Bauernbund CoV Lebensmittel Sicherheit EU
NÖBB/Ericht Marschik
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Politik

Bauernbund pocht auf Versorgungssicherheit

Geschlossene Grenzen und Hamsterkäufe haben vor einem Jahr die Abhängigkeit der Lebensmittelproduktion vom globalen Markt gezeigt. Der Bauernbund Niederösterreich fordert deshalb die Eigenversorgung in Österreich und innerhalb der EU zu stärken.

Leere Supermarktregale und der drohende Lockdown sorgten vergangenen März – zu Beginn der Pandemie – für Verunsicherung. „Den Menschen wurde vor Augen geführt, dass die Handelskonzerne zwar die Regale aufstellen, aber die Bäuerinnen und Bauern diejenigen sind, die diese mit Lebensmittel befüllen“, sagte der Obmann des Bauernbundes Niederösterreich und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Ohne die funktioniert’s ganz einfach nicht.“

„Statt Freihandel um jeden Preis brauchen wir Sicherheit und Freiheit durch die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln“, sagte Pernkopf. Das Coronavirus bedeute eine Weichenstellung auch für die heimische Landwirtschaft, werde doch mehr denn je klar, dass es darum gehe, „uns selbst zu versorgen“. Die Landwirtschaft sei nicht nur systemrelevant, sondern relevant für das Überleben.

Schwächen der EU aufgezeigt

Die Krise habe die Stärken, aber auch die Schwächen der EU aufgezeigt, sagte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) in einer Pressekonferenz in Wien. Das Wichtigste sei, die richtigen Lehren zu ziehen und das Fundament für eine bessere Versorgungssicherheit für künftige Generationen zu legen. Dabei gehe es auch um mehr Bewusstsein für „Made in Austria“. Die Versorgung könne in Österreich sichergestellt werden.

Bei den Konsumenten sei dieses bereits angekommen. Pernkopf verwies auf AMA-Daten, wonach der Ab-Hof-Umsatz im vergangenen Jahr um ein Fünftel gesteigert worden sei, im zweiten Quartal 2020 sogar um mehr als 40 Prozent. Niederösterreichs Landwirtschaft sei mit 38.000 Betrieben im Hinblick auf die Selbstversorgung gut aufgestellt. Im Jahresschnitt produzieren die Bauern etwa 780.000 Tonnen Weizen, 570.000 Tonnen Kartoffeln und 650.000 Tonnen Milch.

EU-Notfallplan

Positiv bewertet wird die Ankündigung der EU-Kommission, einen Notfallplan für die Landwirtschaft zu erstellen. Die Landwirtschaft soll darin als kritische Infrastruktur eingestuft werden, zudem geht es um eine strategische Lagerhaltung, um Produktionsausfälle und Marktpreisverwerfungen abfedern zu können. Die Einführung eines Versorgungs-Checks bei europäischen Gesetzen soll wiederum dazu führen, dass jede neue Richtlinie oder Verordnung auf die Auswirkung auf die Versorgungssicherheit geprüft werden.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager, bezeichnete eine durchgängige und transparente Herkunftskennzeichnung als wichtiges Werkzeug, um das Ziel der Versorgungssicherheit zu erreichen. „Es geht um das Bekenntnis zu heimischer Produktion, also darum, dass die Menschen beim Einkauf bewusst zu regionalen Produkten greifen“, erklärt Schmuckenschlager. Nur damit würde es gelingen, die Eigenversorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.