Ein Hauch von Nostalgie umweht den winzigen Arbeitsbereich von Friedrich Hayden – 24 Quadratmeter gegen die Markenkonzerne. Was an Fläche fehlt, macht er mit Liebe zum Beruf wett, unterstützt von seiner sechzig Jahre alten Nähmaschine. Damit schafft er kleine, lederne Unikate. Denn das ist seine Nische, wie er sagt: „Dinge, die es am Markt nicht gibt. Ich liebe es zum Beispiel, Brieftaschen zu machen. Da kommt es nicht selten vor, dass jemand seine geliebte alte Geldbörse nachgebaut haben will. Das mache ich dann. Das gilt auch für alle anderen Arten von Taschen.“
Der Fantasie der Kunden seien keine Grenzen gesetzt. Zuletzt habe er den Auftrag bekommen, ein Trampolin-Sprungtuch zu reparieren, sagt der 56-Jährige. Und auch im großen Geschäft mit den Designer-Taschen fand er seinen Platz mit der Reparatur: „Es wäre ja schade, eine so schöne und oft teure Tasche wegzuwerfen, weil etwa der Henkel abgerissen ist oder der Reißverschluss nicht mehr funktioniert. Aber das gilt auch für billige Taschen, mit wenig Aufwand sind sie zu retten.“
Suche nach Materialien als Herausforderung
Einzig bei der Beschaffung der Materialien merkt man, dass es den Beruf des Taschners fast nicht mehr gibt: „Man muss sich bei artverwandten Berufen behelfen, also Schuhleder, auch Kleidungs- oder Möbelleder verwenden. Auch Gehänge und Schlösser sind nur schwer zu bekommen. Der Beschaffungsmarkt für unsere immer kleiner werdende Branche wird parallel dazu auch immer kleiner.“
Er sei in den 23 Jahren als Taschnermeister immer ein besserer Handwerker gewesen als ein Manager, deshalb ist er von der Beschaffung der Materialen genervt, wie Taschner sagt. Aber letztendlich bekommt er doch, was er braucht und kann damit mehr oder weniger betagten Taschen das Leben verlängern.