jahren, weil ich gesehen habe, wie gut das funktioniert.

noe.ORF.at: Sie haben 1992 das Seminarkabarett erfunden. Ist das eine Form des Kabaretts, die sich etabliert hat?

Ludwig: Am Anfang haben alle gesagt, das sei verrückt. Ich habe früher sehr viele Seminare gehalten, es hat geheißen, es nimmt dich niemand mehr ernst, wenn du Kabarett machst. Inzwischen gibt es ja schon so viele, die das nachmachen, es boomt wirklich. Es gibt etwa die Science Busters. Ich bin mit allen gut befreundet, sie haben alle dasselbe Ziel: ernste Sachen lustig rüberzubringen.

noe.ORF.at: In Ihrem jüngsten Buch prangern Sie den Diätwahnsinn an, haben aber selbst in Ihrem Leben hunderte Kilo zu und abgenommen. Ist das nicht ein Widerspruch?

Ludwig: Wenn man wirklich dick werden will, braucht man viele Abmagerungskuren. Ich bin Diättäter und Opfer in einer Person. Ich habe sehr viele Diäten selbst ausprobiert, ich habe Diätwahnsinn im Kabarett gespielt und war selbst dick. Als ich das durchschaut habe, habe ich abgenommen. Das war vor zwanzig Jahren und seither halte ich das Gewicht, aber nicht mit der Waage, sondern mit der Kleidergröße. Das ist viel besser als die Waage selbst.

noe.ORF.at: Wir leben jetzt schon länger im Lockdown. Wie wirkt sich der auf Diäten aus?

Ludwig: Man muss so viel im Essverhalten ändern. Es ist eine gute Zeit nachzudenken, ob man nicht das eigene Essverhalten überprüft.

noe.ORF.at: Als Kabarettist lebt man ja von Auftritten, die hat es aufgrund der Pandemie schon länger nicht gegeben. Wie geht es Ihnen damit?

Ludwig: Es ist furchtbar, man muss halt jetzt auch etwas in der Wohnung machen, etwa via Computer. Ich war auf die Pandemie nicht vorbereitet. Ich dachte mir, die sechs Wochen, die zwei Monate halte ich durch, aber dass das jetzt schon ein Jahr dauert und auch das Ende schwer abschätzbar ist, zwingt mich auch darüber nachzudenken, wie das in Zukunft weitergeht.

noe.ORF.at: Sie sind schon lange im Geschäft. Wie geht es jüngeren Kabarettkollegen im Vergleich zu Ihnen?

Ludwig: Ich hätte viele Sachen nicht machen können, wenn ich nicht in der Hochzeit des Kabaretts viel verdient hätte. Man hat sich Rücklagen geschaffen und tut sich natürlich leichter. Jene, die gerade begonnenen haben, die haben es schlechter. Es gibt viele Beispiele von Kolleginnen und Kollegen, die die Wohnung verkaufen mussten, weil sie es sich plötzlich nicht mehr leisten konnten.