Piste im Skigebiet St. Corona
ORF/Novak
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Wirtschaft

Kleine Skigebiete profitieren von der Krise

Die Krise hat den kleinen Skigebieten in Niederösterreich teilweise sogar in die Karten gespielt. Der Andrang der einheimischen Gäste war groß. Viele Familien hatten nämlich ihren Skiurlaub abgesagt und gingen zu Hause Ski fahren.

Statt Obertauern (Salzburg), Hinterstoder (Oberösterreich), Stuhleck (Steiermark) oder Nassfeld (Kärnten) hieß es für viele Familien mit Kindern in diesem Winter Karlstift (Bezirk Gmünd), Jauerling (Bezirk Krems), Maiszinken (Bezirk Scheibbs) oder Unterberg (Bezirk Wiener Neustadt). „Wir waren total im Schnitt unterwegs“, sagte etwa der Geschäftsführer der Aichelberglifte in Karlstift, Wolfgang Landl, im Gespräch mit noe.ORF.at. „Die Gäste sind nicht weggefahren, sondern hiergeblieben.“ Während man in vergangenen Jahren in den Semesterferien „permanent leer ausgegangen“ sei, war es heuer „durch die Bank gut“, sagte Landl.

Die Aichelberglifte starteten am 25. Dezember in die Saison, die Lifte waren jeden Tag in Betrieb. Seit vergangenem Sonntag stellte man auf Wochenendbetrieb um. „Wir waren eigentlich froh, dass wir überhaupt aufsperren durften“, sagte Landl rückblickend. Wegen der Sicherheitsbestimmungen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, musste das Kontingent allerdings auf 200 Gäste pro Tag reduziert werden. „Vor allem am Wochenende waren wir komplett ausgelastet“, so Landl.

Skifahrer bei den Aichelberg-Liften in Karlstift
privat
Die Aichelberg-Lifte in Karlstift freuten sich über großen Andrang von einheimischen Gästen

Jauerling: „Guter Winter“ trotz Einbußen

Der Skilift auf dem Jauerling in der Gemeinde Maria Laach (Bezirk Krems) ging am 27. Dezember in Betrieb. „Der Winter war heuer gut, die Pistenbedingungen auch. So gesehen gab es keinen Grund, dass uns die Gäste nicht besuchen kommen“, sagte Geschäftsführer Michael Reichl. Anders als in großen Skigebieten, die hohe laufende Kosten haben und denen Nächtigungsgäste fehlen, habe man in einem kleinen Skigebiet weniger Probleme. „Wir sind Nahversorger in der regionalen Umgebung und für Tagesgäste konzipiert“, so Reichl. „Vor allem Kinder im Kindergarten-, Volksschul- oder Pflichtschulalter waren heuer froh, dass sie die Möglichkeit hatten, sich auf einem kleinen Lift zu bewegen.“

In Summe gebe es aber natürlich Einbußen, sagte Reichl. „Wir werden bis Saisonende vielleicht 20 bis 25 Prozent weniger Einnahmen haben als in einem normalen Winter, wobei es schwierig zu vergleichen ist, weil keine Saison wie die andere ist.“ Auf dem Jauerling soll die Saison noch bis 14. März fortgeführt werden, bei entsprechender Wetter- und Schneelage möglicherweise darüber hinaus.

Coronavirus in Lunz und am Unterberg das kleinere Problem

„Wir haben das Bestmögliche gemacht, wir sind zufrieden, es hat durchwegs gepasst“, zog Johann Strohmayer, Geschäftsführer der Maiszinken-Lifte in Lunz am See (Bezirk Scheibbs) und Vizebürgermeister der Gemeinde, eine Bilanz über die bisherige Saison. Womöglich ist es auch schon eine Endbilanz, denn die Lifte stehen derzeit still.

Skigebiet Unterberg-Pernitz
privat
Auf dem Unterberg startete man am 23. Jänner in die neue Saison, die bisher nur zehn Betriebstage hergab

Als Naturschneegebiet auf 700 Meter Seehöhe hatte man weniger mit den Coronavirus-Bestimmungen zu kämpfen, die ein Kontingent von 400 Gästen erlaubten, als mit der Schneelage. „Wir sind erst Mitte Jänner in Betrieb gegangen und hatten nur zehn Betriebstage“, sagte Strohmayer. 70 Betriebstage seien es in einem durchschnittlichen Winter.

Auch im Skigebiet Unterberg in Pernitz (Bezirk Wiener Neustadt) ist man auf den Schnee angewiesen, der vom Himmel fällt. Schneekanonen gibt es hier nicht. Die Bilanz fällt ähnlich aus wie in Lunz. „Wir hatten nur zehn Betriebstage, weil wir nur sehr wenig Schnee hatten“, erzählte Christian Guthauer, einer der Geschäftsführer des Skigebiets, das erst am 23. Jänner in die Saison gestartet war. „Wir warten jedes Jahr auf den Schnee und können nie sagen, wann wir tatsächlich anfangen.“

Weil das Skigebiet nur mit einem Zubringerbus erreichbar ist, der aufgrund der CoV-Bestimmungen nur halb besetzt sein durfte, hatten die Betreiber auf dem Unterberg die Kapazität auf rund ein Drittel reduziert. Inklusive Tourengehern waren somit 500 bis 600 Personen auf dem Berg.

Eine Liftkarte und Geld
APA/BARBARA GINDL
In den kleineren Skigebieten konnte festgestellt werden, dass in diesem Winter viele Menschen für den Lift mehr Stunden- und weniger Tageskarten kaufen

Abgesehen von den Kontingenten und den coronavirusbedingten Maßnahmen habe man aber keine Veränderung bemerkt, so Guthauer. „Wir sind es gewohnt, ein Tagesskigebiet zu sein. Das ist der große Unterschied zum Westen, der von Wochengästen lebt. Bei uns ist es der Wiener, der Mödlinger bzw. kommen die Leute aus dem nördlichen Burgenland oder dem Marchfeld.“

Trend zu Stundentickets verstärkt sich

Vom Andrang auf die kleinen Skigebiete haben die umliegenden Gastronomiebetriebe allerdings keinen Nutzen. Sie mussten wegen der Coronavirus-Bestimmungen geschlossen bleiben. Gasthäuser und Hütten, die auf öffentlichen Straßen erreichbar sind, hatten aber zumindest die Möglichkeit, Speisen und Getränke zum Mitnehmen anzubieten, wenngleich das für viele nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

Durch die fehlenden Einkehr- und Aufwärmmöglichkeiten verstärkte sich in den kleinen Skigebieten der Trend zu Stundenkarten. Für die Liftbetreiber ist das keineswegs ein Nachteil. Immerhin sind Stundentickets oft nur wenige Euro billiger als Tagestickets, man bekommt damit mehr zahlende Gäste. „Die Leute haben sich zwei-, dreimal am Tag abgelöst. Es war ein Kommen und Gehen“, sagte etwa der Geschäftsführer der Aichelberglifte, Wolfgang Landl.

In Karlstift kostet das Tagesticket, das zu sieben Stunden Skifahren berechtigt, für einen Erwachsenen 24,50 Euro, das Dreistundenticket 18 Euro. Auf dem Jauerling zahlen Wintersportler für ein Tagesticket inklusive Flutlichtfahren 23 Euro, das Dreistundenticket kommt auf 16,50 Euro. Auf dem Maiszinken kostet das Erwachsenenticket 20 Euro für den ganzen Tag, 14 Euro für drei Stunden. Auf dem Unterberg sind es 33 Euro für die Tageskarte, 26 Euro für das Dreistundenticket.