Kinder laufen im Wald
pixabay
pixabay
Soziales

Feriencamps: Klare Vorgaben gefordert

Eltern hoffen für die Betreuung in den Sommerferien auf Ferienlager. Unter welchen Maßnahmen diese stattfinden dürfen, ist noch unklar. Vereine und Organisationen aus Niederösterreich fordern klare Regeln, arbeiten aber auch selbst an Teststrategien.

Im vorigen Sommer waren Ferienlager möglich – sogar ohne Maske und ohne Abstände, sofern man ein entsprechendes Präventionskonzept hatte. Nur kam diese Information Mitte Juni für viele Organisationen und Vereine zu spät, sie hatten ihre Veranstaltungen schon längst abgesagt. Darunter waren etwa die niederösterreichischen Pfadfinder, die dieses Jahr einen früheren Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Regeln fordern.

Die Richtlinien bräuchte man so schnell wie möglich, sagt Landesleiterin Stefanie Jirgal: „Das ist natürlich ein Wunschtraum, aber wir brauchen sie definitiv im Mai. Denn dann können wir erst die Buchungen bestätigen, die Eltern informieren, das Team zusammenstellen und klären, wer überhaupt mitkommen kann.“ Die Arbeit werde ja ausschließlich von Freiwilligen gestemmt, die sich ihre Freizeit natürlich auch nach den Camps einteilen müssten.

Maßnahmen in kleinen Gruppen leichter umsetzbar

Bei den Pfadfinder-Gruppen gab es im vorigen Sommer viele eintägige Veranstaltungen. Etwa 940 Kinder nahmen in Niederösterreich daran teil, im Sommer 2019, mit 140 Ferienlagern samt Übernachtung, waren es 4.370. Die Nachfrage sei diesen Sommer noch einmal höher als während des ersten Pandemiejahrs, erzählt Jirgal: „Da geht es nicht nur um Eltern, die Betreuung für Kinder brauchen, sondern um das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen, etwas zu machen, einen sorgenfreien Sommer zu haben.“

Lagerplätze haben die Pfadfinder-Gruppen bereits reserviert. Derzeit gebe es aber erst ein vollständig organisiertes Pfadfinderlager. Dabei handle es sich um eine kleine Gruppe mit weniger als zehn Personen. „Die haben natürlich Vorteile beim Organisieren. Wir haben in Baden die größere Gruppe mit über 300 Mitgliedern, im Waldviertel gibt es wieder welche mit maximal 20 Kindern. Bei denen ist alles viel leichter durchführbar, etwa bei den Hygienemaßnahmen“, so Jirgal.

Nasenbohren und Gurgeln im Zeltlager

Unabhängig von den Vorgaben der Lockerungsverordnung, planen die Pfadfinder in den Ferienlagern regelmäßig auf das Coronavirus zu testen. Auch die Kinderfreunde Niederösterreich arbeiten an so einer Teststrategie, sagt Geschäftsführer Günther Haas gegenüber noe.ORF.at: „Nachdem wir jetzt im Vergleich zum Vorjahr mit Testmöglichkeiten viel weiter sind, ist unsere Überlegung, dass wir die Kinder zu Beginn des Camps testen, dann nach ein paar Tagen wieder. Damit könnten wir eine der sichersten Umgebungen schaffen, weil wir ja ohnehin permanent in Quarantäne sind sozusagen.“

Kontakt zwischen unterschiedlichen Gruppen oder das Wechseln von Betreuerinnen und Betreuern gebe es bei den Ferienlagern nämlich nicht. Das war eine der Vorgaben für Camps im vorigen Sommer, deshalb rechnen die Veranstalter auch heuer mit einer ähnlichen Regelung.

Veranstalter müssen flexibel bleiben

Als im Juni 2020 doch noch großzügigere Vorgaben für die außerschulische Jugendbetreuung kamen, organisierten die Kinderfreunde kurzfristig Ferienlager. 250 Kinder nahmen daran teil, nach Angaben der Organisation habe es nur einen Verdachtsfall gegeben. Das Kind wurde schlussendlich doch negativ getestet, so Haas.

Die Maßnahmen im vorigen Jahr waren u.a. ein Präventionskonzept und Hygienemaßnahmen wie Händewaschen oder Desinfizieren von Oberflächen. Mit ähnlichen Regeln rechnen die Kinderfreunde auch diesen Sommer. Um die Sicherheit zu erhöhen, hofft Kinderfreunde-Geschäftsführer Haas, dass auch alle Betreuerinnen und Betreuer bis Ferienbeginn eine CoV-Schutzimpfung erhalten.

Ferienlager der Kinderfreunde in Niederösterreich im Sommer 2020
Kinderfreunde Niederösterreich
Die Kinderfreunde Niederösterreich fuhren im Sommer 2020 in Kleingruppen auf Zeltlager

„Ferienlager für Psyche der Kinder wichtig“

Das würde auch den Eltern ein sicheres Gefühl geben, ist sich Haas sicher. „Die Nachfrage im Vorjahr war dann nicht so groß, weil da doch noch die Angst größer war, etwa bei Übernachtungen oder viel Kontakt mit anderen Kindern.“ Aus psychologischer Sicht wäre ein unbeschwerter Sommer für Kinder und Jugendliche überaus wichtig, sagt Constanze Schilling, sie leitet die Jungscharlager der Katholischen Jungschar in der Diözese St. Pölten.

„Viele Studien zeigen ja, dass Kinder und Jugendliche sehr belastet sind und dieser Sommer soll ein Auftauchen sein, ein Wegkommen vom Alltag, ein Eintauchen in eine andere Lebenswelt“, sagt Schilling im Gespräch mit noe.ORF.at. Die Angebote der Katholischen Jungschar seien zudem wichtig für armutsgefährdete Familien. „Es geht um ein leistbares und qualitätsvolles Angebot für einkommensschwache Familien, die dann auch wissen, mein Kind ist gut aufgehoben und betreut im Sommer.“

Petition für „sorgenfreien Sommer“

Zu möglichen Lockerungen bei der außerschulischen Jugendbetreuung im Mai ist im Vorfeld nichts bekannt. Das kritisiert auch ein Zusammenschluss von Jugendorganisationen. Eine Petition für einen „sorgenfreien Sommer für alle Kinder“ wurde von elf Organisationen gestartet. Gefordert wird u.a. Planungssicherheit. Unter welchen Umständen die Feriencamps stattfinden, wird sich wohl frühestens am 19. Mai selbst zeigen. Die Details für außerschulische Jugendbetreuung würden im Rahmen der Öffnungsschritte gerade erarbeitet, heißt es auf Anfrage aus dem Gesundheitsministerium.