Knappenhof in Reichenau
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Wirtschaft

Ein Sommer in Reichenau ohne Festspiele

Es ist heuer der zweite Sommer hintereinander ohne Festspiele in Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen). Das bedeutet einen deutlichen Rückgang an Nächtigungen in der Region. Gleichzeitig werden traditionelle Sommerfrischehotels in Reichenau neu belebt.

Die langjährige Geschichte des traditionellen Knappenhofs, oberhalb von Reichenau gelegen, geht bis ins Jahr 1908 zurück. In diesem Jahr eröffnete Camillo Kronich den Knappenhof als exklusives Alpenhotel am Fuße der Rax. Kronich, der unter dem klingenden Namen „Raxkönig“ bekannt war, trug wesentlich zur Erschließung des Bergmassivs Rax bei und prägte durch verschiedene Initiativen den Alpentourismus südlich von Wien.

Nach einer Insolvenz wurde der Knappenhof im Vorjahr auf neue Beine gestellt. Der Standort wurde von Hotelbetreiberin Helena Ramsbacher übernommen. In der Küche trägt niemand geringer als Österreichs Koch des Jahres, Max Stiegl, die Verantwortung.

Stiegl setzt auf „Nachhaltigkeit und Regionalität“

Der burgenländische Starkoch hat sich mit seiner besonderen Philosophie „Nose to Tail“ einen Namen gemacht und sorgt seit Jahren mit seiner Küche im „Gut Purbach“ für Aufsehen. Nun drückt er mit seinem Prinzip auch dem Knappenhof einen besonderen Stempel auf.

„Bei mir geht es immer um Nachhaltigkeit und Regionalität. Es geht darum, das Ganze zu verwerten, um dem Tier eine andere Positionierung zu geben. Wir haben hier genauso Bries und Zunge auf der Karte, ebenso haben wir einen Rostbraten, eine wunderbare Patisserie. Kapaun haben wir derzeit auf der Karte, und Fisch aus der Region“, sagt Stiegl.

Knappenhof in Reichenau
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Max Stiegl (1.v.l.) kocht im Knappenhof

Der Knappenhof will künftig alle Generationen nach Reichenau bringen, sagt dessen Leiterin Helena Ramsbacher. Sie habe sich selbst in das Haus verliebt, möchte den Wellnessbereich weiter ausbauen und sie ist sich sicher, dass das Comeback der Sommerfrische weiter anhalten wird. „Es wird ein Comeback nicht nur für die Menschen, die das von früher kennen, sondern auch für die junge Generation. Schwammerl sammeln ist wieder ganz modern, wandern ist wieder ganz modern, jeder hat in der Coronazeit gesehen und gelernt, wie schön das Nahe oft liegen kann“, so Ramsbacher.

Nächtigungszahlen und Festspiele gehen Hand in Hand

Der Knappenhof ist aber nicht das einzige Traditionshotel in Reichenau, das im Vorjahr neu übernommen wurde. Auch der Marienhof im Ortszentrum hat mit der Hoteliersfamilie Pirker aus Kärnten neue Besitzer gefunden. Das Traditionshaus soll wieder zu einem „place to be“ werden, sagt Stefan Pirker. Aber aller Anfang ist schwer, aufgrund des Festspielausfalls ist die Auslastung im Juli von 100 auf 30 Prozent gefallen. „Wir begrüßen aber auch ganz neue Gäste in dieser Zeit, die die Region kennen und schätzen lernen“, sagt Pirker.

Knappenhof in Reichenau
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Ein unerwartet ruhiger Sommer in Reichenau

Generell bedeutet der Ausfall der Festspiele Reichenau einen Nächtigungsrückgang gegenüber der Jahre, wo von Anfang Juli bis Anfang August bis zu 120 Theatervorstellungen über die Bühne gingen. Das Bemühen in der ganzen Gemeinde ist aber dennoch sehr groß, sagt die Leiterin des Tourismusbüros, Sabine Tauchner. „Heuer sind wir wieder am steigenden Ast, aber wir werden nicht dorthin kommen, wo wir waren“, so Tauchner.

Aber im nächsten Jahr will Reichenau wieder dorthin kommen, denn da sollen auch die Festspiele mit der neuen künstlerischen Leiterin, Burgschauspielerin Maria Happel, ein Comeback feiern, und die Entwicklung der Festspiele wird für die Entwicklung des Tourismusstandortes in den nächsten Jahren prägend sein.