Gelagertes Schadholz
ORF / Novak
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Wirtschaft

Schadholz: 350 Millionen Euro für Betroffene

Borkenkäfer, Stürme und viel Schnee haben zu hohen Schadholzmengen geführt. Das Überangebot und die niedrigere Nachfrage wegen der Krise ließen die Holzpreise abstürzen. Mit einem Hilfsfonds will der Bund Waldbesitzern unter die Arme greifen.

„Das ist eine Investition für die nächsten Generationen“, sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz. „Intakte Wälder sind die beste natürlich Klimaanlage, die es gibt.“ Ab Anfang Februar können sechs Fördermaßnahmen unter www.waldfonds.at beantragt werden, dafür sind 200 Millionen Euro reserviert. Die maximale Förderhöhe beträgt 200.000 Euro. Die EU-Kommission hat den Waldfonds beihilfenrechtlich geprüft und nun grünes Licht gegeben.

Fast die Hälfte von Österreich ist mit Wald bedeckt. Klimabedingte Schäden, Stürme, Schneedruck und Borkenkäfer setzten den Wäldern vor allem im Waldviertel in den vergangenen Jahren stark zu. Knapp zwei Drittel der heimischen Holzernte waren 2019 Schadholz. 4,3 Millionen Festmeter – mehr als ein Drittel der Holzernte – beschädigte laut Brancheninsidern der Borkenkäfer.

Start für „nachhaltige Waldbewirtschaftung“

Für Niederösterreich, das die zweitgrößte Waldfläche unter den neun Bundesländern hat, ist der Wald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Laut einer Aussendung des zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreters Stephan Pernkopf (ÖVP) sichert er etwa 23.000 Arbeitsplätze im Wald sowie in der holzverarbeitenden Industrie und im zugehörigen Gewerbe. Weiters stelle er für 31.000 Betriebe eine wesentliche Lebensgrundlage dar. Mit dem Start des Waldfonds "eröffnen sich neue Perspektiven für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung“, so Pernkopf.

Schlägerungen wegen Borkenkäfern
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Im Waldviertel mussten in den vergangenen Jahren riesige Waldflächen gerodet werden

Die Landwirtschaftsministerin appellierte an die Industrie, mehr heimisches Schadholz abzunehmen und sich nicht billig im Ausland einzudecken. Eine Schadholz-Abnahmepflicht für die Holzindustrie sei „eine Möglichkeit“, die man im Auge habe, aber zum jetzigen Zeitpunkt gebe es „keinen Bedarf“, so Köstinger. Im vergangenen Jahr hatte die Industrie eine mögliche Abnahmepflicht scharf kritisiert.

Gewessler: „Paket für die Biodiversität“

Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger sieht eine Abnahmepflicht ebenfalls nur als letzte Möglichkeit, um das Schadholz aus den Wäldern zu bekommen. „Zwang ist nie die günstigste Botschaft für Preisverhandlungen“, sagte Moosbrugger, der den Waldfonds als „einen Meilenstein“ für den Wald und die Forstbesitzer sieht. „Mit dem Waldfonds sorgen wir dafür, dass unsere Wälder klimafit werden“, wird Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Aussendung zitiert. „Besonders freut mich das umfangreiche Paket für die Biodiversität im Wald.“

Die Förderungen, die ab Anfang Februar beantragt werden können, unterteilen sich in mehrere Kategorien:

  • Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen (80 Mio. Euro)
  • Regulierung der Baumartenzusammensetzung zur Entwicklung klimafitter Wälder (28 Mio. Euro)
  • Abgeltung von durch Borkenkäferschäden verursachtem Wertverlust (60 Mio. Euro)
  • Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz (9 Mio. Euro)
  • Entrindung und andere vorbeugende Forstschutzmaßnahmen (16 Mio. Euro)
  • Maßnahmen zur Waldbrandprävention (6 Mio. Euro)

Folgende Maßnahmen des Waldfonds sind geplant, können aber vorerst noch nicht beantragt werden:

  • Forschung zum Thema „Holzgas und Biotreibstoffe“ sowie Forschungsanlage zur deren Herstellung (31,5 Mio. Euro)
  • Forschung im Bereich „Klimafitte Wälder“ (30 Mio. Euro)
  • verstärkte Verwendung von Holz, etwa im Holzbau (62 Mio. Euro)
  • Förderung der Biodiversität im Wald (13 Mio. Euro)
  • Abwicklung für Flächenmaßnahmen (11,5 Mio. Euro)

Schadholzmengen als Warnsignal

„Diese riesigen Schadholzmengen zeigen die schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels in unseren Wäldern und müssen uns ein Warnsignal sein“, sagte Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Die Umsetzung des Waldfonds werde nicht nur dem Wald und der Branche helfen, sondern sei auch positiv für die Wirtschaft und den Klimaschutz, meinte auch der Obmann des Fachverbands der Holzindustrie, Herbert Jöbstl: „Damit ist es gelungen, einen nachhaltigen Bogen von einer langfristigen Rohstoffsicherung bis hin zur Holzverwendung zu spannen.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte wiederum die Artenschutzmaßnahmen des Waldfonds. Ein Großteil dieser Förderungen müsse nun auch in gefährdete Tier- und Pflanzenarten in Österreich investiert werden, betont Greenpeace. Auch die Naturschutzorganisationen WWF und BirdLife Österreich begrüßen das Biodiversitätspaket im neuen Waldfonds und forderten eine wirksame Umsetzung im Hinblick auf die Klima- und Biodiversitätskrise.