Die Wildkatzen hinterlassen auf Lockstöcken, die die Forscher in den Wäldern aufgestellt haben, ihre Haare. Diese werden dann analysiert, und daraus können Schlüsse gezogen werden. Zuletzt konnten Wildkatzen mehrmals via Fotofallen auch bildlich festgehalten werden. „Einem Fotofallenbild aus dem Nationalpark-Umfeld im November folgten mehrere Aufnahmen im Jänner, Februar und März 2021“, erzählt der Direktor des Nationalparks Thayatal, Christian Übl.
Genetische Analysen bestätigten Fotonachweise
„Aufgrund ihrer charakteristischen Zeichnung am Rücken waren die Tiere eindeutig als Wildkatze zu bestimmen. Die genetische Analyse der Haarproben durch die Wildtiergenetik Senckenberg in Deutschland hat das Ergebnis bereits bestätigt. Es ist das erste Mal, dass wir die Wildkatze in so regelmäßigen Abständen bei unseren Lockstöcken nachweisen konnten“, so Übl.
Auch in der Wachau sind die scheuen Tiere unterwegs: Die jüngsten genetischen Analysen aus der Wachau aus den Jahren 2019 und 2020 zeigten, dass sechs Wildkatzen in der Region unterwegs sind. „Da hier auch enge Verwandtschaftsverhältnisse bestätigt wurden, steht fest, dass es sich dabei um eine kleine Population handelt“, schildert Wildkatzenexperte Peter Gerngross von der Plattform Wildkatze.
Diese Ergebnisse nahmen die Mitarbeiter des Nationalparks Thayatal, wo die Wildkatze bereits 2007 nachgewiesen wurde, zum Anlass, mögliche Wanderrouten der Wildkatzen zwischen der Wachau und dem Thayatal auszuforschen. „Die scheuen Katzen wandern gerne verborgen im Schutz der Wälder. Der Wald bietet ausreichend Versteckmöglichkeiten, und es gibt genügend Bäume, auf die sie bei Gefahr flüchten können“, so Wildbiologe Horst Leitner.
Wildkatzen meiden offene Flächen und Flüsse
„Große offene Flächen meidet die Wildkatze, ebenso menschliche Siedlungen. Stark frequentierte Straßen stellen ebenso eine Barriere dar wie breite Flüsse, wie zum Beispiel die Donau“, erklärt Leitner. „Die Daten wurden in ein Rechenmodell eingespeist und führten zur Ausweisung von Korridoren, die als ideale Wanderrouten für Tiere zu sehen sind. Hier stoßen sie auf den geringsten Raumwiderstand.“
Auch andere Wildtierarten wie das Rotwild oder der Dachs nutzen diese Waldverbindungen für ihre Wanderungen. An fünf Standorten entlang der Waldkorridore im Waldviertel sowie an drei weiteren im Weinviertel führen nun Freiwillige Untersuchungen mit Lockstöcken durch, um mögliche Wanderbewegungen auszuforschen. Die Nachweise stehen noch aus. „Wir warten gespannt auf die genetische Detailanalyse der gesammelten Haarproben, denn so lässt sich eine tatsächliche Verbindung der Wildkatzenpopulation in der Wachau mit dem Thayatal darstellen“, so Projektleiter David Freudl.