Schnapsbrenner Georg Hiebl
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„Menschen im Blickpunkt“

Georg Hiebl macht aus Früchten Gold

Georg Hiebl ist ein Mann, der aus Früchten Gold macht. Der Mostviertler ist einer der erfolgreichsten Schnapsbrenner Europas: Seit 25 Jahren sammelt er Goldmedaillen für seine Edelbrände. Erst kürzlich erhielt er beim Berliner „Craft Spirit Award“ 41 Medaillen.

Ein riesiger Vierkanthof steht auf einer Anhöhe bei Haag im Bezirk Amstetten. Von der Tierhaltung von früher blieb nur ein Hühnerhaus, der Hof selbst wird seit vier Jahren zur Großdestillerie umgebaut. Vom ehemaligen Schweinestall zeugen noch die alten Gewölbedecken, darunter lagern aber heute Hektoliter von Getränken, die man eigentlich nur tröpfchenweise verkostet – Edelbrände in insgesamt mehr als 120 Sorten. Die meisten von ihnen preisgekrönt. Beim diesjährigen Berliner „Craft Spirit Award“ konnte es aus Corona-Gründen keine Verkostungsveranstaltung geben. So wurden die 500 Kostproben von den 24 Jurymitgliedern aus ganz Europa jeweils zu Hause verkostet. Und zwar in neutralen Fläschchen, nur mit Nummern beschriftet. Eine neue Art der Blindverkostung.

Überlegener Gesamtsieg

Hiebls Rote-Williams-Brand erhielt mit 97,25 die höchste Punktezahl von allen, mit 41 Medaillen bei 41 Einreichungen, davon 16 Goldene, wurde Hiebl der unumstrittene Gesamtsieger, was ihn stolz macht: „Der Drittplatzierte, ein Schweizer, und der Zweite, ein Deutscher, beide sehr erfolgreiche Edelbrenner, hatten zusammen nur knapp so viele Punkte wie ich allein, das hat mich sehr gefreut. Zumal ich wegen des Umbaus zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder bei einem großen Bewerb mitgemacht habe. Das ist schon schön, wenn du weißt, es passt noch immer.“

Menschen im Blickpunkt: Schnapsbrenner Georg Hiebl

Georg Hiebl aus Haag im Mostviertel sammelt seit 25 Jahren Goldmedaillen für seine Edelbrände. Erst kürzlich wieder, beim europaweiten „Craft Spirit Award“ in Berlin, wo er 41 Schnäpse eingereicht und dafür 41 Medaillen bekommen hat.

Noch immer – das bezieht sich auf drei Gesamtsiege bei der „Destillata“, der bekanntesten Edelbrand-Prämierung Mitteleuropas, und vor allem dem Gesamtsieg bei der „International Wine- and Spirit-Competition“ in London, der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Schnapsbrenner im Jahr 2014.

Ehrgeiz, zu den Besten zu gehören

Stellt sich die Frage, was den Unterschied ausmacht. Georg Hiebl erklärt das anhand der Kreation seines Lieblings-Brandes und zugleich der größten Herausforderung – des Gin. Wacholderbeeren – unbedingt frisch, wie er betont – werden gemahlen, dann in Alkohol angesetzt und auf seine bestimmte Weise gebrannt. Die Anlage dafür ließ er über die Jahrzehnte verfeinern und für seine Bedürfnisse bauen, dazu kommen einige weitere Zutaten, die mitdestilliert werden. Es ist der Ehrgeiz, der ihn treibt, bei weltweiter Konkurrenz der Gin-Hersteller vorn mitzumischen. Auch dafür erhielt er vor wenigen Tagen wieder Goldmedaillen, und zwar bei der diesjährigen Ausgabe der „Destillata“, bei der er nur mit Gin teilnahm.

Letztlich aber sei es die Vielfalt, die seine Philosophie ausmache, sagt er im Gespräch mit noe.ORF.at. Immer wieder experimentieren, immer wieder Neues ausprobieren, etwa Bärlauch-Geist mit gewöhnungsbedürftiger Note, Banane, Steinpilz oder auch Gurke. Dieses Produkt sei durch Zufall entstanden, erklärt Hiebl: „Ein Gemüsehändler hat mir essfertige Gurken angeboten, beste Qualität. Er hätte sie sonst weggeworfen. Ich hab es ausprobiert und erkannt, wieviel Aroma eine Gurke haben kann.“

Schnapsbrenner Georg Hiebl
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Nur die besten Früchte werden für die Edelbrände verwendet, sagt Hiebl

Nur bestes, essreifes Obst

Sein wichtigstes Standbein aber sei – als Mostviertler logisch – der Brand von Früchten wie Birnen jedweder Sorte, Äpfel oder Zwetschken. Was auch immer, die Qualität dieses Obstes müsse perfekt sein. Das sei zwar zumeist im Einkauf bei Obsthändlern bis zu dreimal teurer als sonst übliches „Brennobst“, so Hiebl, aber nur mit reifen Früchten, die man jederzeit auch essen würde, sei wirklich guter Edelbrand zu machen.

In Zukunft geht es nicht mehr nur um Medaillen, jetzt ist das nächste große Ziel die Fertigstellung des Neubaus in zwei Jahren. Ob einer seiner vier Söhne das Unternehmen einmal übernehmen will, das habe sich noch nicht abgezeichnet, vorläufig interessieren sie sich mehr für die Küken im kleinen Hühnerhaus als für den Schnaps. Nachvollziehbar, die Buben sind alle noch schulpflichtig.