Feuchttücher in der Kläranlage
ORF/Fabian Fessler
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Umwelt

Kläranlagen kämpfen mit „WC-Müll“

Jährlich landet tonnenweise „Beifang“ in den Kläranlagen. Alleine in Melk werden pro Jahr 15 Tonnen Grobstoffe aus dem Abwasser gefischt, die dort nicht hineingehören. Vor allem Feuchttücher, Binden und Tampons sorgen für verstopfte Abwasserpumpen.

„Viele Menschen glauben immer noch, dass sich Feuchttücher und Hygieneartikel im Wasser auflösen. Das stimmt aber nicht“, erklärt Marius Probst, Leiter der Kläranlage in Melk: „Die Produkte sind aus einem Material, das sich nicht zersetzt. Vor allem die Bändchen der Tampons wickeln sich oft um die Abwasserpumpen und führen in Folge zu Verstopfungen.“ Etwa zwei Mal in der Woche müssen die Mitarbeiter der Kläranlage in Melk verstopfte Abwasserpumpen händisch reinigen.

Feuchttücher verstopfen Pumpe
Kläranlage Melk/Marius Probst
Feuchttücher und Damenhygieneprodukte verstopfen eine Abwasserpumpe

Das, was durch die Pumpen durchkommt, wird in der Rechenanlage vollautomatisch herausgefischt: „Da findet man auch immer wieder mal Prothesen, Schlüssel oder Schmuckstücke wie beispielsweise Eheringe“, erzählt Probst. Mehr als 90 Prozent der herausgefischten Fremdkörper sind jedoch Feuchttücher und Damenhygieneprodukte. Diese dürfen nicht über die Toilette entsorgt werden, sondern gehören in den Restmüll, erklärt der Profi. Wären mehr Toiletten mit kleinen Mistkübeln neben dem WC ausgestattet, würde es zu weniger verstopften Kläranlagen kommen, ist Probst überzeugt.

300 Tonnen Fettberg in britischer Kanalisation

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung von Essensresten und Altöl über die Toilette. Essensreste, die weiter in die Kanalisation geschwemmt werden, locken dort Ratten an. Das Altöl setzt sich zudem am Rand der Leitungen ab und bildet dort einen Fettfilm, der im Lauf der Zeit steinhart wird. In der Kanalisation von Birmingham in Großbritannien verstopfte laut Mitteilung des dortigen Entsorgungsbetriebes ein 300 Tonnen schwerer Fettberg die Abwasserleitungen. Dieser erstrecke sich über eine Länge von etwa einem Kilometer. Die Reinigungsarbeiten werden Wochen dauern.

Marius Probst Kläranlage Melk
ORF/Fabian Fessler
Marius Probst, Leiter der Kläranlage Melk, beim Klärbecken

„Wenn bei uns Altöl in die Spüle in der Küche oder ins Klo geschüttet wird, passiert genau dasselbe“, sagt der Leiter der Kläranlage. Um die Rohre zu reinigen, wird Spezialwerkzeug benötigt. Probleme wie in der Kanalisation in Birmingham seien in Niederösterreich aber unwahrscheinlich: „Einerseits reinigen wir regelmäßig die Rohre, damit sich gar nicht so viel Fett ansammeln kann. Andererseits funktioniert die Entsorgung des Altöls in Niederösterreich recht gut über den ‚Nöli’“, sagt Probst.

Der „Nöli“ ist ein gelber, drei Liter großer Sammelbehälter, in dem Altöl gesammelt und kostenlos bei den niederösterreichischen Sammelzentren der Gemeinden und Umweltverbände abgegeben werden kann. Das gesammelte und aufbereitete Altspeisefett wird in den Raffinerien Asperhofen (Bezirk St. Pölten) und Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) anschließend zu Bio-Diesel weiterverarbeitet.