Campus des IST Austria in Maria Gugging
Herbst/IST Austria
Herbst/IST Austria
Wissenschaft

Forschung auf Weltniveau: 15 Jahre IST Austria

Das IST Austria in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) gilt heute als eines der weltweiten Spitzeninstitute in seinem Bereich. Den Grundstein zu dieser österreichischen Spitzenforschungseinrichtung legte die Bundesregierung am Dienstag vor genau 15 Jahren.

Das Institute of Science and Technology (IST Austria) entstand nach einer Idee des Wiener Experimentalphysikers Anton Zeilinger, der seit 2002 mit Nachdruck für eine „Flaggschifforganisation“ in Österreich eintrat. Internationale Experten unter Führung des ehemaligen Präsidenten des israelischen Weizmann-Instituts, Haim Harari, erarbeiteten ein Konzept für das Institut.

Was folgte war die Suche nach einem geeigneten Standort und somit ein hartes Match zwischen Wien und Niederösterreich, denn der ehemalige Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) wollte das geplante Projekt in Niederösterreich realisieren. Konkret hatte Pröll den Wissenschaftsstandort am Gelände der ehemaligen Nervenheilanstalt in Maria Gugging vorgesehen. Ein besseres finanzielles Angebot führte schließlich dazu, dass sich Niederösterreich gegen die Aspern-Gründe in Wien durchsetzen konnte. Laut der Entscheidung des Ministeriums hätten zusätzlich Standortvorteile für den niederösterreichischen Vorschlag und gegen den der Wiener gesprochen.

Henzinger: „Stolz auf das Ergebnis“

Nach der umstrittenen Standortentscheidung für das Areal der ehemaligen Landesnervenklinik Maria Gugging und der Gründung per Gesetz im Jahr 2006 wurde zwei Jahre später der österreichische Computerwissenschafter Thomas Henzinger als erster Präsident bestellt. Am 2. Juni 2009 wurde das IST Austria in Klosterneuburg eröffnet. Die Forschungseinrichtung mit Promotionsrecht widmet sich der Grundlagenforschung. Mittlerweile arbeiten mehr als 860 Personen aus 76 Ländern am IST Austria, 59 Gruppen forschen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Neurowissenschaften und Biologie. Die Arbeitssprache ist Englisch.

Auch wenn das Institut lange unter dem Titel „Elite-Uni“ firmierte, wird dort keine Grundausbildung, sondern ausschließlich ein interdisziplinäres PhD-Programm angeboten. Die derzeit 67 Professorinnen und Professoren am IST Austria wurden aus mehr als 13.400 Bewerbern ausgewählt. Sie leiten Forschungsgruppen mit bis zu zehn Post-Docs und PhD-Studenten. Bis 2026 sollen etwa 90 Professoren am IST Austria arbeiten, womit die Mitarbeiterzahl des Instituts auf circa 1.000 ansteigen wird.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Labor im IST Austria in Maria Gugging
Nadine Poncioni/IST Austria
Einige empfindliche Proben können bereits durch kleinste Staubkörner zerstört werden, daher tragen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter Schutzanzüge und bewegen sich in besonders reinen Umgebungen
Fischhaus im IST Austria in Maria Gugging
Nadine Poncioni/IST Austria
Das Fischhaus versorgt die Wissenschafter mit Zebrafischen, die über einen besonders wichtigen Modellorganismus in der Genetik verfügen
Pink Room im IST Austria in Maria Gugging
Nadine Poncioni/IST Austria
Im Pink Room züchten die Wissenschafter am IST Austria ihre Pflanzen, so können sie etwa feststellen, welche Gene für das Wachstum oder die Wundheilung von Pflanzen verantwortlich sind
Strömungslabor im IST Austria in Maria Gugging
Nadine Poncioni/IST Austria
Im Labor von Professor Björn Hof werden Strömungen und die Entstehung von Turbulenzen untersucht
Audimax des IST Austria in Maria Gugging
Reiner Riedler/IST Austria
Überall auf dem Campusgelände findet man verschiedene Kunstwerke, neben dem Audimax ist beispielsweise die „Verworfene Idee“ von Esther Stocker
Hauptgebäude des IST Austria in Maria Gugging
IST Austria
Das Hauptgebäude des IST Austria Campus beinhaltet einige der Apartments für Studierende und Gastwissenschafter, hier finden sich außerdem die Büros und Labore der Computerwissenschaften
Lab 5 des IST Austria in Maria Gugging
Franz und Sue ZT GmbH / IST Austria
Das neuste Gebäude des Campus, das Lab 5, wird momentan fertiggestellt, und enthält bald das Graduiertenkolleg, die Bibliothek und diverse Labore

Es habe damals große Visionen und hohe Erwartungen gegeben, „und wenn ich jetzt schaue auf die möglichen Pfade, die dieses Institut hätte nehmen können, da ist sicher einer der allerbesten herausgekommen, und rückblickend muss da auch stolz darauf sein“ sagte Thomas Henzinger gegenüber noe.ORF.at.

IST Austria weltweit an Spitzenpositionen

Die Finanzierung des IST Austria erfolgt durch den Bund und das Land Niederösterreich, und zwar über langfristige Finanzierungszusagen. So erhält das Institut zwischen 2017 und 2026 rund 1,4 Milliarden Euro, wobei vom Bund maximal 990 Millionen Euro kommen, vom Land 368 Millionen Euro. Ein Teil des Geldes ist an die Einwerbung von Drittmitteln und an die Erfüllung von Qualitätskriterien gebunden.

Als Erfolge nennt das IST Austria auf seiner Website 47 hochdotierte Förderungen für Grundlagenforschungsprojekte (sogenannte Grantees) des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit einer Genehmigungsrate von 50 Prozent beim ERC überflügelt das Institut renommierte Einrichtungen wie die ETHs in der Schweiz oder die Universitäten Oxford und Cambridge.

Das Fachjournal „Nature“ hat das IST Austria 2018 in die Liste der 30 aufstrebenden Institutionen, die in den vergangenen 30 Jahren gegründet wurden („Rising Stars – 30 under 30“), aufgenommen. Das Institut landete als einzige nichtasiatische Einrichtung unter den Top Ten. Und 2019 saht „Nature“ das IST Austria auf Platz drei des weltweiten Forschungsrankings Nature Index. Mehr als 3.000 wissenschaftliche Publikationen wurden veröffentlicht. Die jungen Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die in Maria Gugging ihr Doktorat machen, sind weltweit gefragt.

Thomas Henzinger
Johannes Zinner / IST Austria
Thomas Henzinger, erster Präsident des IST Austria, ein renommierter Computerwissenschafter, der u.a. in der University of California in Berkeley (USA) und an der Ecole polytechnique federale de Lausanne (Schweiz) Professor war

Henzinger will in die Wissenschaft zurückkehren

Ende 2020 wurde Thomas Henzinger vom Kuratorium des IST Austria für eine vierte vierjährige Amtszeit verlängert, die am 1. September 2021 beginnt. Henzinger will allerdings nicht alle vier Jahre an der Spitze stehen, sondern wieder in die Wissenschaft zurückkehren. Der 58-Jährige wurde 2009 zum ersten Präsidenten des damals neuen IST Austria ernannt. Henzinger studierte Informatik in Linz, promovierte an der Stanford University (USA), und lehrte an US-amerikanischen und Schweizer Universitäten, bevor der den Ruf aus Österreich erhielt, das IST Austria an führender Position aufzubauen.

Henzinger bezeichnete die Wiederernennung als „große Ehre“. Er wolle in den nächsten Jahren weiterhin sein Bestes geben und dazu beitragen, „dass das IST Austria weiterwachsen und sich fest in der internationalen Liga der führenden Wissenschaftsinstitutionen etablieren kann“. Da er aber auch „in die Vollzeit-Wissenschaft“ zurückkehren wolle, habe er dem Kuratorium mitgeteilt, „dass ich nicht vorhabe, eine volle vierte Amtszeit zu absolvieren“.