Mann und Frau halten Babyschuhe
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Coronavirus

Experten empfehlen Impfung bei Kinderwunsch

Rund um die Coronavirus-Impfung kursieren viele Fragen und Ängste, etwa wie und ob Schwangerschaft und Impfung zusammenpassen. Schwangere werden bisher nicht geimpft. Frauen mit Kinderwunsch wird aber eine Impfung empfohlen.

Die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Doris Linsberger hört in ihrer Ordination in Krems täglich viele Fragen rund um die Coronavirus-Impfung. Manche junge Frauen fürchten, ihre Fruchtbarkeit zu verlieren. Woher derartige Informationen kommen, kann sich Linsberger mit der aktuellen Datenlage nicht erklären, da sie „wissenschaftlich absolut nicht bewiesen sind“. Die Fachärztin erklärt: „Es ist weder biologisch noch biochemisch ein Grund vorhanden, dass Impfstoffe genetisches Material verändern könnten oder sonstige Veränderungen der Fruchtbarkeit vollziehen könnten.“

Schwangere haben höheres Risiko für schweren Verlauf

Auch Leopold Wanderer, Primar für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Landesklinikum Melk, bestätigt: „Wir wissen aus Untersuchungen, die jetzt schon seit mehreren Monaten laufen, dass es bei jungen Frauen, die sich impfen lassen, zu keiner Unfruchtbarkeit kommt – im Gegenteil. Es wird Frauen, die einen Kinderwunsch haben, sogar empfohlen, sich eine Impfung verabreichen zu lassen.“ Denn schwangere Frauen haben im Fall einer Infektion laut dem Experten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Werner Fetz im Gespräch mit Leopold Wanderer
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ORF-Niederösterreich-Redakteur Werner Fetz (l.) stellte Leopold Wanderer (r.), Primar für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Landesklinikum Melk, Fragen rund um Impfung und Schwangerschaft

Impfung bis einen Monat vor Schwangerschaft

Mindestens einen Monat vor einer geplanten Schwangerschaft sollte die Impfung laut aktueller Empfehlung abgeschlossen sein. „Allerdings wissen wir, dass im Rahmen der Zulassungsstudien und seit geimpft wird, Schwangere, die noch nicht gewusst haben, dass die schwanger sind, geimpft wurden“, so Linsberger. „Und es gibt bisher keinen Hinweis, dass Veränderungen oder Störungen der Schwangerschaft oder Veränderungen am genetischen Material der Kinder, der Föten oder Embryonen stattgefunden haben.“

Redaktioneller Hinweis

Die angegebenen Informationen entsprechen dem Wissensstand vom 29.3.2021. Bei Unklarheiten wenden Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens.

Auch die freiwilligen Impfungen von Schwangeren in Israel, den USA, Spanien oder Großbritannien hätten keine Nachteile gezeigt, so Wanderer. „Es wird auch von amerikanischen und deutschen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe mittlerweile empfohlen, bei einer Vorerkrankung bei einer Schwangeren, wie Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes Typ 1 oder 2 oder bei Immunerkrankungen beziehungsweise bei Lungenerkrankungen, möglicherweise auch ‚off label use‘, das heißt, auch, wenn es noch nicht zugelassen ist, in Abwägung des Nutzen-Risikos für die Schwangere trotzdem zu impfen.“ Eine individuelle Abwägung mit dem Arzt oder der Ärztin zu Impfstoff und Zeitpunkt sei sicher notwendig.

Frauenärztin Doris Linsberger am Schreibtisch
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Für Doris Linsberger, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, sind Langzeitschäden nicht vorstellbar, denn: „Wenn Reaktionen auftreten, dann in kurzem Zeitabstand zur Impfung.“

Langzeitschäden für Ärztin „nicht vorstellbar“

Dass in ein paar Jahren herausgefunden wird, dass es doch Schäden gibt, die in Zusammenhang mit der Impfung stehen, kann sich die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe „nicht vorstellen“, wie sie sagt. „Weil Langzeitschäden keine Tatsache oder Realität sind“, meint Linsberger. „Wenn Reaktionen auftreten, dann in kurzem Zeitabstand zur Impfung.“

Derzeit werden Schwangere wegen fehlender Daten in den Zulassungsstudien nicht geimpft, nur deren Umfeld. Wanderer und Linsberger können sich vorstellen, dass sich das künftig ändern wird. Auch bei stillenden Müttern gebe es mittlerweile Überlegungen zu impfen, weil geimpfte Stillende durch die Weitergabe von Antikörpern die Säuglinge passiv immunisieren würden.