Lunzer See
ORF / Birgfellner
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Chronik

Kritik an Lehrveranstaltung im Lockdown

Mitten im Lockdown machen derzeit rund 80 Studierende der Universität für Bodenkultur (BOKU) Praxis-Tage in Lunz am See im Bezirk Scheibbs, wo es derzeit auch Ausreisekontrollen gibt. Studierende üben Kritik, die BOKU verweist auf Sicherheitskonzepte.

„Hydro Biology“ ist laut Studienplan der BOKU eine Pflichtlehrveranstaltung für Studierende der Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur. Bei dieser Übung in Lunz am See werden etwa Wasserproben genommen und analysiert. Das dortige Forschungszentrum ist das sogenannte Wassercluster Lunz. Damit, dass die Lehrveranstaltung trotz der Lockdwon-Verlängerung nicht abgesagt oder verschoben wurde, fühlen sich einige gar nicht wohl, sagt eine Studentin, die anonym bleiben will, gegenüber Ö1-Redakteurin Veronika Mauler. „Man schränkt sich privat zuhause, so gut es geht, ein und dann kommt die Uni und man ist mit 80 Leuten unterwegs. Man ist dann halt in 20er-Gruppen eingeteilt, aber es sind trotzdem Leute von überall aus Österreich.“

Studentin: „Zu fünft in einem Appartement“

Vor der Abreise mussten alle einen negativen Corona-Test vorweisen, der höchstens 48 Stunden alt war. Erst am Donnerstag soll es einen weiteren Test geben, den alle brauchen, wenn sie aus dem Bezirk Scheibbs wieder ausreisen. „Bis Donnerstag haben wir jetzt eigentlich keine Gewissheit, ob wir noch negativ sind.“

Untergebracht sind die Studierenden in Appartements und Hotels. Vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement haben sie eine Bestätigung bekommen, dass es sich um eine Art berufliche Reise handelt. „Also der Hotelbesitzer hat auch gemeint, er ist selbst verwundert, wie das stattfinden kann. Es gibt auch welche, die zu fünft in einem Appartement wohnen“, schildert die Studentin gegenüber Ö1. Auch wenn indoor Maskenpflicht gilt, der Lockdown werde nicht ernst genug genommen, so die Kritik. Zu den verschiedenen Übungsorten, fahren die Studierenden in Fahrgemeinschaften. „Mich ärgert vor allem, dass es eben keine andere Möglichkeit gibt, diese Lehrveranstaltung irgendwie positiv abzuschließen.“

Vizerektor beruft sich auf Sicherheitskonzepte

Gerhard Mannsberger, Vizerektor der BOKU und Leiter des dortigen Corona-Krisenstabes, kontert, es gebe sehr wohl die Möglichkeit, eine Ersatzarbeit zu beantragen. Einige Studierende hätten das auch gemacht. „Das heißt, es bekommt jemand ein Thema und schreibt darüber eine Seminararbeit und das gilt dann genauso, als hätte man diese Übung absolviert.“ Die Übung sei sehr attraktiv, so Mansberger, weshalb all jenen, die diese Übung für den Abschluss heuer nicht brauchen, ein Fixtermin im nächsten Jahr angeboten wurde. Die Übung zu verschieben sei kaum möglich, denn die Vorlaufzeit betrage ein Jahr.

Von den 1.300 Lehrveranstaltungen an der BOKU finden 85 Prozent online statt. Bei angewandten Laborübungen bestehe aber der große Wunsch, dass sie auch abgehalten werden. Es gebe dafür ausgeklügelte Sicherheitskonzepte. In Lunz am See gebe es auch keine Mehrbettzimmer, so Mansberger. „Es sind Zweibettzimmer, wo auch hier alles gilt: mit Abstand, mit Maskenpflicht, wenn man sich bewegt.“ In einem Jahr Pandemie habe es an der BOKU keine Clusterbildung gegeben, betont Mansberger. Aber was die Information der Studierenden angeht, räumt er ein: Man könne nie gut genug kommunizieren, Verbesserungsbedarf gebe es immer.

Student: „Abmeldung nur mit ärztlichem Attest“

Aufgrund des Ö1-Beitrags wandte sich ein weiterer Student an die Redaktion, der die Sichtweise seiner Kollegin bestätigt. Er habe von der Option eines Fixplatzes im kommenden Jahr erst durch die Medien erfahren. Eine Abmeldung sei zudem nur mit ärztlichem Attest möglich, schildert der Betroffene.

Der junge Mann, der ebenfalls anonym bleiben will, spricht weiters von Unterbringung zu zehnt in einem Appartement. Ein einziger Antigen-Schnelltest für eine fünftägige Lehrveranstaltung sei für ihn jedenfalls kein „ausgeklügeltes Hygienekonzept“.

Klarstellende Aussendung geplant

„Eine ärztliche Bestätigung ist nicht vorgesehen, um eine Ersatzarbeit beantragen zu können. Es genügt, wenn jemand Angst hat und deshalb nicht an der Übung teilnehmen will", stellte Vizerektor Mannsberger auf Nachfrage klar. Das Thema werde am Mittwoch im Krisenstab unter Einbindung der Studierendenvertretung diskutiert. Danach werde eine klarstellende Aussendung an die Lehrenden und Studierenden geschickt.