Das Theater in Reichenau
ORF
Festspiele Reichenau, Foto: Dimo Dimov
Kultur

Festspiele Reichenau mit 85 Aufführungen

Nachdem die Festspiele Reichenau zuletzt wegen Kritik des Rechnungshofs in die Schlagzeilen geraten sind, möchte sich das Intendanten-Ehepaar nun auf das künstlerische Programm für den Sommer konzentrieren. 85 Aufführungen sind aktuell geplant.

Ab 2. Juli soll es bei den Festspielen Reichenau (Bezirk Neunkirchen) wieder heißen „Vorhang auf“. Im Vorjahr waren die Festspiele am Fuße der Rax ja eines der ersten großen Kulturfestivals, das seinen Spielbetrieb aufgrund der Coronavirus-Situation abgesagt hatte. Das Programm wurde mit kleinen Adaptierungen in den heurigen Sommer transferiert.

Wanda Worch und Daniel Jesch im Stück „Arme reiche Erbin“
Festspiele Reichenau, Foto: Dimo Dimov
„Arme reiche Erbin“ ist als erste Premiere im heurigen Jahr in Reichenau angesetzt

Hermann Beil inszeniert Zuckmayers „Des Teufels General“

Als erste Premiere im heurigen Sommer ist in Reichenau „Arme reiche Erbin“ angesetzt. Der österreichische Schriftsteller Stefan Slupetzky bearbeitete hierfür den Roman „Washington Square“ von Henry James für die Bühne. Dieses Werk fügt sich in die Reichenau-Reihe der „Frauenschicksale in der Weltliteratur“ ein, im Zuge derer in den Jahren zuvor etwa auch „Anna Karenina“ oder „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ zu sehen war. „Wir sehen so wirklich ein interessantes Spektrum, nicht nur in den verschiedenen historischen Epochen, sondern auch wie Frauen in ihrer Zeit und in ihrer Position auch wahrgenommen werden“, sagt Festspielintendantin Renate Loidolt.

Erschreckend aktuell erscheint die Thematik von Carl Zuckmayers Drama „Des Teufels General“. Dieses Stück des deutschen Dramatikers wird zum ersten Mal in Reichenau inszeniert – und zwar von Starregisseur Hermann Beil. Für Festspielintendant Peter Loidolt ist das Stück in der aktuellen Zeit direkt symptomatisch, wie er sagt: „Das Stück zeigt, wie eine Welle kommt und alles mit sich reißt und die Zeiten ganz anders werden. Das hat jetzt natürlich eine Aktualität erreicht, wo manche dagegen und manche dafür sind und es schaukelt sich so hoch, dass man um die Zukunft sogar fürchten muss.“

Benedikt Fuchs im Gespräch mit den Reichenau-Intendanten
ORF
ORF-NÖ-Redakteur Benedikt Fuchs sprach mit den Festival-Intendanten Renate und Peter Loidolt

Ebenso auf dem Spielplan stehen Nestroys „Umsonst“ und einmal mehr eine Roman-Dramatisierung von Heimito von Doderer. Nicolaus Hagg bearbeitete „Die Wasserfälle von Slunj“ für die Bühne. Zudem gibt es als szenische Lesung erstmals bei den Festspielen Reichenau Friedrich Torberg zu sehen. Torbergs Anekdoten „Die Tante Jolesch“ gelangen zur Aufführung.

Saisonplanung ist auch ein gewisses Risiko

Es soll wieder großes Schauspielertheater in Reichenau geboten werden. Mit Martin Schwab, Toni Slama, Alina Fritsch, Nicolaus Hagg, Günter Franzmeier und Mercedes Echerer treten Schauspielstars der Wiener Bühnen bei den Festspielen im Süden Niederösterreichs auf.

Marcus Bluhm, Rainer Friedrichsen, Theresa Hübchen in „Des Teufels General“ in Reichenau
Festspiele Reichenau, Foto: Dimo Dimov
Zuckmayers „Des Teufels General“ soll heuer in Reichenau zu sehen sein

Ein gewisses Risiko ist die heurige Saisonplanung dennoch, wie das Intendanten-Ehepaar zugibt. Die Karten werden derzeit reserviert, Zahlungen werden erst im Mai fällig. Nach einer Buchung wird im Saal immer ein Sitzplatz frei gelassen. So werde man ein Drittel der Plätze gar nicht verkaufen können, heißt es. Renate Loidolt hofft nun auf eine positive Entwicklung der Gesamtsituation in den nächsten Monaten: „Wir hoffen sehr, dass uns die Beschränkungen, die uns heute noch so streng auferlegt sind, bis zum Sommer durch geringere Infektionszahlen, durch die Impfung und durch ausreichendes Testen nicht mehr so streng gegeben sind. Sodass es wahr werden kann, was wir uns vornehmen.“