Lokalaugenschein in Hrusky
ORF / Gernot Rohrhofer
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Chronik

Nach Tornado: Situation noch immer dramatisch

Eine Woche nach dem verheerenden Tornado im Süden Tschechiens ist die Situation wenige Kilometer von der Grenze noch immer dramatisch. Es gibt keinen Strom, viele können nicht in ihre Häuser zurück. Sieben Ortschaften sind besonders schwer getroffen.

Erst vor eineinhalb Jahren zog Radek Říha in ein Haus in der tschechischen Gemeinde Hrusky. Jetzt ist davon nur noch das Erdgeschoss übrig. Der Tornado vor einer Woche zerstörte alle Räume im ersten Stock sowie das Dach vollständig. „Ich bin sehr traurig. Ich kann das nicht in Worte fassen“, sagte der Hausbesitzer bei einem Lokalaugenschein am Freitag gegenüber noe.ORF.at.

Ministerpräsident: „Hätten nie mit Tornado gerechnet“

In der Gemeinde Moravska Nova Ves, die besonders stark betroffen ist, geht es vielen wie Říha. Der Tornado hinterließ auch hier eine Spur der Verwüstung. Dreihundert Häuser wurden zerstört, 26 davon so schwer, dass sie in der Zwischenzeit abgerissen werden mussten.

Auch Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš und sein Stellvertreter machten sich am Freitag ein Bild der Lage. „Wir hätten nie gedacht, dass wir in Mähren oder Tschechien einen Tornado haben werden. Wir haben das in Filmen oder in Amerika gesehen, aber hier – das ist etwas Unvorstellbares“, zeigte sich Babiš erschüttert.

Marek Košut, Bürgermeister von Moravska Nova Ves, sagte: „Es sieht hier aus wie in Ländern, in denen Krieg war, zum Beispiel in Jugoslawien – dort sind die Häuser auch noch immer zerstört.“ Es werde Monate oder Jahre dauern, bis die Stadt wieder aufgebaut sei.

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Lokalaugenschein in Hrusky
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Der Tornado im südlichen Tschechien hinterließ eine Spur der Verwüstung
Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Lokalaugenschein in Hrusky
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Lokalaugenschein in Moravska Nova Ves
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Freiwillige Helfer unterstützen Betroffene

Dennoch zeigten sich einige Bewohnerinnen und Bewohner zuversichtlich. „Es ist ein Segen, dass ich am Leben bin. Die Hilfsbereitschaft ist großartig, es sind viele Menschen hier, die uns helfen“, betonte etwa Jaroslav Zálešák aus Moravska Nova Ves. Die Stimmung der Menschen sei tatsächlich wieder besser, bestätigte auch Bürgermeister Marek Košut. „Wir haben viele Freiwillige, die uns helfen und auch psychologisch betreuen. Aber trotzdem haben wir auch Angst, dass es den Menschen hier in ein, zwei Monaten wieder deutlich schlechter geht“, hielt er fest.

Auch am Freitag waren einige freiwillige Helfer vor Ort. „Ich war schockiert, als ich von der Situation hier gehört habe. Ich habe Zeit, deshalb helfe ich“, begründete Tomas Foldyna, einer von ihnen, seine Mithilfe. Auch Dadeas Besa packte mit an. „Wir versorgen die Menschen hier mit Speisen und Getränken. Wir haben uns zusammengerufen. Alles, was wir hier verteilen, wurde uns gespendet“, erzählte er.

Die tschechische Regierung bezifferte den Schaden am Freitag indes auf 15 Milliarden Kronen, was 600 Millionen Euro entspricht. Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš bedankte sich am Freitag besonders bei Österreich: „Nur die österreichischen Hubschrauber konnten fliegen und helfen, und dafür sind wir natürlich sehr dankbar.“

Schrattenberg und Allentsteig kein Katastrophengebiet

In Niederösterreich gelten die beiden von schweren Unwettern betroffenen Orte Schrattenberg (Bezirk Mistelbach) und Allentsteig (Bezirk Zwettl) unterdessen seit Freitag nicht mehr als Katastrophengebiete. Die von den jeweils zuständigen Bezirkshauptmannschaften erlassenen Verordnungen wurden nach Angaben des Landes aufgehoben. In beiden Regionen hatten mehrere Zentimeter große Hagelkörner hunderte Hausdächer stark beschädigt. In Folge waren Helfer tagelang im Einsatz, auch Katastrophenhilfskräfte der Feuerwehr waren im Einsatz.

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Aufräumarbeiten in Allentsteig
APA/FF ALLENTSTEIG/BEZIRKSFEUERWEHRKOMMANDO ZWETTL
Auch Allentsteig und Schrattenberg waren am Donnerstag vergangener Woche von schweren Unwettern betroffen
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Schrattenberg
APA/BFÜST MISTELBACH/JOHANN PLACH
Aufräumarbeiten in Allentsteig
ORF / Schwarzwald-Sailer
Aufräumarbeiten in Allentsteig
ORF / Schwarzwald-Sailer
Aufräumarbeiten in Allentsteig
ORF / Schwarzwald-Sailer
Aufräumarbeiten in Allentsteig
privat / Ewald Zeilinger
Aufräumarbeiten in Allentsteig
privat / Ewald Zeilinger
Aufräumarbeiten in Allentsteig
privat / Ewald Zeilinger

Unterstützung gab es auch seitens des Bundesheeres. Erschwert wurden die Einsätze immer wieder durch die Hitze. „Der Zusammenhalt ist stärker als jede Naturkatastrophe, das haben die Einsatzkräfte in diesen Katastrophentagen eindrucksvoll bewiesen“, sagte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Weitere gröbere Unwetterschäden, die in beiden betroffenen Gebieten aufgrund aufziehender Fronten in den vergangenen Tagen befürchtet worden waren, blieben bis dato aus.