Monica Weinzettl Gerold Rudle
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Kultur

Weinzettl & Rudle: Umdenken in der Krise

Das Kabarettduo und Ehepaar Monica Weinzettl und Gerold Rudle treffen – wie alle Künstler – die Lockdowns und die Krise hart. Statt zu stagnieren, haben die beiden aber neue Projekte geschaffen, etwa einen Kabarettchannel auf der Onlineplattform YouTube.

Wir treffen Monica Weinzettl und Gerold Rudle in ihrem Haus in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten). Hier gibt es auch eine kleine Werkstatt, wo die beiden kreativ tätig sind. Monica Weinzettl mehr als Gerold Rudle, wie er sofort klarstellt. Mit noe.ORF.at sprechen die beiden über die Zeit in der Pandemie und den Lockdowns, ihr künstlerisches und privates Leben sowie über ihr Umdenken in der Krise.

noe.ORF.at: Wir leben jetzt schon fast ein Jahr in der Pandemie und mit Lockdowns. Wie hat sich Ihr Leben verändert und wie schaut es jetzt aus?

Monica Weinzettl: Verändert hat sich Folgendes: Wir arbeiten nicht mehr. (lacht)

Gerodl Rudle: Ja, aber es hat sich das Leben im Lockdown auch verändert, und zwar so, wie sie sich für ganz viele Menschen verändert hat. Wir waren am Anfang voll dabei, wir haben alles unterschrieben. Wir haben alles gemacht, das wir machen durften, und alles nicht gemacht, das wir nicht machen durften. Wir haben alles richtig gefunden und waren irgendwie sogar aufgeregt. Wir dachten: „Wir müssen das gemeinsam in den Griff kriegen, alle halten zusammen. Die Natur erholt sich, Delfine schwimmen wieder quer durch Venedig. Es fliegt kein Flugzeug mehr. Jetzt kommen wir endlich drauf, wie es wirklich geht.“ Naja, gehalten hat das Ganze nicht ganz den ersten Lockdown. Dann holt dich schon auch hier und da ein bisschen der Blues ein.

Monica Weinzettl Gerold Rudle
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Gerold Rudle und Monica Weinzettl ist das Lachen auch nach fast einem Jahr in der Coronavirus-Krise nicht vergangen

Couch-Kabarett aus dem Hause Weinzettl&Rudle

Weinzettl: Man muss aber sagen, wir haben versucht, uns nicht gehen zu lassen und nicht nur auf der Couch im Jogginganzug herumzuhocken. Haben wir zwar schon auch gemacht, viel auf der Couch gehockt …

Rudle: Ja, aber bewusst!

Weinzettl: Genau, bewusst! Wir haben einen YouTube-Kanal gemacht, wo wir versucht haben, Couch-Kabarett zu machen. Nachdem das beim ersten Lockdown so klar war, dass es alle gleich trifft, war es einfach so, dass wir gesagt haben, wir unterhalten jetzt fünf Minuten am Tag die Leute, damit es ein Stück Normalität gibt – wobei wir uns gegen dieses Wort eigentlich verwahren.

Rudle: Positive Unterhaltung, damit die Menschen auch was zum Lachen haben und sich nicht nur fürchten. Wir haben fast 60 kleine Filmchen gleich am Anfang gemacht. Da sind schon lustige Sachen dabei, finde ich.

noe.ORF.at: Für Künstler ist in der Krise ja quasi alles weggebrochen. Einige sind da sicher in ein Loch gefallen. Sie wirken so, als hätten Sie es einfach akzeptiert und das Beste daraus gemacht. Wie haben Sie das erlebt?

Rudle: Es ist so, die Monica und ich sind jetzt nicht unbedingt die Menschen, die sagen: „Ich muss auf eine Bühne hinaus. Ich brauche den Applaus, ich brauche das Publikum, ich brauche das Live-Erlebnis.“ Natürlich freut es uns, wenn wir spielen können, aber wir sterben nicht daran, wenn wir es nicht dürfen. Ich habe durchaus andere Interessen und mich freut das Leben generell. Dazu gehört, auf eine Bühne zu gehen, aber wenn ich es nicht darf, dann darf ich es nicht. Wir versuchen dann umzudenken. Ich bin noch immer dabei und die Monica hat längst schon Lösungen gefunden. (beide lachen)

Monica Weinzettl
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Auf ihrem Blog „Weltverschönerin“ zeigt Monica Weinzettl, wie man mit einfachen Dingen basteln und verschönern kann

noe.ORF.at: Es geht um das Basteln und selbst gemachte Dekoration. Machen Sie das schon länger oder ist das im Lockdown entstanden?

Weinzettl: Nein, ich habe vor über zehn Jahren, schon fast 15 Jahren, begonnen, mich kreativ zu betätigen. Möbel aufpimpen, also upcyclen. Sachen, die wir haben, verschönern. Wir hatten auch einige Zeit ein eigenes Geschäft, aber das war dann ein bisschen viel mit zwei Jobs. Dann habe ich lange Zeit nichts gemacht, das hat mir aber gefehlt, und daher habe ich dann mit einem eigenen DIY-Blog begonnen. Zu deutsch: Bastelblog.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 5.2.2021

Rudle: DIY ist „Do it yourself“. Da habe ich auch immer nachfragen müssen.

Weinzettl: Das heißt jetzt „Weltverschönerin“, weil wir einfach mit so vielen kleinen Dingen unsere Welt verschönern können. Gerade in Zeiten wie diesen. Ich glaube, wir haben uns noch nie so lange zu Hause aufgehalten. Da ist es doch wichtig, dass dieses Zuhause gemütlich und schön ist. Da bringe ich jetzt auch ein Buch dazu heraus, das entsteht gerade noch. Da freue ich mich sehr darauf.

noe.ORF.at: Beruflich hat sich also trotz Krise einiges bei Ihnen entwickelt. Inwiefern hat sich Ihr privates Leben geändert?

Rudle: Da haben wir zwei einfach wirklich ein Glück. Es hat sich jetzt herausgestellt, was sich gar nicht herausstellen hat müssen, dass wir in einem Lockdown genauso gut zurechtkommen, wie wenn kein Lockdown ist. Ist jetzt nicht so schwer festzustellen, weil wir hatten ja vorher auch mehr oder weniger 24 Stunden am Tag miteinander zu tun. Ich glaube nicht, dass sich für uns so viel verändert hat.

Weinzettl: Das Einzige, das uns schon aufgefallen ist, dass wir plötzlich einen viel regelmäßigeren Tagesablauf haben. Weil wir normal viele Vorstellungen spielen, viel auf Tournee sind und uns abends mit Catering herumschlagen – jetzt essen wir regelmäßig und gesund.

Rudle: Die Monica kocht jeden Tag. Ich darf ja nicht. Ich würde gerne, aber sie lässt mich nicht.

Weinzettl: Ja, wir haben es zweimal probiert. Dann haben wir viel gelüftet und die Feuerwehr wieder weggeschickt.

Rudle: Und dann habe ich halt zwei Pizzen bestellt. (beide lachen)