Chronik

Weniger Anzeigen während CoV-Pandemie

Die Polizei hat in Niederösterreich im Jahr 2020 deutlich weniger Straftaten verzeichnet. Die sinkende Zahl an Verbrechen dürfte unter anderem auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen sein. Nur die Internetkriminalität nahm im vergangenen Jahr deutlich zu.

Insgesamt bearbeitete die Polizei im vergangenen Jahr 61.364 Anzeigen in Niederösterreich, um 7.632 weniger als noch im Jahr zuvor. 8.425 dieser Delikte entfielen auf Gewaltkriminalität. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Minus von 8,8 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg hier um 4,5 Prozentpunkte auf 91,3 Prozent an.

Im Bereich der Raubkriminalität wurde ein Rückgang von 164 auf 138 Delikte verzeichnet. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen hingegen stieg leicht an. 2019 waren 143 Fälle angezeigt worden, im vergangenen Jahr 145 Fälle. In Niederösterreich kam es im vergangenen Jahr außerdem zu sechs Morden. Dabei wurden drei Frauen und drei Männer getötet.

Weniger Eigentumsdelikte, mehr Cybercrime

Wegen Eigentumsdelikten wurden 2020 niederösterreichweit 17.420 Anzeigen erstattet. Das waren um 5.253 Fälle weniger als 2019. Die Aufklärungsquote stieg um 4,3 Prozentpunkte und lag bei 29,5 Prozent. In 2.478 Fällen blieb es beim Versuch. Auch bei Einbrüchen in den Wohnraum sank die Zahl der Anzeigen. 1.211 Delikte bedeuten hier den tiefsten Wert seit zehn Jahren. Außerdem gab es um knapp 160 Kfz-Diebstähle weniger als im Vorjahr.

Ein deutlicher Anstieg wurde 2020 allerdings bei der Internetkriminalität registriert. Die angezeigten Fälle stiegen um 29,7 Prozentpunkte. 1.219 Straftaten fielen unter Cybercrime im engeren Sinne. Die Aufklärungsquote betrug 36,3 Prozent, was einer Zunahme von 64,1 Prozent entspricht. In 3.354 Fällen wurde Anzeige wegen Internetbetrugs erstattet. Das waren um 27,6 Prozent mehr als 2019.

Dagegen wolle man in Zukunft verstärkt vorgehen, sagte Landespolizeidirektor Franz Popp im Gespräch mit noe.ORF.at. „Wir werden laufend über aktuelle Entwicklungen informieren, damit die Bevölkerung vorsichtig ist und gerade im Internet sehr vorsichtig agiert, um nicht leichtfertig Opfer einer strafbaren Handlung zu werden“, so Popp.

Höhere Aufklärungsquote bei Verbrechen

Die Quote bei den aufgeklärten Straftaten stieg 2020 nach Angaben der Landespolizeidirektion Niederösterreich um 2,7 Prozentpunkte und lag somit bei 55,5 Prozent. Das Resultat stelle einen Höchstwert im zehnjährigen Langzeitvergleich dar und sei „Ertrag engagierter und akribischer Polizeiarbeit“, sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Leiter des Landeskriminalamtes, in einer Aussendung vom Donnerstag.

Ausgeforscht wurden in Summe 41.118 Tatverdächtige. Das bedeutet zwar ein Minus von 6,7 Prozent, allerdings liege das an der geringeren Anzahl der Straftaten im vergangenen Jahr, die „offensichtlich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Änderungen im alltäglichen Leben“ stünden, hieß es in der Aussendung. Der Anteil der Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft war mit 33,3 Prozent fast ident mit dem Wert von 2019 (33,2 Prozent). Die häufigsten Herkunftsländer waren Rumänien (2.205), Serbien (1.196), Ungarn (1.132), Deutschland (954) und die Türkei (863).

ÖVP und FPÖ zufrieden mit Aufklärungsquote

Ein „gutes Zeugnis“, stellte ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres aus: „Auf der einen Seite stellen wir fest, dass wir bei der Kriminalität pro Kopf deutlich weniger Kriminalakte haben als in den Jahren davor. Auf der anderen Seite sehen wir, dass die Aufklärungsquote deutlich besser geworden ist. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern ist Niederösterreich das zweitsicherste Land in ganz Österreich“, so Ebner.

Auch FPÖ-Landespartei- und Klubobmann Udo Landbauer lobte die Arbeit der Polizei. Er warnte jedoch: „In Summe haben sich besonders Gewaltdelikte von der Straße in den privaten Wohnbereich und ins Internet verlagert." Als „erschreckend“ bezeichnete er außerdem den geringfügigen Anstieg bei der Zahl der angezeigten Vergewaltigungen. „Wer sich an unseren Frauen und Kindern vergreift, muss endlich mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden“, forderte Landbauer.