Frau wehrt Gewalt mit der ausgestreckten Hand ab.
Pixabay/ Nino Carè
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Chronik

Fälle von häuslicher Gewalt gestiegen

Die Coronapandemie stellt die meisten Menschen vor große Herausforderungen, die oft in Überforderung enden. Das spiegelt sich auch in den Zahlen häuslicher Gewalt wieder. Ein Plus von 17 Prozent verzeichnet die Polizei in Niederösterreich im Vorjahr.

Hilfe für Frauen

Hilfe für Betroffene von häuslicher Gewalt bieten etwa Frauenberatung, Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren. Einen Überblick über die Hilfsangebote in Niederösterreich finden Sie hier.

2.264 Betretungsverbote sind 2020 in Niederösterreich von der Polizei ausgesprochen worden, heißt es beim Gewaltschutzzentrum Niederösterreich. Und auch die Frauenberatungsstellen hatten im Vorjahr mehr zu tun. „Das Thema Scheidungs- und Trennungsberatung hat dominiert, vor allem nach dem Lockdown im Sommer letzten Jahres. Oft war hier auch Gewalt im Spiel“, so die Leiterin des Frauenzentrums St. Pölten, Ulrike Limberger, „und nicht immer wurde auch Anzeige erstattet.“ Hauptthema waren und sind nach wie vor Existenzängste, so die Sozialarbeiterin. Durch Homeoffice, Homeschooling und Arbeitslosigkeit sei es vielen Frauen zweitweise gar nicht möglich gewesen, ungestört zuhause zu telefonieren und sich Hilfe zu holen, da ständig Partner und Kinder anwesend waren.

Mehr finanzielle Unterstützung für Fraueneinrichtungen

Um die Fraueneinrichtungen zu unterstützen, hat das Bundeskanzleramt im Vorjahr die Förderungen um 12 Prozent erhöht. „In Niederösterreich gibt es aktuell Gespräche mit der Gesundheitskasse, um das Kontingent an Psychotherapiestunden aufzustocken“, sagt die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Diese psychotherapeutischen Beratungen werden in Niederösterreich im Vergleich zu anderen Bundesländern von der Gesundheitskasse übernommen.

„Zudem wurden in Niederösterreich Dreijahresverträge vereinbart, die eine längerfristige Planungssicherheit bedeuten, sowie regelmäßige Indexanpassungen“, so die Landesrätin. Damit betroffene Frauen wissen, wohin sie sich wenden können, habe man einen niederschwelligen Zugang zu den Beratungsmöglichkeiten geschaffen und an Orten, wie in Supermärkten, Apotheken und Arztpraxen Folder mit den Anlaufstellen aufgelegt.

„Stresspegel in den Familien bleibt hoch“

„Wir erwarten trotzdem eine Art Tsunami-Wirkung“, sagt die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Niederösterreich, Michaela Egger. Denn die wirtschaftliche Situation vieler Frauen würde sich aufgrund bestehender Coronamaßnahmen weiter verschärfen. „Und damit erhöht sich auch der Stresspegel in den Familien“, sagt Egger. Sie sieht jedoch auch eine erhöhte Bereitschaft bei Frauen, die von Gewalt betroffen sind, sich Hilfe zu holen: „Hier hat sich die Vorarbeit, die wir die letzten Jahre geleistet haben, gelohnt.“