Gastro Personalmangel
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Wirtschaft

Gastronomie klagt über Personalmangel

Die heimische Gastronomie blickt nur wenige Wochen nach der Wiedereröffnung mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Zukunft. Denn es dürfen zwar wieder Gäste empfangen werden, doch in vielen Bereichen fehlt es an Personal.

Zu wenig Personal und eine Suche nach Mitarbeitern, die sich schwierig gestaltet – ein Problem, das Harald Stumpfer nur zu gut kennt. Gemeinsam mit seiner Frau führt er einen Gasthof samt Campingplatz in Schönbühel an der Donau (Bezirk Melk). Seit Februar sind die beiden über das AMS auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir suchen Reinigungshilfen, Küchenhilfen und einen Koch“, sagt Stumpfer im Gespräch mit noe.ORF.at.

Damit ist das Ehepaar nicht alleine. Denn während der Lockdowns und der monatelangen Schließung der Gastronomie wurden viele Gastronomiemitarbeiter umgeschult. Die Personalsuche gestaltet sich nun schwierig. „Wir hoffen, dass sich noch jemand meldet, auch stundenweise. Das AMS bemüht sich sehr, aber bis jetzt ist sich niemand vorstellen gekommen. Das ist zermürbend“, hält Stumpfer fest.

Fehlende Saisonarbeiter aus dem Ausland

Jahrelang beschäftigten er und seine Frau zwei Mitarbeiter aus der Slowakei. Doch nun sind die beiden in ihre Heimat zurückgekehrt – ein weiteres Problem, das viele Betriebe betrifft. Denn einige Saisonarbeiter aus dem Ausland kehren aktuell nicht nach Österreich zurück. Ersatz für sie zu finden, sei nicht leicht, so Stumpfer. Immerhin arbeite man in der Gastronomie oft abends oder auch am Wochenende und an Feiertagen, was für viele ein Ausschlusskriterium sei.

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Harald Stumpfer und seine Frau sind derzeit fast rund um die Uhr in ihrem Gastronomiebetrieb

Um den Personalmangel vorübergehend auszugleichen, sind Harald Stumpfer und seine Frau derzeit von früh bis spät im Betrieb und packen mit an. Auch Freunde helfen stundenweise aus. Außerdem wird zurzeit ein neuer Kellner eingearbeitet. Auf Dauer könne es aber nicht so weitergehen. Sollte sich nicht bald neues Personal finden, müsse man wohl ein oder zwei Ruhetage pro Woche einführen, meint Stumpfer.

Arbeitszeiten in Gastronomie als Problem

In einer ähnlichen Lage befindet sich der Gasthof Pritz in Emmersdorf (Bezirk Melk). „Wir hatten langjährige Mitarbeiter aus Ungarn“, erzählt die Inhaberin Erika Pritz. „Sie sind in Kurzarbeit geblieben und sind, als wir sie gebeten haben zurückzukommen, leider nicht zurückgekehrt. Das war für uns natürlich persönlich ein großer Schock.“

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Erika Pritz setzt ihre Hoffnung in die Ausbildung von Lehrlingen

Möglichst rasch neues Personal zu finden, sei derzeit eine große Herausforderung, berichtet auch sie. „Noch haben wir eine leichte Saison, aber wenn es wieder voll losgeht, dann bräuchte ich auf jeden Fall noch drei bis fünf Fachkräfte“, so Pritz. Sie hofft nun darauf, möglichst rasch neue Mitarbeiter zu finden. Außerdem möchte sie wieder mehr Lehrlinge ausbilden, die dann in ihrem Betrieb weiterarbeiten.

Auch Pritz weiß: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden während der Lockdowns umgeschult, haben sich beruflich anders orientiert oder sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Wie Harald Stumpfer, sieht auch sie einen Grund für den Personalmangel in den Arbeitszeiten, die in der Gastronomie gelten.

Strengere Zumutbarkeitsbestimmungen gefordert

Der Personalmangel in der Gastronomie ist mittlerweile auch Thema in der Wirtschaftskammer. Immerhin sind viele heimische Betriebe mit der Problematik konfrontiert. Mario Pulker, Obmann des Fachverbands Gastronomie, betreibt selbst ein Hotel und Restaurant in Aggsbach-Dorf (Bezirk Krems) und ist, wie viele andere Gastronomen, auf der Suche nach neuem Personal.

Doch nicht nur die berufliche Neuorientierung viele ehemaliger Mitarbeiter sei schuld an dem Mangel, meint er. Manche hätte auch „einfach nicht mehr diesen großen Willen“, sich nach der langen Auszeit wieder am Arbeitsmarkt einzugliedern. Immer wieder würden ihm Arbeitssuchende vom AMS vermittelt, doch nur die wenigsten von ihnen würden zu einem Bewerbungsgespräch erscheinen.

Deshalb fordert Mario Pulker eine Änderung der Zumutbarkeitsbestimmungen. Denn: „Es kann nicht sein, dass in Bezirken Mitarbeiter in der Gastronomie arbeitslos gemeldet sind, in diesen Bezirken aber mannigfache Stellen frei sind“, hält er fest.