Verkehr

Tempo 100: St. Pölten plant „zivilen Ungehorsam“

Seit Langem fordern einige St. Pöltner Politiker und Anrainer, dass auf der Westautobahn (A1) bei St. Pölten Tempo 100 eingeführt wird. Passiert ist bisher nichts, deshalb will man die Sache nun selbst in die Hand nehmen und eine Sperre der Autobahn planen.

St. Pöltens Vizebürgermeister Harald Ludwig (SPÖ) zeigte sich am Dienstag verärgert. Denn er und viele andere St. Pöltner würden sich schon lange Tempo 100 auf jenem Teil der Westautobahn wünschen, der sich auf Stadtgebiet befindet. Seit Beginn der 2000er-Jahre habe man bereits „mehrere Eingaben an die jeweiligen Ministerinnen und Minister gemacht, egal welcher politischen Farbe, es gab parlamentarische Anfragen und Initiativen, sowohl an das Land als auch an den Bund“, so Ludwig gegenüber noe.ORF.at. Geändert habe sich bisher aber nichts.

Erst diesen Frühling hatten die Mandatarinnen und Mandatare des St. Pöltner Gemeinderats dann einstimmig für den Lärmschutz in der Landeshauptstadt gestimmt und eine Petition an Klima- und Mobilitätsministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie an die zuständigen Abteilungen des Landes Niederösterreichs geschickt. Doch laut Ludwig hätten die jeweils angesprochenen Ebenen zum wiederholten Male angegeben, nicht dafür zuständig zu sein. Weiters sei angesichts der Luftgütewerte in St. Pölten kein Bedarf für eine Geschwindigkeitsreduktion festgestellt worden.

„Wollen zuständige Behörden wachrütteln“

Deshalb „wollen wir nun mit zivilem Ungehorsam und einer geplanten Sperre der A1 auf dem St. Pöltner Stadtgebiet die zuständigen Behörden wachrütteln“, kündigte Ludwig am Dienstag an. Das konkrete Vorgehen soll am Mittwochabend bei einer Veranstaltung im Cinema Paradiso in der Landeshauptstadt besprochen werden.

Zu dieser wurde auch der Tiroler Politiker und Transitforum-Chef Fritz Gurgiser eingeladen. Denn: „Ihm ist gelungen, das für Tirol zu erreichen, was wir auch für St. Pölten erkämpfen wollen“, so Ludwig. Gurgiser hatte in der Vergangenheit gemeinsam mit Unterstützern die Brenner- und die Inntalautobahn aus Protest gegen zu viel Verkehr und Lärm besetzt.

Der Vizebürgermeister setzt seine Hoffnungen aber auch auf die Petition „Qualitativer Lärmschutz für St. Pölten“, die erst vergangene Woche vom St. Pöltner Rudolf Kernstock im Parlament eingereicht worden war. In dieser wird sogar Tempo 80 auf der A1 in St. Pölten gefordert. „Hinter der Petition stehen nicht nur alle Parteien des St. Pöltner Gemeinderates, sondern auch verschiedene Bürgerinitiativen und seit Jahrzehnten alle Ebenen der St. Pöltner Stadtregierung“, hielt Ludwig fest.