CHRONIK

Berufsmesse für Mädchen diesmal virtuell

Viele Mädchen wählen nach wie vor einen sogenannten „typischen Frauenberuf“: Jede Vierte wird Einzelhandelskauffrau, gefolgt von Friseurin und Bürokauffrau. Mit dem Girls’ Day will das Land Niederösterreich junge Frauen auch für Technik-Berufe begeistern.

Der Girls’ Day wird heuer erstmals in einem neuartigen Format fortgesetzt. 37 Betriebe öffnen ihre Türen, dieses Mal aber nicht wie gewohnt direkt vor Ort, sondern auf einer virtuellen Plattform. Bis 24. April können rund 560 Schülerinnen aus 31 Schulen die Unternehmen online auf ihrem Messestand besuchen und sich in Live-Chats austauschen.

„Gerade in herausfordernden Zeiten ist es für Schülerinnen wichtig, dass die bewährten Formate in der Phase der Berufsorientierung auch weiterhin zur Verfügung stehen", erklärte Frauen- und Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeiste (ÖVP).

200 Lehrberufe zur Auswahl

Nach wie vor wählen 40 Prozent der Mädchen, trotz einer Fülle von rund 200 Lehrberufen, einen von drei Ausbildungswegen. Die Wahl fällt dabei meist auf Einzelhandelskauffrau, Friseurin oder Bürokauffrau. Daher sei es wichtig, Mädchen bei der Berufswahl zu unterstützen und das Interesse auch für technische Berufsbilder zu wecken, so Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister.

„Es ist nicht nur etwas, was wir wollen, weil es modern ist oder weil man das eben in Zeiten wie diesen unterstützt, sondern weil es für Frauen eine tatsächliche, wirkliche Chance sein kann, wenn sie sich für diese Berufe entscheiden, in denen jetzt gerade – und da hat Corona natürlich das Seine dazu beigetragen – ein ganz extremer Fachkräftemangel existiert.“

Junge Frauen sollten einen Beruf nicht deshalb wählen, weil ihn die besten Freundinnen ausüben oder weil die Eltern das so wollen. Sie sollten viel mehr das machen, wozu zu sich talentiert fühlen, betonte Teschl-Hofmeister. In manchen Bereichen sei ein weiteres Argument außerdem das höhere Gehalt.

„Mutig sein, in andere Richtungen denken“

Vera Sares, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Niederösterreich, appellierte am Mittwoch an die Jugend, den Girls’ Day zur Berufsorientierung zu nutzen: „Wir versuchen, junge Mädchen mit diesem Angebot bei den weitreichenden Entscheidungen in Bezug auf deren berufliche Laufbahn zu unterstützen und finden dafür auch virtuelle Lösungen." Man solle „mutig sein, in andere Richtungen denken und Neues ausprobieren“, so Sares.

Auch das AMS Niederösterreich biete Frauen „attraktive Sprungbretter in Berufe, die bislang noch überwiegend von Männern ausgeübt werden“, betonte AMS Niederösterreich-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich. So helfe man mit, Einkommensnachteile von Frauen und die geschlechtsspezifische Segregation am Arbeitsmarkt zu reduzieren. Das AMS setze dabei auf Angebote wie die Mädchen-Technik-Tage und das FiT-Programm. Denn: „Technikerinnen und Handwerkerinnen werden auch in Krisenzeiten dringend benötigt“, so Hergovich.

Gute Bezahlung in krisensicheren Jobs

Bei der Industriellenvereinigung Niederösterreich hofft man, dass schon bald kein Girls’ Day mehr nötig sei, „um zu zeigen, dass junge Frauen für technische Berufe geeignet sind“, hielt Geschäftsführerin Michaela Roither fest. Aktuell gebe es aber immer noch HTLs mit weniger als zehn Prozent Schülerinnen. Und auch in technischen Lehrberufen oder technischen Studienrichtungen seien junge Frauen nach wie vor unterrepräsentiert.

Dadurch würden Frauen aber wichtige Chancen verpassen, so Roither. Denn gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich würden die Arbeitsplätze der Zukunft warten, die außerdem überdurchschnittlich gut bezahlt seien. Weiters betonte sie: "Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass Industrieberufe vergleichsweise krisensicher sind, weil die Beschäftigten in den Produktionsbetrieben das Land am Laufen gehalten haben.“