Fußgängerzone in der Innenstadt in Krems
ORF/Thomas Koppensteiner
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Coronavirus

Musterschüler Krems: „Nicht nur Glück“

Die Stadt Krems hat die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz in Niederösterreich. Am Freitag lag der Wert bei 39,9 und damit deutlich unter dem Schnitt von 204,3. „Das ist nicht nur Glück“, heißt es von der Stadt, die das Contact Tracing als Schlüssel zum Erfolg sieht.

Die Stadt Krems hat rund 25.000 Hauptwohnsitzer und laut dem Dashboard der Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) in den vergangenen sieben Tagen nur zehn positive Coronavirus-Fälle. Bürgermeister Reinhard Resch zeigte sich im Gespräch mit noe.ORF.at „positiv überrascht“. Er sieht die Gründe für die niedrigen Zahlen darin, dass man „extrem viel“ teste und das Contact Tracing in der Stadt „extrem professionell aufgestellt“ sei.

„Es werden tagesaktuell alle K1-Personen (Kontaktpersonen ersten Grades; Anm.) abgearbeitet und sogar alle K2-Personen kontaktiert und es wird ihnen empfohlen Testungen zu machen. Das ist Basis dafür, dass Infektionsketten unterbunden werden. Außerdem nehmen wir die Absonderungspflichten nicht locker, sondern diese werden kontrolliert“, sagte Resch. Auch im Kindergartenbereich wird im Fall einer Infektion sofort das Umfeld getestet, so Resch.

Enwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz in Krems

  • 15. Oktober 2020: 40,2
  • 15. November 2020: 583,2
  • 15. Dezember 2020: 87,9
  • 15. Jänner 2021: 79,9
  • 1. Februar 2021: 39,9
  • 15. Februar 2021: 67,9
  • 1. März: 75,9
  • 5. März: 39,9

Zusätzliche Teststraßen von privater Hand

Die Stadt bietet der Bevölkerung an zwei Tagen pro Woche eine Testmöglichkeit an. Seit Anfang Februar wird in der Österreichhalle auf vier Teststraßen am Montag von 7.00 bis 9.00 Uhr und am Donnerstag von 13.00 bis 19.00 Uhr getestet. Bislang wurden insgesamt 22.000 Testungen durchgeführt.

Dank privater Initiativen gibt es nun aber neue Angebote. Seit 2. März wird im Einkaufszentrum Steinertor am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag getestet, ab 17. März soll auch in der Kremser Bank jeden Mittwoch die Möglichkeit für kostenlose Tests bestehen. „Testen ist die Grundlage. Das kann eine Stadt nicht alleine bewältigen“, sagte Resch gegenüber noe.ORF.at. „Da müssen wir uns auf viele Freiwillige stützen. Gott sei Dank melden sich sehr viele diesbezüglich.“ Das Testangebot in der Stadt und im Bezirk sei aber „ein sehr umfangreiches“, so Resch.

Menschen bei Teststation Steinertor in Krems
ORF/Thomas Koppensteiner
Dank privater Initiativen gibt es in Krems künftig von Montag bis Samstag täglich die Möglichkeit, sich kostenlos testen zu lassen

Die Gründe für die niedrige Inzidenz in Krems sehen auch viele Passanten in der Innenstadt ähnlich. Die Bevölkerung sei sehr diszipliniert, ist zu hören. „Man sieht auf der Straße viele Leute mit einer Maske, wo es eigentlich gar nicht notwendig wäre“, sagte etwa eine Dame.

Eine junge Mutter ergänzte: „Wir sind sehr brav als Familie. Ich weiß auch von Bekannten rund um Krems, die sich genauso gut verhalten, viel zuhause sind, die Kinder zuhause halten und sich an die Spielregeln halten.“ Ein junger Mann aus der Nähe von Langenlois meinte, „die Kremser halten sich an die Beschränkungen, die meisten Jungen sind auch wirklich brav.“

Simulationsexperte Popper: „Heikle Phase“

Trotz der niedrigen Infektionszahlen in Krems raten Experten aber dazu, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Laut Simulationsexperte Niki Popper von der Technischen Universität (TU) Wien, der auch Mitglied eines Expertengremiums ist, das das Gesundheitsministerium berät, müsse man „selbst wenn es niedrig ist, testen und isolieren.“

Laut Popper kann es nämlich auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. „In einem kleinen Gebiet reicht ein kleiner Cluster schon aus, um zu erreichen, dass die Krankenhäuser voll sind. Gerade in der jetzigen Situation, bis wir über Ostern gekommen sind, ist es eine heikle Phase. Das heißt, es kann schnell etwas hochgehen, vor allem was die Krankenhauszahlen betrifft.“

Die Gesamtlage sei „nicht rosig, auch wenn es lokal besser wirkt“, sagte Popper. Gerade in Bereichen, wo es niedrige Inzidenzen gebe, sei es wichtig, sich nicht auszuruhen, sondern konsequent weiterzutesten, „denn dort ist diese Maßnahme besonders effektiv. Wenn man den Luxus hat, dass man gut testen kann und wenige Fälle hat, ist der Aufwand viel niedriger und man kann viel leichter bei diesen niedrigen Werten bleiben. Das ist das ganze Geheimnis, was wir auch bundesweit schaffen müssen.“