Neuer ECx-Zug für Deutschland
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Wirtschaft

Deutsche Bahn: Technik aus Niederösterreich

In Deutschland sollen dutzende ICE-Fernreisezüge durch den neuen ECx ersetzt werden. Von dem Großauftrag profitiert der deutsche Knorr-Bremse-Konzern, und damit zwei Unternehmensstandorte in Niederösterreich, die Komponenten für die neuen Züge fertigen.

Die neuen ECx-Fernreisezüge (siehe Bild oben) der Deutschen Bahn (DB) sollen ab 2023 die Fahrzeugflotte erweitern. Im Februar erteilte die DB den Auftrag für 23 neue Fernverkehrszüge im Wert von 550 Millionen Euro an den spanischen Hersteller Talgo. Die DB wirbt mit einer deutlich verbesserten Barrierefreiheit. Der Einstieg in den Zug soll mithilfe von Spezialtüren aus Kematen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) stufenlos möglich sein. Weil die Spaltmaße zwischen dem Trittbrett, dem Bahnsteig und dem Fußboden des Fahrzeuges sehr gering sind, gelten die Einstiege auch als geeignet für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Produziert werden die Spezialtüren von der Firma IFE, einem Tochterunternehmen des deutschen Knorr-Konzerns, das als Weltmarktführer bei Einstiegssystemen gilt.

Computeranimation über den neuen Zug ECx
DB
Beim neuen ECx wird es – wie in dieser DB-Computeranimation – einen bodengleichen Ein- und Ausstieg geben

Auch in Mödling werden Komponenten für die deutschen Fernverkehrsgarnituren vom Band laufen. Für das Bremssystem der Fahrzeuge und der Lokomotiven steuert Knorr-Bremse Österreich die eigens für dieses Projekt entwickelten Magnetschienenbremsen inklusive elektronischer Ansteuerung bei. Magnetschienenbremsen werden in Mödling ebenso für den weltweiten Markt entwickelt und produziert wie Scheibenwischsysteme für die Züge. An den beiden niederösterreichischen Standorten des Knorr-Konzerns sind etwa 1.000 Menschen beschäftigt. Bis die von ihnen gefertigten Komponenten tatsächlich in den Zügen verbaut und auf Schiene unterwegs sein werden, braucht es noch knapp drei Jahre.

23 Züge bestellt, bis zu 100 können geliefert werden

Der abgeschlossene Ausrüstungsvertrag umfasst 23 neue Fernverkehrszüge des Typs ECx. Die lokbespannten Reisezugwagen werden die Flotte der Deutschen Bahn ab 2023 im nationalen und internationalen Fernverkehr erweitern. Für Knorr-Bremse bringt der Großauftrag laut eigenen Angaben ein Volumen im „mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Zudem gäbe es die Option auf die Ausrüstung von 77 weiteren Zügen, sodass das Gesamtvolumen auf 100 Züge aufgestockt werden kann.

Jürgen Wilder, Mitglied des Vorstands der Knorr-Bremse AG, sieht im Ausbau der Bahn ein großes Potenzial, „da sie neben dem Hochgeschwindigkeitsverkehr einen Großteil von Reisenden zwischen Städten und Regionen befördern und so auch zur Entlastung von Straßen beitragen kann.“ Die neuen Züge mit niederösterreichischer Technik an Bord sollen zunächst auf der Strecke zwischen Berlin und Amsterdam zum Einsatz kommen – und die Fahrzeit um 30 Minuten auf 5:50 Stunden verkürzen – sowie auf den Verbindungen von Berlin, Köln und Karlsruhe nach Westerland auf Sylt sowie von Köln in den bayerischen Kur- und Wintersportort Oberstdorf.