Michaela Dorfmeister in ihrem Esszimmer in Purgstall an der Erlauf
ORF/Kotzmann
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„Ganz Persönlich“

„Meine Eltern waren mein Taxi zu den Rennen“

Vor 20 Jahren hat die Niederösterreicherin Michaela Dorfmeister bei der Abfahrt in St. Anton am Arlberg ihr erstes WM-Gold gewonnen. Zu diesem Jubiläum und zur Eröffnung der Ski-WM in Cortina d’Ampezzo hat noe.ORF.at sie zum ganz persönlichen Gespräch getroffen.

Michaela Dorfmeister begrüßt uns in ihrem Zuhause in Purgstall an der Erlauf (Bezirk Scheibbs). Im Garten befinden sich Schafe und auch ein paar Hühner, sie bedienen sich am Vogelfutter, das aus dem Futterhäuschen gefallen ist. Schäferhündin Luna leistet uns bei dem Gespräch Gesellschaft. Ein Nachmittag bei der Skirennläuferin zu Hause, im Esszimmer.

noe.ORF.at: Wir dürfen Sie heute zu Hause besuchen – ein Ort, an dem Sie, wegen des Coronavirus auch viel Zeit verbracht haben in den letzten Monaten, im letzten Jahr. Wie geht es Ihnen mit der Situation?

Michaela Dorfmeister: Am Anfang habe ich das wirklich sehr genossen. Ich hatte ja sehr viele Termine, bin viel unterwegs gewesen. Dass sich das alles ein wenig entschleunigt hat, hat mir sehr gut getan. Mittlerweile fällt mir aber auch schon die Decke auf den Kopf, ich glaube so geht es jedem. Jammern hilft aber nicht, die Situation ist eben so, wie sie ist. Wir leben ja Gott sei Dank in einem Land, wo es wunderschön ist. Man kann hinaus in die Natur gehen, ich gehe viel mit meinem Hund spazieren. Und auch Zeit mit der Familie zu verbringen, ist schön – auch wenn das mittlerweile auch schon ein wenig anstrengend ist. Wir sollten positiv bleiben.

Michaela Dorfmeister in ihrem Esszimmer in Purgstall an der Erlauf
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Michaela Dorfmeister und Barbara Tschandl im „Ganz Persönlich“-Gespräch

noe.ORF.at: Sie haben sehr früh begonnen Ski zu fahren – und das als „Flachländerin“. Wie sind Sie zum Skifahren gekommen?

Dorfmeister: Ich bin ja in Wien geboren. Als ich vier Jahre alt war, sind wir dann nach Niederösterreich gezogen. Da habe ich meine ersten Skierfahrungen gemacht. Wir waren da eine Gruppe von Kindern und haben auch viel Blödsinn gemacht zu der Zeit. Aber da habe ich meine Liebe zum Skisport entdeckt. Meine Eltern haben mich dann von Ende Dezember bis Mitte März ununterbrochen zu Kinderrennen gefahren.

noe.ORF.at: Waren Ihre Eltern dahinter, dass Sie Karriere machen oder kam das von Ihnen?

Dorfmeister: Meine Eltern waren sozusagen mein Taxi, sie haben mich zu den Rennen gefahren, mich immer unterstützt. Mein Papa hat erst mit 20 Jahren angefangen Ski zu fahren, meine Mutter konnte das schon. Sie hat es ihm quasi beigebracht. Also sie haben mir da nie etwas dreingeredet.

noe.ORF.at: Sie haben dann große Erfolge gefeiert, einen möchte ich besonders herausstreichen, nämlich den WM-Sieg in St. Anton am Arlberg vor genau 20 Jahren. Wie war das damals für Sie?

Dorfmeister: Ich war im Training ganz weit hinten und wollte meinen Startplatz schon hergeben. Die Bedingungen waren für mich einfach nicht ideal. Doch dann hat der Herrgott herunter geschaut und hat es schneien lassen, gleich zwei Meter! Die Abfahrt der Damen wurde verschoben und beim tatsächlichen Rennen ging unser Material wie die Hölle. Das war ein großartiger Moment, dass wir damals diese Erfolge feiern durften.

Michaela Dorfmeister beim WM-Sieg 2001
ORF/Archiv
Dorfmeister nach ihrer WM-Fahrt 2001

noe.ORF.at: Wie sieht es mit dem Ski-Nachwuchs in Österreich aus. Kommt da genug nach?

Dorfmeister: Es wird zunehmend schwieriger, da die Kinder und Jugendlichen mittlerweile sehr viel Auswahl haben was Sport betrifft. Früher war es im Winter Skifahren und im Sommer gab es Fußball und Tennis. Mittlerweile haben sie, auch durch die Sozialen Netzwerke beworben, Zugang zu ganz vielen anderen Sportarten. Es ist auch so, dass selbst die Leute in meiner Generation nicht mehr viel Ski fahren und ihre Kinder dann auch nicht mehr in den Skikurs schicken. Sie sagen, es ist mir zu kalt oder zu gefährlich oder es taugt mir einfach nicht. Wenn sie ihre Kinder aber nicht zum Skikurs schicken, am besten gleich im Kindergartenalter, dann wird es schwierig. Und diese Quantität an Skijugend, die wird uns irgendwann einmal fehlen.

noe.ORF.at: Am Sonntag beginnt die Ski-WM. Welche Chancen rechnen Sie unseren Sportlern und Sportlerinnen aus?

Dorfmeister: Sie haben sich im Laufe der Saison gut entwickelt, ob das jetzt die Herren-Abfahrer sind oder die Slalomfahrer. Die Slalomfahrer hatten ein intensives Programm im Jänner. Die Damen können sich in den Speed-Disziplinen sicherlich noch steigern. Also da würde ich mir schon wünschen, dass hier mehr vorne mitgefahren wird.