Nach „Monte Rosa“ gibt es am 2. Juni die nächste Uraufführung am Landestheater Niederösterreich: „Eine Stadt sucht ihr Theater“ des Wiener Dramatikers Bernhard Studlar, gemeinsam mit dem Bürger*innentheater, und zwar als Audio-Walk. Wenige Tage zuvor, konkret am 28. Mai, findet die Premiere von Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ in der Inszenierung von Alexander Charim statt.
Außerdem stehen zwei Wiederaufnahmen auf dem Spielplan: Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ und „Molières Schule der Frauen“, „die im vergangenen Herbst für Jubel bei Publikum und Presse sorgten“, heißt es auf der Webseite des Theaters.
Am 12. Juni ist Ursula Strauss mit einer Stefan-Zweig-Lesung („Brief einer Unbekannten“) in der Landeshauptstadt zu Gast, am 4. Juni Nikolaus Habjan mit seinem „F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“.
Für die Familien und die über Vierjährigen gibt es „Das Städtchen Drumherum“, und mit den Sonderformaten „Die beste aller Welten“ und „Es gab ein jüdisches Leben in St. Pölten. Ein Stadtspaziergang“ begibt sich das Landestheater Niederösterreich auf den Rathausplatz und in die Stadt.
Über die Entfremdung von Mensch und Natur
Der Entwurf von Teresa Doplers „Monte Rosa“ wurde beim Stücke-Fest 2019 im Landestheater Niederösterreich mit dem Peter-Turrini Dramatiker*innenstipendium des Landes Niederösterreich prämiert. Teresa Dopler, die jüngst mit „Das weiße Dorf“ den Heidelberger Stückemarkt eröffnete, hatte „Monte Rosa“ für die Uraufführung im Mai 2020 fertiggestellt, die aufgrund der Coronavirus-Sicherheitsmaßnahmen verschoben werden musste.
Während dieser globalen Ausnahmesituation erscheinen Doplers Themen, wie die Entfremdung von Mensch und Natur, noch dringlicher als bisher. „Dichte Dunstwolken liegen in den Tälern, die Gletscher sind abgeschmolzen, und nur hoch oben in den Alpenmassiven sind noch Bergsteiger unterwegs. Gut trainiert und bestens ausgerüstet sind sie immer am Weg auf den nächsten Gipfel, dorthin wo die Luft am saubersten ist. Drei von ihnen begegnen sich unterwegs, man scannt freimütig Gesundheit, Alter und Fitness, um den Wert des Gegenübers zu ermessen, und eventuell eine vorübergehende Partnerschaft auszuhandeln, kann man auf der Website des Landestheaters Niederösterreich lesen.
Und weiter: "Schnell wird klar, dass hier fragwürdige Werte und eigenartige Umgangsformen gelten. Und weiter: „Die Vergangenheit und alles abseits der Berge scheint vergessen, auch Gesichter merkt sich niemand mehr, und über den Tod des eigenen Partners im Steinschlag kommt man schnell hinweg. Anstatt menschlicher Gefühle herrscht ein stählerner Optimismus. Fast scheint es so, als könne diese Bergsteiger nichts mehr in ihrem Dasein erschüttern.“
Welchen Wert hat das Leben?
„In einfachen, knappen, mitunter sehr humorvollen Dialogen und vor der erhabenen Kulisse nebliger Berge entwickelt Teresa Dopler in ‚Monte Rosa‘ ein erschreckendes Zukunftsszenario zwischen romantischer Schönheit und globaler Zerstörung […] Die Perspektiven kippen in diesem veritablen Schauspieler-Text immer wieder von scheinbar gefestigtem Boden auf unsicheres, ja beängstigendes, verstörendes Terrain“, so Christine Wahl anlässlich der Vergabe des Peter-Turrini-Stipendiums an die heute 31-jährige Schriftstellerin.
Der Regisseur Daniel Hoevels richtete bereits die prämierte szenische Lesung von „Monte Rosa“ beim Stücke-Fest 2019 ein. Nun zeichnet er für die Uraufführung des fertiggestellten Stückes verantwortlich, das keine geringere Frage stellt als die nach dem Wert des Lebens selbst. Auf der Bühne stehen Tobias Artner, Tim Breyvogel und Bettina Kerl. Zum Leading Team gehören neben Daniel Hoevels noch Lugh Wittig (Bühne) und Cedric Mpaka (Kostüme). Die Uraufführung ist am 19. Mai in der Theaterwerkstatt des Landestheaters Niederösterreich, weitere Aufführungen sind am 27. Mai und 10. Juni (jeweils um 19.30 Uhr).