Jo Aichinger
Helmut Lackinger
Helmut Lackinger
Kultur

Festivalkurator Josef „Jo“ Aichinger ist tot

Der langjährige künstlerische Leiter des Klangraum Krems Minoritenkirche und des Festivals Glatt&Verkehrt ist am Sonntag nach langer schwerer Krankheit verstorben. Josef „Jo“ Aichinger wurde 66 Jahre alt und prägte mit seinen Ideen die Kremser Kulturszene.

„Jo Aichinger wird uns allen sehr fehlen. Im Klangraum Krems, in der Kulturszene der Stadt und in der niederösterreichischen und österreichischen Musikfestivallandschaft. Er war immer auf der Suche nach Musik, die ihn selbst und das Publikum herausforderte: mit all seinem Herzblut, seiner Liebe, seiner Begeisterung und seinem großen Engagement“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Aussendung der NÖ Festival und Kino GmbH zum Ableben von Josef Aichinger.

Entwickler zahlreicher neuer Kulturformate

Aichinger wurde 1955 in Bad Aussee im steirischen Salzkammergut geboren und wuchs in Fels am Wagram (Bezirk Tulln) auf. Er wurde als Techniker ausgebildet und war Autodidakt. Er beschäftigte sich früh mit Free Jazz. In den frühen 1980er-Jahren gründete er den Jazzklub Thürnthal, später die Kunstwerkstatt Tulln. Während seiner Mitarbeit bei der Landeshauptstadtplanung entwickelte er das Festival „Neue Impressionen“ in der Synagoge St. Pölten.

In memoriam

Ö1 ändert sein Programm und erinnert in den „Spielräumen“ heute um 17.30 Uhr an den „Musik-Ermöglicher“ Jo Aichinger – mehr in oe1.ORF.at.

Als technischer Leiter der Kunsthalle Krems erhielt Aichinger 1992 von Gründungsdirektor Wolfgang Denk den Auftrag, eine spartenübergreifende Konzertschiene unter Einbeziehung der Minoritenkirche in Krems auf die Beine zu stellen. Daraus folgte ein legendäres, viertägiges Konzertereignis mit La Monte Young, einem der einflussreichsten Vertreter der Minimal Music, und der Lichtkünstlerin Marianne Zazeela. 1995 gestaltete Aichinger anlässlich der 1.000-Jahr-Feier der Stadt Krems ein Akkordeonfestival, das den Grundstein für das zwei Jahre später gegründete Festival Glatt&Verkehrt legte.

Mehr „Verkehrt“ als „Glatt“

Dafür holte er das ORF-Radio Ö1, und damit auch die Kuratoren Wolfgang Schlag und den heutigen künstlerischen Leiter Albert Hosp, sowie die European Broadcast Union (EBU) ins Boot: „Das Festival habe ich ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass es noch etwas Anderes gibt, als die eigenen vier Wände und die eigene Kultur“, so Aichinger. Dabei sollte Glatt&Verkehrt kein mainstreamiges Weltmusikfestival werden, das Experimentelle, „Verkehrte“, war ihm näher als das „Glatte“, der Mainstream: „Ich wollte etwas ausrichten, das von den traditionellen Formen von Volksmusik ausgeht und gleichzeitig in den zeitgenössischen und auch in den experimentellen Bereich hineinreicht.“

Josef Aichinger wurde mehrfach ausgezeichnet. 2014 erhielt er den Ehrenpreis der Jury des Austrian World Music Award, 2017 beim Kulturpreis des Landes Niederösterreich den Würdigungspreis in der Sparte Musik sowie ebenfalls 2017 den Österreichischen Kunstpreis in der Kategorie Musik. In zwei Tagen, am Mittwoch, wird das diesjährige Festival Glatt&Verkehrt im 25. Jubiläumsjahr eröffnet. Am Eröffnungsabend ist ein Gedenken an Josef Aichinger geplant.