Es ist das Auf und Ab im Angebot beim Rohstoff Holz, das jener Mann als eine der größten Herausforderungen sieht, der seit Kurzem die Geschicke der österreichischen Holzindustrie lenkt: Herbert Jöbstl. Der 56-jährige Kärntner vertritt als Obmann des Fachverbandes Holzindustrie in Österreich 1.300 Betriebe mit 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. noe.ORF.at traf ihn am Standort Ybbs von StoraEnso, einem finnisch-schwedischen Konzern mit 17 Holzindustriewerken weltweit. Deren Chef – offiziell Head of Operations Wood Product – ist Herbert Jöbstl.
Extrem schwankende Rohstoffmengen
Eines von Jöbstls wichtigsten Themen ist die Rohstoffversorgung der Holzindustrie, die extrem schwankend und von Naturereignissen abhängig ist. Während etwa wegen der Borkenkäferplage im Waldviertel im vergangenen Jahr enormes Überangebot herrschte, ist derzeit zu wenig Holz auf dem Markt: „Für die Waldbauern war das dramatisch, insgesamt aber war das Holz im Herbst aufgearbeitet, und es kam relativ wenig Frischholz nach“, erklärt der neue Fachverbandsobmann. Ihm zufolge sei man daher nun wieder auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Der Importanteil liege derzeit bei 40 Prozent. Die Nachfrage auf dem Markt übersteigt das Angebot an Rohstoff deutlich.
Die Borkenkäferschäden dürften heuer durch feuchtes Wetter und zuletzt starken Frost weniger werden. Diese extremen Unterschiede müssten künftig besser reguliert werden, meint Jöbstl: „Wir setzen einerseits auf Früherkennung und gute Einschätzung eines Schadensausmaßes und andererseits auf große Holzlager, die als Puffer dienen, weil das Käferholz ja sofort aus dem Wald muss. Und wenn notwendig, muss das Holz besser in Österreich verteilt werden.“
Ungenütztes Potenzial im Holzbau
Jöbstl setzt weiter auf die Fichte als Grundstoff. Diesbezüglich stehe Österreich besser da als die Nachbarländer, ist er überzeugt. Es gebe viele Regionen mit Potenzial für die Fichte – auch in Zukunft. Aber eine Voraussetzung dafür sei, dass die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius gehalten werden könne. Die Fichte sei die wichtigste Baumart im Holzbau, und der erlebe gerade einen Aufwärtstrend, mit Potenzial nach oben.
Jöbstl zufolge schlummert im Holzbau ein ungenutztes Potenzial. „Bei bis zu fünf Geschoßen funktioniert es auch bei uns schon sehr gut, aber es bräuchte mehr Architekten und Planer, die sich für das Thema Holzbau begeistern. Deshalb setzen wir sehr stark auf Ausbildung. Außerdem ist die Bauordnung Ländersache und daher teilweise sehr unterschiedlich.“ Aus diesem Grund plädiert Jöbstl für eine Vereinheitlichung der Bauordnung. Damit wären in Zukunft auch engagierte Großprojekte möglich. „Diese finden leider zurzeit nur im Ausland statt.“
In der Erzeugung der Rohmaterialien – wie etwa beim Brettsperrholz – ist Österreich hingegen Weltmarktführer. Auch die Menge hierfür steht zur Verfügung, so auch in Ybbs, dem größten der 17 StoraEnso-Wood-Products-Standorte. Allein die hier im vorigen Jahr geschnittenen Bretter könnten aneinandergereiht fünfmal um den Erdball gelegt werden.