Traktor mit einer Scheibenegge beim „Stoppelsturz“ auf einem Getreidefeld
APA/HARALD SCHNEIDER
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Landwirtschaft

Forscher testen digitale Landwirtschaft

Am Austrian Institute of Technology (AIT) in Tulln beschäftigt man sich intensiv mit der Landwirtschaft. Mit einer Initiative des Landes will man nun mithilfe von Künstlicher Intelligenz Daten für die Landwirtschaft sammeln. Dafür investieren beide 20 Millionen Euro.

Am Technopol-Standort Tulln arbeiten mehr als 1.000 Forscherinnen und Forscher im Bereich biobasierter Technologien. Auch das AIT – die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Österreichs – hat hier einen Standort und soll wissenschaftliche Impulse für die Landwirtschaft bringen. Im Rahmen des Projekts „d4agrotech“ wird etwa im Bereich Pflanzen und Mikroorganismen geforscht. Dabei wird nach Methoden gesucht, mit denen die Landwirtschaft möglichst ressourcenschonend arbeiten kann.

Denn Landwirte nutzen zwar immer öfter Daten von Feld und Stall sowie weitere Infos wie Wetterdaten, um beispielsweise den Düngemittel- und Pestizidverbrauch einzudämmen. Das reiche aber nicht aus, heißt es in einer Aussendung des AIT. Es gehe auch um die intelligente Auswertung der gesammelten Daten. Hier setzt man nun auf Methoden der Künstlichen Intelligenz.

Ziel: Treffsichere Prognosen für Landwirtschaft

„Das Ziel dieser Projekte ist es, diese Daten nicht nur zu generieren, sondern sie auch in einer sinnvollen Weise zusammenzubringen, um einen Mehrwert zu generieren und zu digitalisieren, damit wir Vorhersagemodelle entwickeln können“, sagte Angela Sessitsch, die Leiterin des Kompetenzbereichs Bioresources am AIT, im Gespräch mit noe.ORF.at.

Ausweitungen Forschung Digitale Landwirtschaft
ORF
Das AIT und das Land Niederösterreich stellten gemeinsam das Projekt „d4agrotech“ vor

Vom Einsatz der Künstlichen Intelligenz versprechen sich die Wissenschafter einen signifikanten Zuwachs in der Treffsicherheit von Prognosen und der Verlässlichkeit von digitalen Entscheidungshilfen für landwirtschaftliche Betriebe. Gemeinsam mit Partnern sollen digitale Systeme entwickelt werden, aus denen konkrete Lösungen für Landwirte abgeleitet werden können, um die Effizienz, Qualität und den Ertrag in der Primärproduktion weiter zu verbessern.

Schwerpunkt auf Mikrobiom und Geruchssensoren

Die Forscher am AIT-Standort in Tulln wollen sich dabei vor allem auf zwei Bereiche konzentrieren. Einerseits soll das Wissen über das Mikrobiom, das die Vitalität von Pflanzen und ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge unterstützt, in digitalisierte Modelle einfließen. Davon erhofft man sich Information und Entscheidungshilfen etwa für nachhaltige Pflanzenschutzmethoden, die Entwicklung resistenter Pflanzensorten oder von alternativen, biologischen Methoden zur Düngung.

Andererseits will das AIT sein Wissen über Geruchssensoren („elektronische Nasen“) nutzbar machen. Durch die kosteneffiziente Herstellung von mobilen Echtzeitsensoren könnte eine engmaschige und flächendeckende Überwachung auf dem Feld, in Gewächshäusern oder in Lagerhallen ermöglicht werden. So könnten etwa Dünger oder Pflanzenschutzmitteln effizienter eingesetzt oder auf Schädlingsbefall früh reagiert werden.

Jeder fünfte Arbeitsplatz hängt von Landwirtschaft ab

Damit die Landwirtschaft auch weiterhin erfolgreich bleibe, brauche es Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, betonte auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Denn: „Wir haben in Niederösterreich mehr als 38.000 landwirtschaftliche Betriebe und jeder fünfte Arbeitsplatz hängt von der Landwirtschaft ab.“

Tulln sei der ideale Standort für die Kooperation zwischen Land und AIT, sagte Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP). Immerhin habe Tulln es in den letzten Jahren geschafft, sich in diesem Bereich international einen Namen zu machen.

Von der Kooperation sollen sowohl das Land als auch das Forschungsinstitut profitieren, hielten die Verantwortlichen fest. Das AIT könne seine Aktivitäten erweitern und das Land den Standort Tulln noch weiter verbessern. „Wissenschaft und Forschung sind immer wichtiger werdende Standortfaktoren“, sagte AIT-Aufsichtsratschef Hannes Androsch.