Polizei-Hubschrauberpilotin Regine Pichler
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„MENSCHEN IM BLICKPUNKT“

Vom Taschenrechner in den Himmel

Sie war Buchhalterin und wurde Polizei-Hubschrauberpilotin: Regine Pichler aus Grafenwörth (Bezirk Krems) war Mitte 20 als sie beschlossen hat, ihrem bisherigen Berufsleben den Rücken zuzuwenden und noch einmal ganz von vorne anzufangen.

Vom Fliegen war Regine Pichler schon immer fasziniert. Schon als Kind bastelte sie Modellflugzeuge, machte mit ihren Großeltern Ausflüge auf den nahen Flugplatz in Krems, lernte später sämtliche Details über Flugzeuge auswendig und erkennt jede Flugzeugtype von weitem. Woher das kommt, weiß Regine Pichler bis heute nicht, aber die Faszination verlor sie nach wie vor nicht.

Dabei arbeitete sie eigentlich als Buchhalterin und führte den Beruf viele Jahre im familiären Unternehmen aus. „Das hat mir in der Zeit auch gut gefallen“, erzählt sie mit Blick zurück gegenüber noe.ORF.at, „aber es war nicht die Herausforderung, die ich gebraucht habe“. Eines Tages fasste sie den Mut und buchte eine Hubschrauberflug-Schnupperstunde mit einem Fluglehrer in Stockerau. „Mit einem Grinser bin ich ausgestiegen und habe beim Heimfahren die ganze Zeit gelacht und gewusst: ,Das ist es! Das mache ich jetzt!’“

Lernen bis in die frühen Morgenstunden

Polizeihubschrauber fliegen war das erklärte Ziel. Den Privat- und Berufspilotenschein musste sie damals noch im Alleingang machen, parallel dazu absolvierte sie die Polizeischule in Wien. Es folgte der Streifendienst im zweiten Bezirk. Vom Entschluss bis zur Bewerbung für die Ausbildung zur Hubschrauberpilotin bei der Polizei vergingen einige Jahre. „Aber ich war mir so sicher, ich war davon überzeugt, dass ich das machen möchte und es war für mich klar, ich mache alles dafür“, so Pichler. Nicht nur einmal lernte sie bis in die frühen Morgenstunden für Prüfungen.

Polizei-Hubschrauberpilotin Regine Pichler
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Regine Pichler erfüllte sich ihren Traum und wurde Hubschrauberpilotin

Heute ist sie eine von zwei Hubschrauberpilotinnen in der Flugeinsatzstelle Wien, die für Wien, Niederösterreich und Teile des Burgenlandes zuständig ist. Regine Pichler ist die einzige Frau, die aktiv fliegt. Als ein Vorbild sieht sie sich dennoch nicht. „Es ist die Position des Piloten oder der Pilotin für alle gleich, egal ob man als Frau oder Mann drinnen sitzt. Die Anforderungen sind gleich und auch die Ausbildung ist gleich“, so Pichler.

Eingespieltes Team im Cockpit

Den Dienst versieht Pichler mit einem Flight-Operator, einem Flugretter der Polizei. Die Crew im Cockpit ist ein eingespieltes Team. Vertrauen und eine klare Absprache zwischen Pilot und Flight-Operator sind Voraussetzung. „Keiner kann ohne den anderen, untereinander wird besprochen, wie man den Einsatz abwickelt, um den größtmöglichen Erfolg zu haben“, so Pichler.

Flight-Operator Gerhard Postl pflichtete bei: „Ich muss mich darauf verlassen können, dass die Pilotin alles beherrscht und alles was sie macht, mit mir kommunziert – und umgekehrt muss sie Bescheid wissen.“ Ob Mann oder Frau den Hubschrauber steuert, sei „egal“. Flugretter und Pilot seien ein Team, so Postl.

Polizei-Hubschrauberpilotin Regine Pichler
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Pichler meistert vielfältige und schwierige Einsätze

Vermisste suchen, nach Verdächtigen fahnden, Waldbrände löschen, Personen retten oder das Geschehen aus der Luft überwachen – die Anforderungen sind hoch, kein Tag gleicht dem anderen und in der Früh ist oft noch nicht klar, wie und wo der Tag enden wird. Es sei schon „eine spezielle Art des Polizeidienstes“, lacht Pichler, wenn sie über ihren Alltag erzählt.

Traumberuf „bis zur Pension“

Oft herausfordernd müsse man immer hoch konzentriert vorgehen, denn manchmal ende ein Einsatz auch völlig überraschend, wie die Fahndung nach einem Tankstellenräuber im westlichen Wien: „Gefunden haben wir dann eine Person, die in suizidaler Absicht Tabletten genommen und Alkohol getrunken hat. Die haben wir rein zufällig gefunden, weil sie in unserem Suchgebiet gelegen ist.“

In letzter Minute habe die Crew aus der Luft einen Arzt zum Patienten gelotst, der schließlich überlebte. „Das sind die schönen Momente, die man als Hubschrauberpilotin erleben darf.“ Und darum hat sie auch nach einigen Jahren als Hubschrauberpilotin bei der Polizei keinen Zweifel, dass sie sich mit ihrem Job nicht nur den Traum vom Fliegen erfüllte, sondern auch täglich ihren Traumberuf ausüben darf, und das „definitiv bis zur Pension“, wie Pichler sagt.