Atomkraftwerk Dukovany in Tschechien
Politik

Pernkopf kritisiert Pläne zu AKW-Ausbau

Die tschechische Atombehörde hat dem Energiekonzern CEZ die Genehmigung zur Errichtung von zwei zusätzlichen Atomreaktoren am Standort Dukovany erteilt. Vorerst soll ein Reaktor gebaut werden. Aus Niederösterreich kommt scharfe Kritik.

Das Land Niederösterreich lehne den geplanten Ausbau des rund 32 Kilometer von der niederösterreichischen Grenze entfernten Atomkraftwerks Dukovany klar ab, sagte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Dienstag. Ein weiterer Ausbau der Atomkraft gefährde die Sicherheit der Bevölkerung, denn ein schwerer nuklearer Unfall könne nie ausgeschlossen werden. Dabei verwies Pernkopf auf die Katastrophe von Fukushima (Japan), die sich am 11. März zum zehnten Mal jährt.

Niederösterreich habe sich schon mehrmals ganz klar gegen die geplante Erweiterung des AKW Dukovany ausgesprochen, betonte Pernkopf. Auch mehr als 64.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher hatten diese Forderung in den vergangenen Jahren bereits mit ihrer Unterschrift unterstützt.

Geplanter Ausbau ist seit Jahren Streitthema

Schon seit 2016 will das Land Niederösterreich den weiteren Ausbau sowie eine Laufzeitverlängerung der bestehenden Reaktoren im tschechischen Atomkraftwerk Dukovany verhindern. Die Errichtung der zwei zusätzlichen Atomreaktoren mit einer Leistung von bis zu 1.200 Megawatt wurde mittlerweile aber ebenso genehmigt, wie schon vor einigen Jahren die Laufzeitverlängerungen der Blöcke 1 und 2.

Insgesamt besteht das Atomkraftwerk Dukovany derzeit aus vier Reaktorblöcken. Bei den vier Reaktoren handelt es sich um Druckwasserreaktoren russischer Bauart, die in den Jahren 1970 bis 1980 von der Sowjetunion entwickelt wurden. Der erste Reaktorblock in Dukovany ging im März 1985 in Betrieb, der zweite knapp ein Jahr später.

Das Atomkraftwerk Dukovany in Tschechien
Kernkraftwerk Dukovany

Im Mai 2020 gewährte die tschechische Regierung für den Ausbau des AKW Dukovany ein Darlehen zur Deckung von 70 Prozent der Kosten. Die restlichen 30 Prozent trägt der staatliche Energiekonzern CEZ. Die Projektkosten werden auf etwa sechs Milliarden Euro geschätzt. Die Ausschreibung für die Auswahl des Reaktoranbieters sollte bis Ende 2020 erfolgen, wurde jedoch immer wieder verschoben.

Kritik auch von der SPÖ

Auch von der SPÖ Niederösterreich kam am Dienstag Kritik an der Entscheidung der tschechischen Atombehörde. „Ein permanenter Gefahrenherd und definitiv ein Schritt in die falsche Richtung bei der Bekämpfung des Klimawandels“, so SPÖ-Landesparteivorsitzender und Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl.

„Der Ausbau des tschechischen Atomkraftwerkes Dukovany widerspricht den notwendigen, sicheren und nachhaltigen Strategien, die uns zu der notwendigen Energiewende in Europa hinführen", sagte Europaabgeordneter Günther Sidl (SPÖ) und kündigte eine Protest-Petition im EU-Parlament sowie gemeinsame Protestnoten mit Schnabl an Kommission und Rat an.

Suche nach Atommüll-Endlager dauert weiter an

Auch die Frage der Endlagerung des in Tschechien unter anderem am Standort Dukovany anfallenden Atommülls bleibt weiterhin ungeklärt. Tschechien befindet sich gerade auf der Suche nach möglichen Standorten – auch in direkter Nähe zu Niederösterreich.

Die tschechische Regierung verringerte im Dezember des Vorjahres die Vorauswahl der möglichen Standorte für das Atommüllendlager von neun auf vier. Es handelt sich dabei um folgende Orte: Brezovy potok (Pilsener Kreis), Hradek (Kreis Vysocina), Horka (Kreis Vysocina) und Janoch bei Temelin (Südböhmischer Kreis). Drei dieser vier Standorte sind weniger als 50 Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt.

Der Termin zur Auswahl des finalen Standorts wurde von 2025 auf 2030 verschoben. Mit der Inbetriebnahme des Atommüllendlagers wird bis 2065 gerechnet.