Die ehemalige Synagoge in Sankt Pölten
Kultur

Synagoge wird jüdisches Kulturzentrum

Die ehemalige Synagoge in St. Pölten wird um vier Millionen Euro renoviert. Künftig will man das Kulturdenkmal einem breiten Publikum zugänglich machen. Jüdische Kultur und Geschichte sollen so erlebbar werden.

In den vergangenen Jahrzehnten war die Synagoge St. Pölten für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt geöffnet. Mit Beginn 2024 soll das Jugendstil-Juwel von Architekt Theodor Schreier aus dem Jahr 1913 in neuem Glanz erstrahlen. Die Renovierung ist ein Meilenstein des „Kunst- und Kulturschwerpunkts St. Pölten 2024“. Sowohl der Chor als auch das Kantorhaus sollen dann barrierefrei zugänglich sein.

Zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und der NÖ Museum Betriebs GmbH wurde kürzlich ein unentgeltlicher Bestandsvertrag abgeschlossen, jetzt wird ein Generalpartner ausgeschrieben, um die notwendigen Sanierungen und Adaptierungen in der Höhe von vier Millionen Euro umzusetzen. Die finanziellen Mittel stellen das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten.

Diskussion über jüdische Kultur und jüdisches Leben

Die Renovierung sei ein wichtiges Signal für die Zukunft, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Wir übernehmen geschichtliche, kulturelle sowie baukulturelle Verantwortung für ein einzigartiges Bauwerk und ermöglichen die Vermittlung von und damit die Diskussion über jüdische Kultur und jüdisches Leben, und zwar in allen, auch den mit Ermordung und Vertreibung verbundenen, Aspekten“, so Mikl-Leitner. St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) ist überzeugt: „Eine Institution, die es schafft, Geschichte, Gedenken und Gegenwart gerade auch für junge Menschen zu verbinden, kann weit über St. Pölten hinaus eine große Bedeutung erlangen.“

Synagoge St. Pölten
Marius Höfinger
1913 wurde die Synagoge erbaut, während der Novemberpogrome 1938 schwer verwüstet und 1980 bis 1984 wurde sie renoviert

Kunstinstallationen, Medienstationen und ein jüdisches Kunst- und Kulturfestival sollen die ehemalige Synagoge ab 2024 zu einem lebendigen Raum machen. Sie soll das kulturelle Leben in der Stadt St. Pölten mitprägen und einen Verbindungspunkt zwischen Kulturbezirk und Innenstadt bilden, heißt es. „Die Synagoge war religiöses und kulturelles Zentrum der jüdischen Gemeinde in St. Pölten. Das Gebäude zu einer Begegnungsstätte für spätere Generationen zu machen, ist ein sehr wichtiges Signal", so Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

„Wir lassen den Raum selbst erzählen“

„Wir richten kein Museum ein, wir lassen den Raum selbst erzählen", sagte Martha Keil, Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs. „Geschichte, Gedenken, Gegenwart – diese drei Aspekte werden die Leitmotive sein, um die Gründung, Blüte und Vernichtung der jüdischen Gemeinde in St. Pölten zu vermitteln. Wir schaffen einen Ort, der sich mit jüdischer Kultur und unserer gemeinsamen Geschichte auseinandersetzt.“

Neben dem Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich wird die Synagoge als eigenständige Institution Teil der NÖ Museum Betriebs GmbH. Der Betrieb wird in enger Kooperation mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs geführt. Die Sanierung und Adaptierung des denkmalgeschützten Gebäudes erfolgt gemäß den gültigen Standards der Baudenkmalpflege und mit finanzieller Unterstützung des Bundesdenkmalamts. Damit wird nach dem kürzlich vorgestellten Neubauprojekt „KinderKunstLabor“ die zweite Kulturinstitution mit Start 2024 umgesetzt.