Artenvielfalt Bundesforste
Wolfgang Simlinger
Wolfgang Simlinger
Umwelt & Klima

Mit Öko-Plänen zu mehr Artenvielfalt

Jedes Jahr verschwinden Tier- und Pflanzenarten aus der Natur. Das Umweltministerium arbeitet deshalb an einer Strategie, um die Artenvielfalt zu erhalten. Auch die Österreichischen Bundesforste beschäftigen sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema.

Dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sind, darauf wiesen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager am Montag bei einem Lokalaugenschein im Wienerwald in Kaltenleutgeben (Bezirk Mödling) hin. Dort stellten sie das Modell einer integrierten, ökologisch orientierten Waldbewirtschaftung vor.

„Unsere Vielfalt in der Natur ist unsere Lebensversicherung. Sie ist Grundlage für unsere Lebensmittel, unsere Baustoffe, unsere Medizin und wertvoller Erholungsraum für uns Menschen. Ein intakter Wald ist zudem ein wertvoller CO2-Speicher und damit auch essenziell im Kampf gegen die Klimakrise", betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Deshalb arbeite man im Umweltministerium bereits an der Biodiversitätsstrategie 2030.

Öko-Pläne für 850.000 Hektar Natur

Daneben will man seitens der Österreichischen Bundesforste im Zuge der Initiative „Ökologisches Landschaftsmanagement“ für jedes der 120 bewirtschafteten Reviere eigene Öko-Pläne entwickeln. Diese sollen dazu beitragen, die Vielfalt an Arten, Lebensräumen und die genetische Vielfalt zu erhöhen, erklärte Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager.

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Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager

In den nächsten Jahren sollen dabei auf einer Fläche von 850.000 Hektar – von Wäldern und Wiesen über Waldränder bis hin zu Mooren und Gewässern – zahlreiche Naturschutzmaßnahmen gesetzt und in die tägliche Arbeit integriert werden. Weiters sollen die Wälder ertragsorientiert und praxisnah bewirtschaftet werden. „Ziel ist eine integrierte Waldbewirtschaftung. Denn im Kampf gegen den Klimawandel haben intakte Wald-Ökosysteme und nachhaltig bewirtschaftete Wälder eine Schlüsselfunktion", so Freidhager.

Pläne für 30 Forstreviere bereits fertig

Durch die Initiative sollen alle Forstreviere der Bundesforste auf ihre naturschutzfachlichen Besonderheiten analysiert werden. Danach will man für jedes Revier passende Maßnahmen ableiten. „Wir erfassen, welche besonderen Tier- und Pflanzenarten vorkommen und welche seltenen Lebensräume, Waldgesellschaften oder auch Naturdenkmäler in einem Revier vorhanden sind“, sagte Christina Laßnig-Wlad, Leiterin des Naturraummanagement.

Danach soll es an die Umsetzung gehen. „Für rund 30 Forstreviere wurden bereits Öko-Pläne erstellt, weitere zehn sind in Ausarbeitung. Bis Ende des Jahres 2021 wird es für mehr als ein Drittel aller unserer Flächen – weit über 300.000 Hektar – solche Öko-Pläne geben“, so Laßnig-Wlad. Im Laufe der nächsten Jahre sollen die Pläne für alle weiteren Forstreviere folgen. Um eine gute Umsetzung zu gewährleisten, würden die Pläne periodisch überprüft. „Entscheidend ist, dass die Maßnahmen in die laufende Waldbewirtschaftung gut integriert werden können“, betonte die Naturraummanagerin.

Lokalaugenschein in Modellwald

Der Ort für den Lokalaugenschein am Montag war nicht zufällig gewählt, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung von Umweltministerium und Bundesforsten. Denn bei dem Revier in Breitenfurt im Biosphärenpark Wienerwald handelt es sich um eines der ersten Bundesforst-Reviere, in denen bereits ein Öko-Plan umgesetzt wurde. In dem Wirtschaftswald werden jedes Jahr etwa 13.000 Festmeter Holz geerntet. Damit werden sowohl die heimische Möbel-, Holz- und Sägeindustrie als auch lokale Biomassekraftwerke versorgt.

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Totes Holz wird im Revier in Breitenfurt bewusst belassen

Zwischen den mächtigen Bäumen befinden sich aber auch viele Öko-Nischen, wie Revierleiter Joachim Graf berichtete. „An einem Waldsaum etwa wurde eine artenreiche Wildbienenhecke gepflanzt. Hier sind zahlreiche Wildsträucher zu finden wie Spindelstrauch, Kornelkirschen, Wildrosen, Weiß- und Schlehdorn, Hartriegel und Felsenbirnen. Zusätzlich bietet die Wildhecke den mehr als 50 Wildbienenarten im Revier ein reiches Futter- und Nahrungsangebot", hielt er fest. Aber auch für viele Vogelarten wie Rotkehlchen, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke oder Kleinsäuger wie die Haselmaus sei die Hecke ein begehrter Unterschlupf.

Der Mischwald in Breitenfurt weist laut Aussendung eine enorme Vielfalt an Baumarten auf. So gibt es dort unter anderem Hain- und Rotbuchen, Vogelkirschen und Rotkiefern. Jedes Jahr würden außerdem mindestens 150 Stück seltener Gehölzarten gesetzt. Außerdem würden Feuchtbiotope wie Amphibientümpel angelegt und Lebensräume wie Moore, Steinbrüche oder Uferbereiche renaturiert. Absterbende Baumstämme und besonders dicke, alte Bäume belasse man bewusst im Wald. Sie dienen als Lebensraum, Nahrungsquelle, Überwinterungs-, Brut- und Zufluchtsplatz.