Roboter Helga im Robotiklabor
ORF/ Hannes Steindl
ORF/ Hannes Steindl
Soziales

Roboter sollen Behinderten im Alltag helfen

Handy-Apps, Elektrorollstühle oder Assistenzroboter: Der technische Fortschritt ermöglicht Menschen mit Behinderung immer mehr, ein selbstbestimmteres Leben zu führen. Das Land hat nun erheben lassen, welchen Unterstützungsbedarf diese Personen haben.

Insgesamt gibt es rund 130.000 Menschen mit Behinderung in Niederösterreich, 18.507 sind aufgrund einer Körper-, Sinnes- bzw. Mehrfachbehinderung auf Unterstützung des Landes angewiesen. Das entspricht 1,11 Prozent der Bevölkerung im Bundesland.

Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Betroffenen um rund neun Prozent auf 20.275 ansteigen, heißt es in einer Studie des Kompetenzzentrums für Nonprofit-Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien, die im Auftrag des Landes Niederösterreich durchgeführt und am Donnerstag vor Medienvertretern in St. Pölten präsentiert wurde.

Neue Möglichkeiten durch Smartphones oder Tablets

Vor allem Menschen mit einer körperlichen Behinderung waren bis jetzt auf persönliche Assistenz angewiesen, um ihren Alltag meistern zu können. Diese Gruppe soll künftig besonders vom technischen Fortschritt profitieren. Elektrische Rollstühle oder mobile Assistenzroboter machen es ihnen möglich, ein immer selbstbestimmteres Leben zu führen. Der Studie zufolge sind in diesem Bereich bis zum Jahr 2030 die meisten Hilfsmittelanträge zu erwarten.

Für Menschen mit einer Sehbehinderung sind in den letzten Jahren durch Tablets, Smartphones oder Laptops neue Unterstützungsmöglichkeiten dazugekommen. Auch hier werden „technologische Lösungen zunehmen, die bei der Mobilität und bei der Verrichtung von Alltagstätigkeiten unterstützen sollen“, schreiben die Studienautoren. Die Zahl der Personen mit Sehbehinderung soll einer Prognose zufolge bis 2030 um 4,5 Prozent steigen.

Präsentation des Behinderten-Bedarfsplans in St. Pölten
ORF
Präsentierten am Donnerstag den Bedarfsplan für die Behindertenhilfe in Niederösterreich: Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (r.) und Selma Sprajcer vom NPO Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien (2.v.r.)

Mehr technologische Lösungen, aber auch mehr Personen mit Cochlea-Implantat werden bei Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung erwartet. Personen mit einer Kommunikations- oder Sprachbehinderung sollen von neuer Software am Tablet oder Smartphone profitieren. Nachdem derartige Software bereits leicht verfügbar ist, könnte in diesem Bereich die Zahl der Hilfsmittelanträge bis 2030 sogar zurückgehen.

„Technik und Menschlichkeit, wir brauchen beides“

Der Landesrechnungshof hatte dem Land 2017 empfohlen, einen Bedarfsplan für die Behindertenhilfe in Auftrag zu geben, um die Versorgung von Menschen mit einer Körper-, Sinnes- oder Mehrfachbehinderung auch künftig gewährleisten zu können. „Wir wollen aber nicht nur auf Technik setzen“, hielt Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bei der Präsentation dieses Bedarfsplans am Donnerstag fest, „Technik und Menschlichkeit, wir brauchen beides.“

8.013 Personen aus der Gruppe jener rund 18.000 Personen, die hohen Unterstützungsbedarf haben, sind 65 Jahre oder älter, 7.117 Personen sind 45 bis 64 Jahre alt. „Das macht schon relativ deutlich, dass wir uns ganz besonders um eine Gruppe mit Behinderung kümmern müssen, die relativ alt ist und zunehmend älter wird“, sagte Teschl-Hofmeister.

Forderung nach zentraler Anlaufstelle

Um einen Antrag für ein technisches Hilfsmittel zu stellen, gibt es viele verschiedene Stellen. „Das macht es kompliziert“, sagte die Soziallandesrätin. Sie wiederholte daher die Forderung an den Bund, eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen, „die es den Menschen, die betroffen sind, möglich macht, in einem one-stop-shop zu dem zu kommen, was sie brauchen.“

Im Jahr 2019 hatte das Land der Studie zufolge 1,4 Millionen Euro für Hilfsmittel ausgegeben, dabei wurden etwas weniger als 700 Hilfsmittel gefördert bzw. Zuschüsse gewährt. Vorwiegend handelte es sich um Investitionen in Fahrzeuge, damit die Menschen mobil sein können, aber auch um den behindertengerechten Umbau von Eigenheimen. Aber auch in die persönliche Assistenz werde investiert, sagte Teschl-Hofmeister, im Vorjahr habe man vier Millionen Euro in die Hand genommen.