Philipp Hochmair und Sebastian Rudolf in Faust I
Zoe Aubry
Zoe Aubry
Kultur

Othello, Faust und Co. im Landestheater

Mit Klassikern wie Faust oder Othello kann das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten in der Spielzeit 21/22 aufwarten. Dazu kommen Roman-Dramatisierungen. Das Bürgertheater bringt die Eigenproduktion „1922-2022, Frauenleben in Niederösterreich“.

„Alles wird anders“, so könne die hoffnungsvolle Überschrift zur kommenden Saison lauten, begann Marie Rötzer, die künstlerische Leiterin des Landestheaters, die Präsentationsveranstaltung zur Spielzeit 2021/22. Das Coronavirus habe zu Verwerfungen und Spaltungen in der Gesellschaft geführt, ergänzte die Intendantin, doch Theater könne auch in einer „Zeit der Hindernisse“ gut mit Krisen und Improvisation umgehen.

Und das Landestheater bleibe seinem Konzept treu: „Viele gesellschaftliche Themen haben uns auch vor Corona schon im Bann gehalten: Globalisierung, neue Arbeitswelten, Klimakrise, Geschlechter- und Generationskonflikte, damit wollen wir uns mit unseren Stücken, Stoffen und Projekten weiter beschäftigen“, sagte Rötzer. Sie freue sich zudem, dass die kommende Spielzeit von sehr vielen Regisseurinnen geprägt sein wird: Rikki Henry, Sara Ostertag, Asli Kislal, Ruth Brauer-Kvam oder Nehle Dick.

Marie Rötzer, Olivia Khalil und Julia Engelmayer bei der pressekonferenz
Alexi Pelekanos
Geschäftsführerin Olivia Khalil, Intendantin Marie Rötzer und Dramaturgin Julia Engelmayer bei der Programmpräsentation

Auf die Eröffnungsproduktion „Othello“ von William Shakespeare, mit dem Premierentermin 11. September 2021, folgen vielversprechende Dramatisierungen von Romanen wie „Der Zauberberg“ von Thomas Mann oder der „Blendung“ von Elias Canetti – eingerichtet fürs Theater von Autor Paulus Hochgatterer und dem Puppenkünstler Nikolaus Habjan. Anna Marboe inszeniert für das Klassenzimmertheater des Landestheaters Hermann Hesses Roman „Demian“.

Regiestar Frank Castorf inszeniert in Sankt Pölten

Der große Mann des deutschen Regietheaters, Frank Castorf, inszeniert die Uraufführung des Stückes „Schwarzes Meer“ von Irina Kastrinidis. Die Schweizer Schauspielerin und Autorin mit griechischen Wurzeln thematisiert darin das Schicksal ihres Großvaters, einem Pontosgriechen. Die christlich geprägten Griechinnen und Griechen lebten an der türkischen Schwarzmeerküste, wurden jedoch im Osmanischen Reich verfolgt und im Jahr 1923 in Folge des Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkei zwangsdeportiert.

Bettina Kerl als Sophie Scholl
Alexi Pelekanos
„Name: Sophie Scholl“ ist ein Klassenzimmerstück über Zivilcourage und Mut

Gastspiele gibt es unter anderem vom Schauspielhaus Zürich mit dem Klassiker „Faust I“ in der Inszenierung von Nicolas Stemann. Das Thalia-Theater in Hamburg bringt Molières „Der Geizige“ in der Regie von Leander Haußmann nach St.Pölten und vom Berliner Ensemble kommt „Kunst“ von Yasmina Reza.

Nehle Dick realisiert mit ihrem höchst erfolgreichen „Bürger*innentheater“ die Eigenproduktion „1922 – 2022, Frauenleben in Niederösterreich“ (ab 22. April). Eine der Portraitierten ist Marianne Hainisch aus Baden: „Ich verbrachte eine schlaflose Nacht, mein ganzes Wesen war im Aufruhr, denn es war mir die unzweckmäßige Erziehung und die Benachteiligung des Frauengeschlechts mit einem Male klar geworden. So konnte es nicht bleiben“, schrieb sie 1870 in ihr Tagebuch. Sie kämpfte in der frühen Frauenbewegung in Niederösterreich und setzte sich energisch für die Zulassung von Frauen für das Hochschulstudium ein.

Gandhi und Sophie Scholl im Klassenzimmer

Das Klassenzimmertheater bereitet für seine Aufführungen in den Schulen noch zwei weitere Produktionen vor: „Gandhi – der schmale Grat“ und „Name: Sophie Scholl“. Das Stück verschränkt die Biografien der historischen mit einer heutigen Sophie. Es ist ein Klassenzimmerstück über Zivilcourage und Mut. Es inszeniert die junge Regisseurin Jana Vetten.

Das kleine Gespenst im Landestheater
Alexi Pelekanos
Auf Kinder und Jugendliche warten unter anderem „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler

Zum veranstaltungsreichen Literaturfestival „Blätterwirbel“ (Porträt-Schwerpunkte zu Thea Dorn und Sasa Stanisic) wird von 7. bis 31. Oktober geladen. Auf Kinder und Jugendliche warten unter anderem „Das Städtchen Drumherum“ von Mira Lobe und „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler.

Publikum ist „treu geblieben“

Das Publikum sei dem Haus treu geblieben, berichtete Geschäftsführerin Olivia Khalil, nur wenige Abonnenten hätten gekündigt. Derzeit gelange im Sinn des Präventionskonzepts noch nicht die volle Kapazität in den Verkauf. Ab 9. August können Einzelkarten reserviert werden, die vorzugsweise digital übermittelt werden. Die Pandemie-bedingte Pause habe man auch dazu genutzt, die Belüftung in den Sälen zu modernisieren. So wurde von einem Umluft- auf ein Frischluftsystem umgestellt.