Coronavirus

Jugend durch Pandemie massiv belastet

Als dramatisch bezeichnen Experten der Hotline „Rat auf Draht“ die Auswirkungen der CoV-Krise auf junge Menschen. Auch im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl (Bezirk Mödling) und in den Jugendwohngruppen der Organisation verschärfte sich die Lage.

Wie groß die Belastung von Jugendlichen ist, zeigen aktuelle Zahlen der Notrufhotline „Rat auf Draht“, die seit 2014 von SOS-Kinderdorf betrieben wird. Die Zahl der Anrufe wegen psychischer Erkrankungen sei innerhalb des letzten Jahres um 45 Prozent gestiegen, heißt es. Anrufe zum Thema Angst nahmen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie um 61 Prozent zu, zu Schlafstörungen um 64 Prozent und besorgte Anrufe zum Thema Arbeitslosigkeit um 60 Prozent.

Zukunftsangst statt Liebeskummer

„Die Dramatik und Dringlichkeit der Themen hat stark zugenommen. Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern zu reden, führen wir verstärkt Gespräche zu Zukunftsängsten, Schlafstörungen und Arbeitslosigkeit“, schildert Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.

Die Belastungen und Einschränkungen, mit denen Kinder und Jugendliche seit einem Jahr kämpfen, seien enorm, sagte auch Clemens Klingan, SOS-Kinderdorf-Geschäftsleiter in Niederösterreich. Vor allem die Folgen von sozialer Isolation, fehlender Alltagsroutine und Perspektivenlosigkeit am Arbeitsmarkt würden sich immer stärker bemerkbar machen.

Bezahltes Orientierungsjahr gefordert

Um dem entgegenzuwirken, forderte die Organisation nun ein bezahltes „Orientierungsjahr“ für 18- bis 21-Jährige. Viele Jugendliche könnten aktuell ihre Ausbildung nicht wie geplant abschließen oder der Berufseinstieg verzögere sich, daher „brauchen junge Menschen jetzt finanzielle Sicherheit, gute Bildungs- sowie Job-Perspektiven und auch ausreichend psychosoziale Versorgung“, so Klingan.

"Wir haben die Ängste und Sorgen unserer 200 Kinder und Jugendlichen in Niederösterreich intensiv erlebt“, erzählte der SOS-Kinderdorf Geschäftsleiter. „Wann darf ich nochmal meine Pubertät haben?“, fragte etwa ein 17-Jähriger aus einer SOS-Kinderdorf Wohngruppe in Niederösterreich. „Das Virus hat den Computer zu meinem besten Freund gemacht“, erzählte ein 15-Jähriger. „Ich würde gerne endlich wieder schwimmen gehen, das geht jetzt leider nicht“, sagte eine 16-Jährige. Angesichts solcher und anderer Sorgen brauche es dringend Unterstützung und Hilfsmaßnahmen für die Jugendlichen, so Klingan .